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THE RONNIE WOOD BAND – MR. LUCK – A TRIBUTE TO JIMMY REED: LIVE AT THE ROYAL ALBERT HALL

~ 2021 (BMG Rights Management) – Stil: Classic Blues ~


Jimmy Reed war eher ein Musiker für Musiker und nicht so bekannt wie viele andere Blues-Pioniere. Er hatte aber einen besonderen Gitarrenstil, eher unaufgeregt cool, und hat damit viele Musiker, unter anderem auch den jungen Ron (oder „Ronnie“ wie er sich hier nennt) Wood beeinflusst.

Wie im Titel des Albums schon abzulesen, zollt Ronnie Wood mit dieser Aufnahme seinem Idol Tribut. Seine zweite Ehrerbietung nach der Hommage an Rock’n’Roll-König Chuck Berry (´Mad Lad: A Tribute To Chuck Berry´). Ich bin jetzt kein großer ROLLING STONES-Fan, wobei ich schon einiges aus den 60er-Jahren und insbesondere die Prä-Ronnie Wood-Zeit mit Mick Taylor (´Get Yer YaYa’s Out´, ´Sticky Fingers´) sehr mag. Die STONES mit Ronnie waren im Allgemeinen nicht mehr so richtig mein Fall. Das lag aber eher am Songwriting und anderen Dingen als an seiner Person. Seine Zeit bei den FACES mit Rod Stewart ist mir natürlich auch bekannt. Da gibt es schon ein paar klasse Songs.

Allerdings im Rahmen der Trauerarbeit der TV-Sender nach dem Tod von Charlie Watts habe ich zufällig irgendwo in Hamburg im Hotel die STONES gesehen, wie sie vor einem Yuppie-Publikum vor einigen Jahren ´Sticky Fingers´ live gespielt haben. Und Respekt, Ronnie Wood hat sich da super aus der Affäre gezogen, selbst meinen Lieblings-STONES-Song ´Sister Morphine´, einst von Ry Cooder mit seiner Slide-Gitarre veredelt, hat er sehr passabel gespielt.

Die vorliegende Live-Einspielung – schon am 1. November 2013 in der Royal Albert Hall aufgenommen – mit immerhin 18 Songs (CD oder Doppel-LP) ist, wie Jimmy Reed, sehr unaufgeregt und angenehm wenig prätentiös. Sehr erdig und mit Spaß eingespielt. Und Ronnie ist wirklich ein sehr ordentlicher bis guter Blues-Gitarrist, auch wenn er hier Unterstützung durch seinen STONES-Vorgänger und jetzigen Kumpel Mick Taylor bekommen hat. Spätestens beim Titelsong spielt er sich frei und die Begleitband ist sparsam aber effektiv. Gesanglich ist alles im erträglichen Rahmen, Ronnie erinnert sogar in guten Momenten an den großartigen Willy De Ville, ist auf Dauer aber schon etwas eindimensional unterwegs. ´Honest I Do´ haben die STONES schon 1963 aufgenommen, andere Titel wurden von THEM oder THE ANIMALS eingespielt. Bei dem einen oder anderen Titel wird manche oder mancher ein „Aha-Erlebnis“ haben. Weitere Gäste dürfen natürlich auch nicht fehlen. Bobby Womack, Mick Hucknall und Paul Weller unterstützen Ronnie eher – trotz der prominenten Namen – unspektakulär und fallen nicht aus dem musikalischen Gesamtrahmen.

Über 18 Titel ist es allerdings etwas schwierig, die Spannung immer aufrechtzuerhalten, aber insgesamt macht das Doppelalbum Spaß. Das Ganze klingt wirklich nach Ehrerbietung und weniger nach Geldvermehrung (hat der Ronnie auch nicht nötig). Ob das schon ein Grund ist, hier kauftechnisch tätig zu werden, muss individuell entschieden werden. Ich habe es gerne angehört, muss es mir aber nicht ins Regal stellen. Das Coverartwork hat Ronnie übrigens auch gleich selbst erschaffen.