FLAMES – Resurgence
~ 2022 (No Remorse Records) – Stil: Thrash Metal ~
26 Jahre haben die griechischen Thrasher FLAMES seit dem letzten Album verstreichen lassen. Wie das so ist, MANN wird erwachsen, heiratet, geht arbeiten für Frau, Gören und Eigenheim inklusive Haushund und Kleinwagen. Dann kommt die große Fünf und aus erwachsenen Männern werden wieder Teenager, die sich mit doppelt so jugendlichen Mitmusikern nochmal den Traum vom Rockstardasein ermöglichen wollen.
Und nun sind eben die kultigen FLAMES mit einer neuen Platte wieder am Start, auf welche die Thrashmetalwelt gewartet hat. Tatsächlich?
In Anbetracht all der Bands, die in den letzten fünfzehn Jahren eine neue Thrashmetalwelle gestartet haben, ist dies doch allerhöchstens ein weiteres Album auf dem Zettel. Machen wir uns nichts vor, die Klassiker sind alle geschrieben. Aber FLAMES kommen gerade recht, es den Frischlingen zu zeigen.
Nach dem Intro wird das Gaspedal durchgetreten, einige wirbelnde Parts drückt man der Abwechslung halber zwischen die Raserei, spielt technisch anspruchsvoller als noch 1987 und hat Songs, die zwar genau dieses und kein anderes Genre bedienen, aber Bock machen und auch so etwas wie Haken besitzen, mit denen sie sich in den Ohren und der Seele festsetzen. Innovativ ist hier selbstredend nichts mehr. Aber wir als reifere Herren mit Metalaffinität wollen ja genau das, was uns die Altvorderen schon in den mittleren bis späten 80ern vorgesetzt haben.
Mit Melodien übertreiben es FLAMES nicht, haben aber immer wohldosierte Harmonien in ihren Stücken, mit denen die peitschenden Riffs aufgewertet werden. Der Vokalist hingegen ist ein losgelassenes Tier, keift mit rostiger Stimme und wutentbrannt über Teufel und die Welt, während Schlagzeug und Bass ein absolut punktgenau aufgebautes Rhythmusfundament legen. Darüber geht die Gitarrenfraktion komplett steil und gerade im Solobereich überschlagen sich die Sechssaiter beinahe. Das klingt entfesselt, wie man Thrashmetal einfach lieben muss.
Ich finde das hier für mich wirklich stark. FLAMES besuchen alle grossen Helden der ersten Thrashphase und lassen sich inspirieren, aber heraus kommt schlichtweg Thrash mit Gefühl und Leidenschaft.
Kompositorisch einfach toll, packend, einprägsam, besser als bei vielen Berufsbands. Sollten sie so beibehalten. Die Produktion ist dann natürlich das Sahnehäubchen. Sauber, aber kraftvoll und lebendig, befeuert sie den infernalischen Gesamtausdruck soweit, das tatsächlich beinahe Flammen aus den qualmenden Boxen dringen.
Wer seine alten SEPULTURA, SLAYER, OVERKILL, DESTRUCTION, KREATOR und MALEVOLENT CREATION oder DEMOLOTION HAMMER Platten abgöttisch liebt und die neuen HEATHEN und EXODUS Alben vergöttert, bekommt hier eine gleichwertige Addition zum Klangmenü serviert.
Thrash it up, beste Platte seit ´Persona Non Grata´.
(8,5 Punkte)