PlattenkritikenPressfrisch

BETH HART – A Tribute To LED ZEPPELIN

~ 2022 (Mascot) – Stil: Led Zeppelin Coversongs ~


Es gibt Bands, bei denen macht es einfach wenig Sinn, sie zu covern. Wenn, dann vielleicht einzelne Songs. Beispiele: Joe Cocker hat ´With A Little Help From My Friends´ von THE BEATLES in neue Höhen geführt. Auch SPOOKY TOOTH haben aus ´I Am The Walrus´ einen aufregenden Blues-Rock-Song geschaffen. Jimi Hendrix hat mit seiner Version von ´All Along The Watchtower´ von Bob Dylan eine Legende kreiert. Die Liste könnte ich jetzt weiterführen. Alle hatten gemeinsam, dass einige Strukturen der Songs neu erschaffen wurden oder das Original in andere Musikstile transformiert wurde. Oder die handelnden Musiker sich auf der Höhe ihrer Kreativität befanden.

Aber ganze Alben mit LED ZEPPELIN Songs zu covern, ist per se sinnlos. Und dann noch die ganzen unsterblichen Klassiker wie ´Whole Lotta Love´, ´Kashmir´ oder ´Stairway To Heaven´ dem Hörer gleich zu Beginn hintereinander vorzusetzen. Wer soll das ernsthaft benötigen oder kaufen? Bei LED ZEPPELIN waren vier Musiker zusammen, deren gemeinsames Musizieren in den ersten fünf, sechs Jahren zu einem Höheren als die einzelnen Inputs geführt hat. Aus einzelnen Leistungen wurde in der Synthese oft etwas Magisches, Einmaliges geschaffen, das sie oftmals in dieser Qualität selber kaum mehr jemals reproduzieren konnten.

Und mit Robert Plant gab und gibt es einen Sänger, der einfach weder damals noch heute ernsthaft in seinem Metier übertroffen werden kann und könnte, noch irgendwie ersetzt werden kann. Nun, in die erste Falle ist diese Produktion nicht getappt, es wurde kein männlicher Sänger genommen. Der talentierte Lenny Wolf hätte das sicher gerne gemacht und fast wie Robert geklungen. David Coverdale wäre (auch früher als er noch singen konnte) grandios gescheitert. Beth Hart macht das super, auf jeden Fall. Sie ist ausdrucksstark, lebenserfahren und mit Leidenschaft dabei. Aber sie singt noch jeden Halbton exakt nach. Jeden!!

Die Musik ist auch 1:1 kopiert. Was soll das? Coversongs sind überzeugend, wenn sie – wie oben genannt – Neues und Spannendes beisteuern. Aber hier wurde jeder Ton kopiert. Als (Negativ-) Beispiel sei ´Kashmir´ genannt. Oder das seelenlose Gitarrensolo auf ´Stairway…´. Ton für Ton, aber meilenweit an der Magie von Jimmy Page vorbei. Unverzeihlich. Jahrhundert-Songs wie ´When The Levee Breaks´ (sehr schwach gespielt, man höre das magere Schlagzeugspiel, wo ist Jason Bonham?), ´No Quarter´ oder ´Babe I’m Gonna Leave You´ (sind zufällig alles absolute Lieblingssongs von mir) in Medleys zu verwursteln, das grenzt dann an Gotteslästerung….

Warum sollte ich diese Platte anhören und nicht lieber ´No Quarter´ (da gab es übrigens einmal ein superstarkes Cover von CROWBAR, aber Kirk Windstein hatte nicht den Anspruch, wie der junge Robert Plant zu klingen, sondern schuf ein gewaltiges Metal-Epos aus dem Ursprungs-Song) oder ´Stairway To Heaven´ zum 1.345 Mal in der genialen Originalversion hören? Sowas mal live zu spielen, wie die HEART-Schwestern Wilson ihre starke Version von ´Stairway…´ bei der „Hall of irgendwas, was man nicht braucht“ – Veranstaltung mit Robert Plant und Jimmy Page im Publikum, ist nett und interessant. Aber im Studio den Kernkatalog ohne eine Abweichung zu covern, ist Schwachsinn, sorry. Auch Songs aus der 2. Reihe wie ´The Crunge´ bekommen durch ein kleines bisschen mehr Funk auch keine neuen Aspekte zugeführt.

Trotzdem ein Kompliment an Beth Hart, sie singt bei den rauen, rockigen Songs hervorragend, bei ´No Quarter´ oder ´Babe I’m Gonna Leave You´ fehlt aber auch ihr die unsterbliche Magie des glänzend aufgelegten Robert Plant. Eine Rüge von mir an die, die meinen, dass man sowas braucht und veröffentlichen. Schon die ganzen Cover-Alben mit Songs unterschiedlicher Künstler sind oft unbrauchbar, aber das hier. Fragt doch Robert Plant, was er von diesem Tribut hält? Vielleicht irre ich mich ja…..


(VÖ: 25.02.2022)