PlattenkritikenPressfrisch

ROGER TAYLOR – Outsider

~ 2021 (EMI/Universal Music) – Stil: Rock ~


Roger Taylor erfreute nicht nur bei QUEEN als Songwriter von zeitlosen Klassikern wie ´The Loser In The End´ und ´Sheer Heart Attack´ sowie ebenso von Hitsongs wie ´Radio Ga Ga´. Dass er in den Achtzigerjahren bereits zwei Solo-Alben veröffentlichte, ´Fun in Space´ (1981) und ´Strange Frontier´ (1984), war nicht vielen bekannt. Doch als sich das Schaffen von QUEEN dem Ende zuneigte, trocknete er mit drei Alben seiner Rock-Band THE CROSS, im speziellen mit dem zweiten und dritten Werk, ´Mad, Bad And Dangerous To Know´ (1990) und ´Blue Rock´ (1991), so manche Träne. Anschließend setzte er wieder auf Alleingänge und produzierte mit ´Happiness?´ (1994) und ´Electric Fire´ (1998) zwei schicke Rock-Alben mit kleinen und feinen Songs. Erst fünfzehn Jahre später folgte ´Fun On Earth´ und weitere acht Jahre später seine aktuelle Veröffentlichung.

Das sechste Studiowerk von Roger Taylor schrieb, sang, spielte und produzierte der Multiinstrumentalist wie in frühen Jahren wieder höchstpersönlich ein. Allein für einige Gastauftritte nutzte er die Fähigkeiten der Kollegen und für die Co-Produktion seinen alten THE CROSS-Kollegen Joshua Macrae. Abermals brilliert Roger Taylor auf ´Outsider´ mit feinen Stücken, die in den vergangenen Monaten des Sinnierens entstanden sind und daher einen schwermütigen Eindruck hinterlassen. „Es hat diese Nostalgie, diese Wehmut, und es klingt eher reif, schon etwas erwachsener als meine letzten Alben“, umschreibt es der 72-jährige selbst.

Die Eröffnung ´Tides´ strahlt diese Empfindungen millimetergenau aus, obwohl sie schlicht und in aller Ruhe des Künstlers Leben in seinem Haus am Meer schildert. Die Musik lässt sich dabei wie zuletzt in diesem ominösen Bermuda-Dreieck zwischen den späten QUEEN, einem Hauch von David Bowie und einem Tupfer PINK FLOYD verorten. Schließlich ist dieses Muster seinen bisherigen Solo-Werken zu entnehmen.

Unter solch bewegenden, emotionalen Momentan findet sich mit ´I Know, I Know, I Know´, als Abbitte für menschliche Ausrutscher, gleichsam Rock mit Feuer. Denn der alte Rocker Roger kommt in ´More Kicks´ nochmals zum Vorschein, mit ordentlichen Kicks zum Entladen. Mehr jaulende Gitarren, aber auch das allgegenwärtige Klavier, holt ´Gangsters Are Running This World´ über autoritäre Staatsmächte hervor, die wilde Fortsetzung ´Gangsters Are Running This World – Purple Version´ obendrein Bläser. Zudem singt er mit der feinfühligen KT Tunstall ein ´We’re All Just Trying To Get By´.

Raffiniert integriert Roger Taylor zur Ergänzung seine eigenen alten Schätze. ´Absolutely Anything´ aus der gleichnamigen Sci-Fi-Komödie von Terry Jones widmet er der verstorbenen Monty-Python-Legende und das vier Jahre alte ´Journey’s End´ setzt den bilderbuchmäßigen Schlusspunkt des Werkes. Den Schwung und Swing des 1965er Hits ´The Clapping Song´ von Shirley Ellis überträgt er in die Jetztzeit und aus der allzu pompösen 1994er Single ´Foreign Sand – English Mix´, die er dereinst mit dem Japaner Yoshiki komponiert hatte, bastelt er eine Akustikballade. Die Akustikgitarre nutzt er ohnehin gerne im Titelsong ´Outsider´ sowie in einem Song namens ´Isolation´ – „In der Tat seltsame Zeiten“ – über die aktuelle Vereinsamung.

Somit wird der Herbst hell rosa-rot. „O ja, herbstlich, das ist ein guter Ausdruck dafür“, pflichtet Roger Taylor bei.

(Schwärmerische 8 Punkte)

https://www.facebook.com/RogerTaylor