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WARMOON LORD – Battlespells

~ 2021 (Werewolf Records) – Stil: Black Metal ~


Es ist nicht gerade der günstigste Moment, sich zu finnischem Blackmetal zu bekennen, in diesen Zeiten von stählernen Festivitäten und vielerorts gewitterten vermeintlichen schwarzbraunen Haselnüssen. Dass ich für WARMOON LORD mit Leidenschaft das Wort ergreife, liegt wohl an der schwarzschwarzen Ausrichtung dieses Einmänners, worin sich keine andere Ideologie als die der diabolischen Huldigung erkennen lässt. Echter Blackmetal, Blackmetal ohne Kinkerlitzchen, der einen direkt wieder in die köstlich makabren Tiefen ursprünglicher Höllenschlunde zerrt und dort die Seele mit gar bombastischen Hymnen liebevoll schändet.

Ist schon das zweite Album nach dem 2019er ´Burning Banners Of The Funereal War´ und folgt der eingeschlagenen Linie, nur etwas entschlossener inzwischen. Schöpfer Lord Vrăjitor ist auch bei der Old School Heavy Metal Band LOANSHARK, den Doomern MUSTA RISTI, dem Dungeon Synthwaveprojekt MEGAHAMMER und der Dungeon Synth-/ Black Metal-Hybridkapelle OLD SORCERY kreativ tätig. Bei WARMOON LORD gibt er sich ganz dem Blackmetal hin, wie er so vor ca. 25 bis 26 Jahren aus 2021er Sicht die Herzen der geneigten Fanatiker zum lustvollen Explodieren brachte.

Ich könnte mit großen Namen um mich werfen, aber das Namedropping würde eher dazu führen, bei WARMOON LORD viele von den gegebenen Qualitäten in Frage zu stellen und das wäre unfair.

´Battlespells´ beginnt wie der Vorgänger mit einer längeren instrumentalen Einleitung, kein tumbes Intro wohlgemerkt, sondern ein episches Stück ohne Gesang, bei dem Synthesizer und Gitarren jubilierend schöne Melodien auf einem forschen Schrittes und doch erhaben voranschreitenden Rhythmus singen. Nachtmahr, ick hör Dir trapsen. Synthesizer…Keyboards…da dreht sich einem vom Unklang der räudigen Krawallmacher berauschtem Black Metal-Fan doch der Magen um. Mir nicht, da ich persönlich auch die andere Seite, wir sprechen immer noch von roher Urgewalt, nur etwas majestätischer, des alten Black Metal verehre.

Und WARMOON LORD klingen alt im positiven Sinne. Was 1994 noch ein absoluter Innovationssturm war, mag 2021 ein Boomermagnet geworden sein, die Sehnsucht in einer überdigitalisierten und technoiden Welt ein wenig vom einstigen Geist zurückzubekommen. Und in der Tat ist hier alles, sogar das manische Getrommele, von Hand gespielt. Zumindest klingt es danach, bei aller Präzision, die Lord Vrăjitor an den Tag legt. Virtuos sind die Gitarren, auch wenn der Lord sie dem Song unterstellt und auf knackige, typisch wogende Riffs und gerade Melodien auslegt. Auch das ist eine Kunst. Der Sound kommt wie eine Nebelwand, aus der Andeutungen von Monstrositäten auf Dich zuwanken und Dich mit unweltlichem Schrecken erfüllen. Perfekte Untermalung für die Kurzgeschichten des Howard Phillips Lovecraft.

Natürlich rast Juuso Peltola, wie der Lord bürgerlich heißt, nicht allein gleich einer Wildsau durchs dichte Unterholz der finnischen Wälder, er baut geschickt auch mal ein Interludium mit folkigem Ausdruck und ach so herrlicher Sommerstimmung ein, welches dann aber von einem höchst melodischen Donnersturm in rasender Geschwindigkeit hinfortgefegt wird. Das ist Musik wie eine wilde Jagd, wie ein irrwitziger Hexentanz und gerade die Schlichtheit der Melodien gibt ihnen Raum, eine Schönheit nicht von dieser Welt zu entwickeln.

Das Gekeife Peltolas ist natürlich typisch für diese Musik, die ganzen Strukturen sind typisch, Blastbeats, flotte, treibende metallische Passagen mit viel Doublebass, alles in diesem verwaschenen Nebelsound zu einer Klangwand verschmelzend, das lässt mich wehmütig an die güldenen Herbste meiner späten Jugend zurückdenken. Aber WARMOON LORD bleiben mehr als nur eine Rückschau auf das, was einmal geil war. Denn sonst hätte ich sie mir nicht zulegen müssen, dafür habe ich genug von dem alten Stoff.

Hier bebt der Körper verloren in der Leidenschaft mit, wenn der Finne seine Songs zelebriert und zum Teil tollwütig schäumend auf den Hörer loslässt. Auch schöne Melodien täuschen nicht über die stets präsente immense Boshaftigkeit und unaussprechliche Schwärze der Musik hinweg, in der die Seele sich verliert, während sie zu einem kleinen schwarzen Klumpen verglüht.

Einzelne Passagen sind es zuerst, dann ganze Kompositionen, die sich beim Hörer festfressen und letzten Endes wird man kniefallend die Anlage und die darin rotierende CD (LP gibt es NOCH nicht zu diesem Zeitpunkt Anfang September 2021) anhimmeln. Klar, wäre die Produktion nur ein My klarer und besser, gäbe es der Underground Fraktion einen Schwall Benzin ins Höllenfeuer der Antikommerzialität und man würde wohl neben den ganzen Mainstreamfestivalbands auch WARMOON LORD mit übelsten Verwünschungen bedenken, aber dorthin wird sich Lord Vrăjitor niemals wenden. Dafür steckt zu viel rasende Wut in ihm. Noch.

Ich bin derweil ganz ergriffen von den rollenden Leadgitarrenharmonien auf den speedigen Eruptionen und freue mich, dass es solche Musik noch in einer solchen Frische gibt.

Wie mein Kumpel Pavlos auf Facebook einmal zu IRON MAIDEN sinnierte, deren neuem Werk natürlich auch gerne komplett der innovative und frische Aspekt abgesprochen wird (denn der Unwissenden gibt es viele – Anm. d. Red.), so sage ich über WARMOON LORD, dass ich mich bei dieser neualten schwarzschwarzmetallischen Musik einfach wohlfühle. HAIL SATANAS!!!!

(9 Punkte)

https://warmoonlord.bandcamp.com/album/battlespells