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REACH – The Promise Of A Life

~ 2021 (Icons Creating Evil Art/Rough Trade) – Stil: Rock ~


REACH schwammen auf ihren bisherigen beiden Studioalben zwischen den Feldern des Classic Rock, Alternative Rock und Modern Rock. Die Schweden, 2012 von Sänger/Gitarrist Ludvig Turner und Schlagzeuger Marcus Johansson gegründet, schrumpften gleichzeitig im Laufe der Jahre, vom Debüt ´Reach Out To Rock´ (2015) zum Nachfolger ´The Great Divine´ (2018), mit Bassist Soufian Ma’Aoui auf Trio-Größe.

Ihr klassischer Rock hat sich mittlerweile durchweg modernisiert und unternimmt bisweilen die Abfahrt auf die Tanzflächen glitzernder Rock-Schuppen. REACH sind extravagant und gerne theatralisch. Aktuelle Vergleichsgrößen waren und sind MUSE in der elektronischen Aufpolsterung und der himmelwärts gehenden Zielstrebigkeit, in der rockenden Theatralik und im stimmlichen Dandytum gerne auch THE DARKNESS. Der endgültige Schwenk in diese Richtung könnte die Anhänger der ersten beiden Scheiben irritiert, aber nicht überrascht zurücklassen. Doch REACH entscheiden sich für die Zukunft und nicht für die Vergangenheit.

 

 

´New Frontier´ eröffnet das dritte Studioalbum ´The Promise Of A Life´ hektischen Schrittes mit etwas Pfeifen und Balkan-Bläsern mundgerecht geblasen. Die darin bröckelnde Tristesse wird umgehend von einem theatralisch erhöhenden Refrain in aller MUSE’schen Schönheit aufgelöst. Im weiteren Verlauf verdeutlicht ´Motherland´ ebenfalls mit Bläsern gänzlich die pompöse Theatralik. REACH zeigen kontinuierlich epische Hook-Beautys, aber auch ihre Experimentierfreudigkeit. Sie sind zu jeder Zeit für eine neuerliche Überraschung gut. Neben oftmaligen Anleihen bei QUEEN sind es im Falle von ´The Promise Of A Life´ etwa kurze Streicher-Einlagen á la ´Kashmir´.

Im Anschluss ist ´The Law´ ein harter als auch moderner Rocksong für alle Tanzschuppen. Er trägt sozusagen den Bass der WHITE STRIPES für mutige Ausfallsschritte auf illuminiertes Parkett. Dort halten sich bereits alle von THE DARKNESS Ausgehungerten für die stimmlichen Falsett-Töne eines ´Young Again´ bereit. Harte, schwedische Melodic Rock-Gitarren werden in ´The Streets´ und  ´Satellite´ vom Schlagzeug aufgepeitscht. Der Refrain, im ersteren Falle ausgesprochen wütend rockig, bleibt im zweiten Falle jedoch trotz THE DARKNESS-Bezugspunkten eher anhimmelnd maßvoll.

In Zurückhaltung übt sich ´The Seventh Seal´ mit einer elektronisch trötenden Unterfütterung zum Klavier. Eine große Hook zieht hingegen ´Higher Ground´, wie von MUSE angeleitet, Richtung Höhenrausch. James Bond-Pop gibt es mit ´Cover My Traces´ und den pathetischen Feuerzeug-Song für den Live-Auftritt mit dem Hauch von MUSE zum Abschluss mit ´The Promise Of A Life´.

Extra! Extra-Vaganz, Extra-Reach!

(8,5 Punkte)

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Pic: Gustav Sandholm Andersson @ Rawfoto.se