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OCTOBER THORNS – Circle Game

~ 2000/2022 (Divebomb Records) – Stil: Prog Metal ~


Sie lebten nur zwei Sommer lang. Ihre Anhängerschaft liebt sie allerdings bis zum heutigen Tag. Die New Yorker OCTOBER THORNS existierten allein von 1999 bis 2001, sorgten allerdings mit ihrem Sechs-Song-Demo im Underground für Furore.

Obwohl die von DREAM THEATER initiierte Progressive Metal-Welle Ende der Neunzigerjahre langsam abebbte, waren die Männer aus Brooklyn nochmal ein Sahnehäubchen auf der Stilistik, die bis heute gerade dieses Jahrzehnt als ihr Vorbild ansieht. Denn in diesen Crossover-trächtigen Jahren begann nicht nur der Stern des Progressive Metal aufzugehen, sondern auch die Experimentierfreude war in diesen Jahren größer als in all den Jahrzehnten hernach zusammen.

Durch des Schicksals Fügung fanden sich die Gitarristen Joe Chawki und Dave Pando, Bassist Dave Z (R.I.P, später TRANS-SIBERIAN ORCHESTRA, ADRENALINE MOB), Keyboarder Norbert Sator (DEEPER THAN BLACK), Schlagzeuger Joe „Jofu“ Cardillo (ZANDELLE) und Sänger Paul LaPlaca (ZANDELLE, Chris Caffery, ZO2), der auch „Catalyst Promotions“ leitete und somit OCTOBER THORNS einige Festivalauftritte vermitteln konnte, zusammen.

Dabei sprach das Songmaterial von OCTOBER THORNS ganz für sich alleine. Das Sextett spielte einen fidelen und äußerst versierten Prog Metal der Neunzigerjahre. Sie waren härter als RUSH und TILES, sie waren hektischer als ENCHANT und US-amerikanischer als ELDRITCH, OCTOBER THORNS waren schlichtweg eine außerordentlich talentierte Formation.

 

 

In eben dieser Stilistik zwischen Progressive Rock und Progressive Metal eröffnen OCTOBER THORNS mit ´Page One´ dieses sagenumwobene Sechs-Song-Demo. Beim sich anschließenden ´Circle Game´ drängen sich die Klaviertasten mehr in den Vordergrund und das Keyboard kann sich zwischen den Melodien zum Niederknien ein Solo erkämpfen.

Metallischer zeigt sich ´Soul Forge´ zwischen der eigenen Filigranität und dem Tech Metal, sowie einem beinahe zum Prog-Hüpfen animierenden Rhythmus. Der kraftvolle Rhythmus bestimmt ebenfalls das Bild von ´No Idle Phrase´, während der melodische Refrain auch durch DIVIDED MULTITUDE auf der anderen Atlantik-Seite begeistern könnte.

Der Gesang, etwa in ´Jihad´ mehrstimmig vorgetragen, ist neben aller wahnsinnig beeindruckenden instrumentalen Fertigkeit von außerordentlicher Güte. Bei ´Exhausted Minds´ nähert er sich sogar FAITH NO MORE an, doch Paul LaPlaca sah diesen Gesangsabschnitt niemals als Rap, sondern schlichtweg als schnell vorgetragenen Gesang an.

„Divebomb Records“ ist es zu verdanken, dass dieser Neunzigerjahre-Pflichtstoff unter dem Titel ´Circle Game´ endlich angemessen veröffentlicht wird, samt dem bislang völlig unbekannten ´Leviathan´ und einer weiteren Version von ´Sounds Of Life´ sowie vier Demo-Kompositionen, die von ihrer Qualität kaum hinter dem Sechs-Song-Demo abfallen und bei denen insbesondere der überragende Neunminüter ´Tree´ weit heraussticht.

Langjährige Progressive Metaller sprechen daher zweifelsfrei höchste Qualität aus:

(9 Punkte)

https://www.facebook.com/October-Thorns-116719685391554/

https://octoberthorns1.bandcamp.com/releases

https://divebombrecords.bigcartel.com/product/october-thorns-circle-game-deluxe-edition