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TEDESCHI TRUCKS BAND – I Am The Moon – III. THE FALL

~ 2022 (Fantasy Records-Concord/Universal Music) – Stil: Blues Rock, Flower Power, Soul, Folk ~


Derek Trucks und seine Frau Susan Tedeschi und ihre zahlreichen Mitstreiterinnen und Mitstreiter (die passen alle nur auf ein Promobild im Querformat) legen hier den dritten Teil ihrer vierteiligen Serie mit sechs weiteren Stücke vor. Auch hier dominiert die gute alte Rockmusik der Vergangenheit.

Zur Erinnerung: Dem vierteiligen Konzept liegt das alte –  immerhin neunzigseitige – Gedicht ´Layla und Majnun´, des Sufi-Dichters Nizami Ganjavi aus dem 12. Jahrhundert über die sich kreuzenden (unglücklichen) Liebenden zugrunde. Auch Eric Clapton nahm in seinem ´Layla´ mit DEREK AND THE DOMINOS darauf Bezug (und meinte Patty Boyd, die Frau seines guten Freundes George Harrison, aber das ist eine andere Geschichte…), griff nach Aussagen des Infos aber nur ein Element des Gedichts auf, während das Gedicht selbst eine Vielzahl von Themen enthält: Familiendrama, Klassendiskriminierung, Isolation. Die TEDESCHI TRUCKS BAND entwickelte aus dem Gesamtgedicht das ambitionierte vierteilige Projekt ´I AM THE MOON´.

Susan Tedeschi steht hier beim dritten Teil gesanglich beim starken Auftakt ´Somehow´ zunächst im Mittelpunkt und die ersten drei Songs sind deutlich strukturierter als die beiden Vorgänger, ohne längere Improvisationen. ´Yes We Will´ ist zum Beispiel ein hervorragend gesungener relaxter Blues Rock-Titel mit dem Flair und Kämpfergeist der späten 60er Jahre. Mit Chor, Soul und gitarristischen Höchstleistungen umgesetzt in prägnanten Soli.

Susan Tedeschi legt viel Power und Emotion in ihren Gesang, erinnert an große Sängerinnen wie Grace Slick oder Julie Driscoll. Sie und der oft wie entfesselt aufspielende Ehemann sind auch hervorragende Gitarristen. ´Gravity´ ist dann Fusionsrock mit viel Soul und Jazz. Und viel gutem Wah-Wah in der Gitarrenarbeit. Die stark rockende Gitarre im Zusammenspiel mit dem Boogie-Piano, Susans Gesang und prägnant eingesetzten Bläsern kann überzeugen. Gegen Ende gibt es dann ein virtuoses Zusammenspiel zwischen den genannten Instrumenten mit einer alles überstrahlenden Gitarre.

Herzschmerz mit Folk- und Countryflair und romantischem Klavierspiel und Zuckerchören stehen beim von Derek gesungenen ´Emmaline´ dann im Vordergrund. Das ist schon etwas süßlich, aber ein netter Flower-Power Titel mit viel Liebe ausgestattet. ´Take Me As I Am´ beendet dann im gesanglichen Duett auch eher balladesk mit schöner Gitarre das wieder eher kurze Album. Aber – wie schon im Teil 2 angesprochen – Derek Trucks setzt auf die ca. 35 Minuten, die auch Jimi Hendrix oder anderen früher reichten, um Klasse statt Masse auf die Alben zu bringen. Hätte dann natürlich insgesamt auch auf zwei CDs anstatt auf vier gepasst. Aber ich halte es dem Konzept zugute und sehe es nicht als Verkaufsstrategie.

Das Coverartwork führt die Reihe der ersten beiden Alben fort mit der Mondsichel im Mittelpunkt. Für mich insgesamt eine Steigerung zu den ersten beiden Alben. Auch wenn ich die Improvisationen auf den beiden Vorgängern gemocht habe, kommt insgesamt die stärkere Struktur und ein Hang zur Entspanntheit dem dritten Album zugute. Auch dieses Mal wirklich empfehlenswert für echte Rockliebhaberinnen und Rockliebhaber mit einem Hang zur Vergangenheit und starker Gitarrenmusik. Vinyl gibt es erst im September.

(7,75 Punkte)

https://www.facebook.com/DerekAndSusan/


(VÖ: 29.07.2022)