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MELISSA ETHERIDGE – One Way Out

~ 2021 (BMG/Warner) – Stil: Rock ~


Melissa Etheridge muss sich selbst nichts mehr beweisen. Die US-amerikanische Singer-Songwriterin veröffentlichte 1988 ihr Debütalbum und schaffte kurze Zeit später mit ihrem 1993er Werk ´Yes I Am´ den weltweiten Durchbruch. Sie gewann zwei Grammys, einen Oscar und erhielt einen Stern auf dem „Hollywood Walk of Fame“.

2021 birgt sie endlich einen kleinen Schatz an vergessenen Songs, den sie bereits für ein geplantes Retrospektiv-Boxset wiederentdeckt hatte. Da sie sich allerdings vor beinahe zehn Jahren von ihrem Label trennte, erschien das Boxset und die Aufnahmen, die sie mit ihrer Originalband, mit Fritz Lewak, John Shanks und Kevin McCormick, in den „Henson Studios“ in Los Angeles eingespielt hatte, nie. Sie widmete sich im Anschluss lieber dem Komponieren von neuen Liedern.

Doch wie so viele Menschen auf der gesamten Welt blickte auch Melissa Etheridge anno 2020 auf ihr Leben zurück und stieß bei der Suche für ihre „Friday Night Time Machine-Show“ abermals auf dieses Material. „Ich finde es echt aufregend, diese Songs meinen Fans zu präsentieren. Auch nach all den Jahren bewegen sie mich so sehr, und ich kann es kaum abwarten, diese Stücke endlich live zu spielen,“ spricht Melissa Etheridge in großer Ehrfurcht von diesen sieben Liedern, die anhand von Songskizzen aus den Achtziger- und Neunzigerjahren fertiggestellt wurden.

Die Lieder entstanden ursprünglich in den frühen Tagen ihrer Karriere, einige sogar vor ihrem Coming-Out. Der richtige Moment zur Veröffentlichung war allerdings bislang nicht gekommen. Bis heute. Denn 2021 erscheint ´One Way Out´ mit den angesprochenen sieben Songs, die aufgrund ihrer geringen Spielzeit mit zwei exklusiven 2002er Livemitschnitten (´You Have No Idea´, ´Life Goes On´) aus dem „Roxy“ in Los Angeles aufgestockt werden.

Melissa Etheridge ist immer noch saucool, bringt mit Songs wie ´As Cool As You Try´ jeden vollgerammelten Schuppen zum Erbeben. Der Bass pumpt, die Gitarre fiebert und die Mundharmonika schreit, denn für sie und uns gibt es nur den ´One Way Out´: „Well you can scream and you can shout, but there’s only one way out.“ Sie blüht bei diesen Songs regelrecht auf, fielen ihre letzten Songs doch selten so rockig aus wie auf ´One Way Out´, hoffentlich nicht ´For The Last Time´. Mit ihrer rauchigen Stimme und viel Gefühl bleiben auch Midtempo-Songs wie ´I’m No Angel Myself´ im Gedächtnis. Obwohl auch ´Save Myself´ und ´That Would Be Me´ nicht von schlechten Eltern sind, betört letztlich nochmals der ruhige Rausschmeißer ´Wild Wild Wild´, ohne allerdings den Mob nochmals vom Hocker zu reißen.

(7,5 Punkte)

 

https://www.facebook.com/MelissaEtheridge


(VÖ: 17.09.2021/Physisch  1.10.2021)