PlattenkritikenPressfrisch

JOHN HAMMOND & THE WICKED GRIN BAND – Wicked Grin – Live

~ 2022 (MiG Music) – Stil: Blues/Rock ~


John Paul Hammond erkämpfte sich trotz eines berühmten Platten-Produzenten/Talent-Scouts als Vater einen Platz in der Musikszene. Er schwärmte früh von Robert Johnson, Blind Boy Fuller und Blind Willie McTell, aber auch von Lightnin‘ Hopkins und dem Chicago Blues. Als Songwriter konnte sich John Hammond seit seiner allerersten Langspielplatte Anfang der Sechzigerjahre über all die Jahrzehnte allerdings keinen Namen machen, er wurde vielmehr zum mächtigen Interpret großer akustischer und elektrischer Blues-Kompositionen.

Auch John Hammonds achtundzwanzigstes Studioalbum war von Fremdkompositionen geprägt. Gemeinsam mit Freund und Produzent Tom Waits nahm er das im März 2001 veröffentlichte Werk ´Wicked Grin´ auf. Die starke Song-Sammlung beruhte genauer gesagt auch durchweg auf Kompositionen von Tom Waits, deren Neuinterpretationen dieser völlig begeistert aufnahm. „John ist eine große Naturgewalt“, schwärmte Tom Waits direkt nach den Aufnahmen. Denn es erschien ihm wie ein Ritterschlag, dass sich der „weiße Robert Johnson“ seinen Songs annahm. „Ich kenne niemanden, der so Gitarre spielen kann, außer Leute, die alt genug sind, um sein Großvater zu sein. Und für einen Songschreiber ist es sehr schmeichelhaft, wenn jemand wie John seine Songs interpretiert. Er hat unschätzbare Erfahrung und Fingerspitzengefühl. Er lässt mich einfach nur gut klingen.“

Doch das Kapitel ´Wicked Grin´ war mit Beendigung der Studioaufnahmen längst nicht abgeschlossen. John Hammond wurde nämlich nicht nur im Studio von Musikern aus dem Umfeld von Tom Waits begleitet, sondern ging auch anschließend mit diesen auf Tournee. Am 2. Mai 2002 stand er mit dem Gitarristen Frank Carillo (GOLDEN CARILLO, FRANK CARILLO AND THE BANDOLEROS), dem Bassisten Marty Ballou (COMMON GROUND, THE NORTH STAR JAZZ ENSEMBLE) und dem Schlagzeuger Stephen Hodges (Sam Phillips, Robert Deeble, James Harman) für läppische 13 Euro auf den Bühnenbrettern des „Moments Club“ in Bremen.

Selbst heutzutage schwärmt John Hammond nicht nur von einem seiner besten Werke namens ´Wicked Grin´, sondern auch von den leidenschaftlichen Live-Umsetzungen, bei denen er die Geschichten von Zwergen und Feuerwehrmännern, von Betrunkenen und Junkies, von Verlierern und Landstreichern vortrug. Denn mit den ehemaligen Tom Waits-Kompositionen zauberte John Hammond echte Blues-Geschichten für die laue Kneipennacht aus dem Hut und jedem Zuhörer ein strahlendes Lächeln anstatt einem bösen Grinsen ins Gesicht. John Hammond wagte sich nicht nur ans Mississippi-Delta oder nach Chicago, sondern ebenso aufs Country-Land und in die Karibik. Aus diesem Grunde ist auch ´Wicked Grin – Live´ von JOHN HAMMOND & THE WICKED GRIN BAND als Meilenstein in der langen Karriere von John Paul Hammond anzusehen.