~ 2021 (Blood Music) – Stil: Darkwave ~
Mit ´The Uncanny Valley ´ kreiert James Kent alias PERTURBATOR 2016 sein bisheriges Meisterwerk in aller Epicness und Darkness. Er zelebriert die dunkle Neon-Musik auf den Spuren von John Carpenter und Vangelis gespenstisch und nihilistisch. In den 2010er Jahren des Synthwave-Revivals steht er folgerichtig mit GOST an der Spitze des Dark-Synthwave.
Ein halbe Dekade später tanzt PERTURBATOR nicht mehr durch das Neon-Licht, sondern schenkt den Menschen mitten in der Nacht im Angesicht lodernder Flammen unter den Dächern einige Runden Ringelpiez. James Kent, der derzeit wie ein Black Metaller aus Kolbotn posiert, überschreitet endgültig die Grenzen des Synthwave, ohne auf der Spur von ´New Model´ auszurutschen, und landet bei aller melancholischen und sehnsuchtsvollen Stimmung im Horror des Post Punk, des Gothic und New Wave. Dabei sind ihm NEW ORDER und DEPECHE MODE, THE SISTERS OF MERCY und NINE INCH NAILS näher als diese bislang überhaupt in der Musik von PERTURBATOR zu entdecken waren.
´Reaching Xanadu´ und die Hoffnung auf ein neues (musikalisches) Leben. Düster pulsierend offenbart sich dieser Übertritt als Einstieg. Der elektronische Beschuss beginnt mit ´Lustful Sacraments´ schwarzrichtig. Dark sowie Gothic Rock zeigen sich im Elektro und PERTURBATOR hält gesanglich ein paar düstere Zeilen bereit: „In search of God, we won’t find the answer.“
PERTURBATOR findet die verloren geglaubte Antwort für seinen weiteren Weg; sein Darkwave gedeiht im Post Punk mit zunehmendem Gesang. Denn im weiteren Verlauf treten einige Gastsänger auf, die jedoch von James Kent Sound dienlich dem Gesamtkontext angepasst werden, so dass die Unterschiede zwischen diesen kaum ins Ohr fallen. Inmitten des lockeren New Wave und Post Punk entsteht in aller Hektik eines ´Excess´ nämlich eine manische Mittanzgelegenheit mit etwas Gesang von MANIAC 2121: „I’m just a man without a soul.“
Spukhaft schauen die Goths von TRUE BODY mit Gitarren, Tasten und Gesang zu den mechanischen Synthesizern von ´Secret Devotion´ vorbei und lassen PERTURBATOR nach DEPECHE MODE tönen. Der Synthwave mutiert in ´Death Of The Soul´ zum EBM mit dem russischen Gesang von BELIAL. Eine Weiterentwicklung des Synthwave ist im Allgemeinen zwar dringend von Nöten, doch ob die Zukunft einfach derart gestaltet werden kann, indem weitere musikalische Bausteine der Vergangenheit integriert werden? PERTURBATOR zeigt sich zumindest in der Komposition ´The Other Place´ nochmals in klassischen Synthwave-Wellenbewegungen.
Beliebter ist es aktuell jedoch, die gotische Klangfülle eines ´Dethroned Under A Funeral Haze´ mit dem Gesang von MANIAC 2121 anzubeten. Das siebenminütige ´Messalina, Messalina´ wagt sich sogar zwischenzeitlich, in seinen schwebenden Sphären den Rock einzubinden. Die sphärischen Weiten dienen ´God Says´ zum achtminütigen Ausklang, in aller Progressivität und mit Gesang von HANGMAN’S CHAIR: „God says he’s away.“
(8 Punkte)
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