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313 – Three Thirteen

~ 1985/2019 (Divebomb Records) – Stil: US Metal ~


Die Geschichte der unbekannten und ungoogelbaren Formation 313 beginnt Ende 1983. Die des Spielens von Coverversionen müde gewordenen Bandmitglieder von DISCIPLINE werfen 1985 fürs Erste die Flinte ins Korn. Gitarrist Doug Appel, Schlagzeuger Ned Lyden und Gitarrist Mark Menold besinnen sich jedoch auf ihre Liebe zur Musik und schließen sich alsbald mit den ehemaligen Mitgliedern der ebenfalls in Pittsburgh ansässigen Band OVERLORD zusammen, mit Bassist David Kendrick und Sänger Tim Aymar, der später in solch legendären Gruppen wie PHARAOH, CONTROL DENIED oder PSYCHO SCREAM anzutreffen sein wird.

Bereits Ende des Jahres 1985 stehen zehn Songs bereit und werden in den heute als „Gamut Sessions“ bezeichneten Aufnahmen festgehalten. Im Winter 1987/88 steht sogar eine Produktion für das Debüt an. Die „Aircraft Sessions“ fanden in eben jenem Studio statt. Sie wurden zum Schwanengesang von 313. Der Versuch, als Coverband JET SCREAMER finanziell zu überleben, scheitert ebenso wie der Vertrag mit dem, von CBS vertriebenen Label PARC Records.

Am Ende bleibt die Erkenntnis, dass eine Formation fast in Vergessenheit geraten wäre, hätten nicht Divebomb Records dieses fast übersehene Kleinod 30 Jahre später wieder ausgegraben. Diese Wiederveröffentlichung enthält die zehn Songs der „Gamut Sessions“ und neun der „Aircraft Sessions“. ´Arrogance And Aggression´ scheint uns kurzerhand in die schönsten Zeiten von QUEENSRYCHE zu entführen. Doch diese Andeutungen entpuppen sich als Trugbild, denn das wahre Gesicht von 313 schaut flugs hervor. Die Kompositionen verweilen im frühen US Metal und Tim Aymar nutzt seine eher raue Hardrock-Stimme, obwohl er natürlich auch hier seine Ausflüge in stimmliche Höhen unternimmt. Sahnestücke wie ´The Warrior´ und ´Bone Soldier´, die die progressiven Weiten der Siebzigerjahre in den Achtziger Metal tragen, belegen dies. Ein Jahr vor OZZY OSBOURNE traut man sich auch noch, einen stampfenden Song ´Shot In The Dark´ zu benennen, der die kleine Poser-Seite von 313 offenbart. Der Song-Ausbrecher ´Suite 313´ tönt hingegen mehr nach DAVID LEE ROTH und MÖTLEY CRÜE als JUDAS PRIEST. Die schneidenden Gitarrenläufe von Mark Menold und Doug Appel sind jedenfalls für wieselflinke, frühe US Metal-Songs á la ´Robbin‘ The Cradle´ und ´Top Of The Night´ die halbe Miete. Andere belegen die frühe Zusammenkunft von Power und Metal. In den „Aircraft Sessions“ klingen 313 gut zwei Jahre später augenblicklich aggressiver und kraftvoller, leben den US Metal anno 1987. Zeitzeugen sind ´Vengeance Is Mine´ und ´Silence And Tears´, ´Robbin‘ The Cradle´ erklingt neu eingespielt druckvoller und sogar rasanter. 313 sind zu einem Power Metal-Kraftpaket mutiert, der in Konkurrenz zu SHOK PARIS oder OMEN steht. In einem gerechten Universum hätten 313 an der Seite der kalifornischen WARRIOR ein traumhaftes Tour-Package abgegeben

(8 Punkte)