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LEGIONED MARCHER – Praise Thunder

~ 1987/2021 (Arkeyn Steel Records) – Stil: Power Metal ~


Als weiteres kleines Glitzersteinchen aus den großen Tagen des US Metal sind LEGIONED MARCHER zu preisen, deren kurzes Gesamtwerk aktuell via „Arkeyn Steel Records“ unter dem Titel ´Praise Thunder´ an die frische Luft gelangt.

1986 taten sich in Oklahoma, USA, Sänger Bill Dollins, Gitarrist Ron Phillips, Gitarrist Everett Levingston, Bassist Rev Jones und Schlagzeuger Chris Packhorse zusammen. Bill, Ron und Rev kamen von XEXEUS sowie Chris und Everett von METAL HAVEN. Sie begannen in einem „Partyhouse“, in dem die Roadies und ein paar Bandmitglieder sogar wohnten, zu proben und spielten nach einem Monat ihren ersten Gig. Doch einige Wochen nach der Show knirschte es bereits im Bandgefüge, so dass Chris Packhorse von Reece Logan ersetzt wurde. Auch Everett Levingston verließ die Band und LEGIONED MARCHER spielten als Quartett weiter. In dieser Zusammensetzung komponierten sie zehn neue Songs.

Kurze Zeit später boten ihnen allerdings zwei ihrer Roadies an, Demo-Aufnahmen zu finanzieren, wenn das Original-Lineup wieder zusammen käme. Das ließen sie sich nicht zweimal sagen. Nach einer kurzen Probe von zwei Songs, durften sie für zwei Stunden ins „Benson Sound“ Studio. Sie hatten allerdings ihre zwei Songs, einfach ein Lied von Bill, Ron und Rev sowie eines von Everett und Chris herausgegriffen, bereits nach 35 Minuten eingespielt. Für weitere Aufnahmen stand ihnen jedoch kein Geld zur Verfügung, schließlich waren die Jungs erst irgendwo zwischen 16 und 20 Jahre alt. Mit zwei Kassettenkopien verließen sie das Studio und kopierten diese an alle Freunde. Ein Budget, es in die Welt zu senden, gab es natürlich nicht. Daher nahmen sie auch nichts mehr auf, nur eine Live-Aufnahme aus den Proben zu viert sowie Songs von ihrer ersten Show existierten noch.

Die wesentlichsten Songs jener Tage hießen ´Legioned Marcher´, ´AH 5008´, ´Revelations´, ´Return Of The Knights´, ´Shoot To Kill´, ´My Love´ und ´Emperor´. ´Praise Thunder´, ´Coming Of The Storm´ und ´The Chosen´ brachten Chris und Everett schon mit, ´Under Fire´, ´Soldiers Of Fortune´ und ´InstruMetal´ stammten von Bill, Ron und Rev. LEGIONED MARCHER wurden mit CRIMSON GLORY und FATES WARNING verglichen, doch von denen hatten sie zu diesem Zeitpunkt noch nie etwas gehört. Die Einflüsse für ihren Power Metal waren eher grundlegender Natur: JUDAS PRIEST, IRON MAIDEN, UFO, DIO, METALLICA, QUEENSRYCHE und Yngwie Malmsteen.

Sie spielten einige Live-Shows und natürlich jedes Wochenende vor 200 Leuten in ihrem „Partyhouse“. Nach den Demo-Aufnahmen standen weitere zehn Shows auf dem Programm, ehe alles vorbei war. 1987 trennten sie sich schlicht aufgrund der gewöhnlichsten Gründe, fehlendem Geld und übergroßen Egos.

Bassist Rev Jones wurde später mit Sänger Bill Dollins bei FORTÉ (und deren Werken ´Stranger Than Fiction´, ´Division´ und ´Unholy War´) gesichtet, alleine stand er in den Reihen von BLACK SYMPHONY, MSG und STEELHEART. Vor FORTÉ (und deren ´Division´) sang Bill Dollins noch bei SYMON SEZ.

 

 

Da LEGIONED MARCHER nicht gerade viele Songs aufs Band gebracht hatten, enthält die aktuelle Veröffentlichung ´Praise Thunder´ nur die beiden Songs der 1987er Demo-Aufnahmen aus dem „Benson Sound“ Studio in Oklahoma City sowie die vier Live-Aufnahmen aus dem „Diamond Ballroom“ vom 12. September 1986.

´Praise Thunder´ und ´Under Fire´ brettern dabei mit voller Wucht aus den Lautsprecherboxen. Die Gitarristen kannten natürlich JUDAS PRIEST und der Sänger hatte QUEENSRYCHE noch im Ohr. Denn ´Praise Thunder´ führt diesen Sound mit ganzer Kraft und Eleganz aus, auch wenn Bill Dollins nicht ganz die Höhen eines Geoff Tate aus ´Queen Of The Reich´-Zeiten oder á la SCREAMER erklimmen will. ´Under Fire´ breitet sich in den selben Sphären aus, spricht aber auch die Hörerschaft von VICIOUS RUMORS und IMPELLITTERI an.

Die vier Live-Tracks von ihrer ersten Show tönen wie ein gutes Bootleg, belegen allerdings authentisch, dass die Band sowie insbesondere Sänger Bill Dollins ihre Songs ´Praise Thunder´ und ´Under Fire´ ebenso live perfekt umsetzen konnten. Nicht verwunderlich, schließlich waren auch die Demo-Aufnahmen im Studio nach einem Take vollbracht. Neben diesen beiden Songs spielten sie bei der Live-Aufnahme noch ´Coming Of The Storm´, bei dem der Gesang aus dem Live-Soundschwall nicht ganz so gut herauszuhören ist, und das ´InstruMetal´-Stück.

Nur ein gutes Jahr überlebten das „Partyhouse“ und die „Partypeople“ von LEGIONED MARCHER, dennoch sprechen wir 35 Jahre später immer noch über diese Tage und über LEGIONED MARCHER, an und für sich über zwei Songs. Bemerkenswert.

(8,5 Punkte)

 

 


(VÖ: 24.12.2021)