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BLACK STONE CHERRY – Live From The Royal Albert Hall…Y’All!

~ 2022 (Mascot) – Stil: Southern Rock / Hard Rock ~


Mächtig kommen BLACK STONE CHERRY vom ersten Ton dieser Live-Platte über die Boxen ins heimische Zimmer. Songs wie ´Burnin’´, ´Soulcreek´, ´Blind Man´ oder ´Ringin‘ In My Head´ kommen mit Urgewalt, kompromisslos und hart, aber auch wie im Falle von ´Ringin‘ In My Head´ mit melodischen Ansätzen, die sich im Gehirn schnell festsetzen. Stark wird es auch, wenn die Härte etwas zurückgefahren wird, wie beim längeren ´In My Blood´, das deutlich Episoden der Southern Rock-Geschichte zitiert und Bands wie BLACKFOOT oder THE ALLMAN BROTHERS bei ausgedehnten Gitarrenduellen gegen Ende Tribut zollt.

BLACK STONE CHERRY kommen aus Kentucky, das trotz seiner etwas nördlichen Lage noch zu den Südstaaten zählt. Sänger und Gitarrist Chris Robertson steht im Mittelpunkt der vier harten Jungs, die schon in der High-School mit dem Schuldirektor jammten (anders als der böse Lehrer, der LYNRYD SKYNYRD Jahrzehnte vorher durch seine Strafaktionen gegen die Musik und die langen Haare zum Namen verhalf). Nach diversen Studioveröffentlichungen ist ´Live From The Royal Albert Hall… Y’All!´ die zweite Live-Platte, anscheinend ein Kindheitstraum zum 20-jährigen Bandjubiläum. In Großbritannien ist die Band auch besonders populär.

 

 

In diesem musikalischen Umfeld des südstaatlichen Rock, wo es auch mal kleinere bis größere Jam-Sessions (wie beim elfminütigen ´Cheaper To Drink Alone´) oder das eine oder andere musikalische Duell gibt, sind die Live-Platten oft noch empfehlenswerter als die soliden Studioprodukte. Das gilt auch für BLACK STONE CHERRY, die in ihrem Zusammenspiel ein „blindes“ Verständnis, obwohl Ur-Bassist Jon Lawhon 2021 ausgetauscht wurde, und viel Spielfreude zeigen.

Auch das fließende ´Like I Roll´, das mächtige ´Devil’s Queen´ oder das eingängige ´Hell And High Water´ möchten gar nicht die Wurzeln und großen Vorbilder verleugnen. Das schöne ´Things My Father Said´ zeigt, dass Tiefgang und Emotionen auch sehr gut beherrscht werden. Chris Robertson kann hier ebenfalls mit seiner kraftvollen Stimme punkten. Da scheint ein besonderes vokalistisches Gen in den USA vorhanden zu sein. ´Lonely Train´ ist gegen Schluss ein Riffmonster und zum Abschluss wird mit ´Peace Is Free´ noch einmal ein epischer Höhepunkt gespielt. Auch das hat Tradition in diesem Genre. Das Publikum singt auch hier teilweise stimmgewaltig mit.

Mit 19 Songs inklusive Drum-Solo gibt es einen ausführlichen Blick auf die bisherige Bandgeschichte und den schon beeindruckenden Backkatalog. Die meisten Songs sind eher von harter und unterhaltsamer Sorte, obwohl die Band auf den letzten Alben ihren Musikstil etwas erweitert hat. 19 Songs sind auch eine kleine „Tour de Force“, die ich aber ob der konstant hohen Spiel- und Songqualität gerne über mich ergehen lassen habe. Starke, kraftvolle Band. Der Southern Rock lebt.

(8 Punkte)