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RYAN ADAMS – Big Colors

~ 2021 (Pax Americana/Rough Trade) – Stil: Singer/Songwriter ~


Die ins Stocken geratene Veröffentlichung von Ryan Adams‘ geplanter Trilogie nimmt langsam Fahrt auf. Die physische Auflage von ´Wednesdays´ erschien erst vor wenigen Monaten, jetzt erblickt das ursprünglich als erstes Werk der Trilogie angedachte ´Big Colors´ das Licht der Öffentlichkeit. Der Titel des dritten Werkes dieser Reihe ist hingegen immer noch nicht bekannt.

´Big Colors´ ist indes als Achtzigerjahre-Soundtrack zu einem imaginären Film anzusehen, möglicherweise ein Tag und eine Nacht in New York, wo Ryan Adams das Album geschrieben hat. Daher trägt er seine Kompositionen auch diesmal überschwänglich mit der großen Geste vor, neben klassischen Singer-Songwriter-Songs gerne in der Tradition von Tom Petty und Bruce Springsteen. ´Big Colors´ ist innerhalb seiner musikalischen Visionen im Gegensatz zum Vorgänger wieder offener, bemerkenswert in seiner Simplizität sowie Unbeschwertheit, und erkämpft sich einen Platz im vorderen Feld von Ryan Adams‘ Diskografie.

Der Titeltrack tönt schon reichlich melancholisch aus den Boxen. Wer einen Streifzug durch New York unternehmen will, muss schließlich erst einmal Abschied nehmen („Where do we go from here?“). Vom Lounge Café hoch über der Stadt geht es mitten in der Nacht raus in die City; zur Vorbereitung in ´Do Not Disturb´ mit einem tanzbaren Beat und dunklen Bass („The hotel bar is closed. The sign on the door of my mind says, ‚Do Not Disturb Anymore‘.“). Fröhlich gestimmt gibt man sich zu ´It’s So Quiet, It’s Loud´ allen Schwelgereien hin, mit einigen Streichern und lauter Akustikgitarre. Ähnlich im Ansatz, aber schwermütiger ist kurze Zeit hernach ´What Am I´. Die Lockerheit erreicht irgendwann auch Ryan Adams, in ´Fuck The Rain´ oder ´I Surrender´ nicht weit von Springsteen entfernt. Eine Steigerung der Stimmung („And we burn this city to the ground.“) erfolgt im Power-Pop von ´Manchester´, ziemlich übertrieben womöglich jedoch mit dem Rock’n’Roller ´Power´ („Hands up shakin and the power is out.“). Zur ´Showtime´ schallt ein vornehmer Pop Rock mit Streichern aus den Speakern. Ein schlicht lässiger Rocker, ´Middle Of The Line´, erklimmt in diesem imaginären Film schließlich den Höhepunkt der Coolness („So come on baby, let’s just run. The car’s waiting outside. Let’s burn a hole into the middle of the line.“). Allein bleiben wir im ´Summer Rain´ träumend zurück („You dream in the summer rain.“).

(8 Punkte)

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