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LEGIONS OF THE NIGHT – Sorrow Is The Cure

~ 2021 (Pride & Joy Music) – Stil: US/Euro Power Metal ~


LEGIONS OF THE NIGHT beweisen sogleich zu Beginn, dass sie auf dem besten Wege sind, den Nachlass der mittelspäten SAVATAGE anzunehmen und wie keine Band zuvor ihn zu verinnerlichen. Der Eröffnungstitel ´Train To Nowhere´ beginnt mit seinem Klavierspiel derart klassisch und endet dementsprechend mit einem solchen. Die schnelle Vorführung und der Gesang im Sinne des SAVATAGE-Vermächtnisses lassen den Hörer bereits mutmaßen, es handele sich um einen Neuanfang wie anno dazumal bei ´Edge Of Thorns´. Doch an dieser Stelle der Geschichte musste nur der Sänger ersetzt werden, Meistergitarrist Criss Oliva jubilierte 1993 noch weiter an der Gitarre. Da es sich bei LEGIONS OF THE NIGHT allerdings nicht um eine wundersame Auferstehung einer totgeglaubten Legende handelt, müssen sie nunmehr nur noch ihre Eigenständigkeit beweisen.

Gitarrist/Bassist Jens Faber (DAWN OF DESTINY, MALEFISTUM) startete 2020 dieses nicht einfache Unterfangen. Wie bei jeder Coverversion muss ein Künstler auch mit mehr als offensichtlichen Einflüssen dem Songmaterial seinen eigenen Stempel ordentlich aufdrücken oder die Grundlage der Musik in gänzlich andere Bahnen lenken. Dass sich LEGIONS OF THE NIGHT für ein Aufspielen der Musik auf ihre Art und in ihrer ureigenen Vision entschieden haben, belegt das folgende Songmaterial und der letztlich nicht überraschende Vortrag zum Ausklang des Werkes mit einer fabelhaften Version von SAVATAGEs Klassikersong ´Sirens´.

 

 

Gemeinsam mit Ausnahmesänger Henning Basse (Ex-METALIUM, Ex-FIREWIND) und Schlagzeuger Philipp Bock (DAWN OF DESTINY) kreiert Jens Faber unter dem Bandnamen LEGIONS OF THE NIGHT die zarteste Versuchung seit es Paul O’Neill und John Oliva gibt. Achtzigerjahre Heavy und schwerer Power Metal werden mit Hardrock und sinfonischen Klängen, angefangen beim Klavierspiel und orchestralen Elementen, kombiniert. Eine gewisse Theatralik zeigt sich dabei durchaus im Spiel.

Nicht nur nahezu jedes zweite Lied beginnt mit einem Klavierspiel, so auch die Halbballade ´Someday Somewhere´ oder das wandelbare ´Sorrow Is The Cure´, sondern LEGIONS OF THE NIGHT flirten mit einem sinfonischen Bombast etwa im Refrain von ´Lie´ und in dem von ´Find The Truth´ mit purem Melodic Metal. Die Gitarre lässt ihre Melodie wunderbar in ´We All Walk Alone´ kreisen und der Chorgesang steigert sich sogar im Sinne des SAVATAGE-Classics ´Chance´ mehrstimmig.

Ohne die selbe rohe Härte zu erreichen, können ´Gutter Ballet´ (1989) und ´Edge Of Thorns´ (1993) von SAVATAGE als klitzekleine Anknüpfungspunkte konstatiert werden. Dennoch landen LEGIONS OF THE NIGHT nicht nur zielgerichtet im US Metal, sondern verarbeiten auch Ingredienzien des Euro Metal. Der erwähnte Opener ´Train To Nowhere´ strahlt nämlich ebenso einen gewissen Hauch von AVANTASIA aus. ´Walls Of Sorrow´, mit seinen Oliva-Schreien, besitzt einen teutonischen Anstrich, den ´Shoot And Save´ im Sinne von ACCEPT shoutend auslebt. ´Pay The Price´ wandelt hingegen als Vorbild maßgeblich auf amerikanischem und europäischem Boden.

LEGIONS OF THE NIGHT sind mit dem Überraschungscoup ´Sorrow Is The Cure´ auf dem besten Wege, eigenständige Größe zu zeigen.

(8 Punkte)

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