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FAITHFUL BREATH – Skol

~ 1985/2021 (High Roller Records) – Stil: Heavy Metal ~


Es ist unweigerlich so, spricht man über FAITHFUL BREATH, fällt automatisch auch der Name RISK. Anders herum ist das ebenfalls so. RISK entstand aus dem Kern ersterer, so waren beide Bands personell eng verbunden, sie bauten auch aufeinander auf.

Meine allererste Begegnung war die grandiose ´Ratman´ (1989). Diese EP ist für viele Fans DAS Highlight in der Diskographie. Aber auch die nachfolgenden Alben haben bei mir einen hohen Stand, vor allem ´The Reborn´ (1992). Den direkten Vorgänger ´Dirty Surfaces´ hatte ich nur als Kopie auf Tape, ist aber auch in guter Erinnerung. Wie so oft, versucht man nun, sich die Geschichte rückwärts zu erhören.

Bevor FAITHFUL BREATH mit dem Einstieg von Romme Keymer zu RISK mutierte, mit energischem und zeitgemäßem Speed/Thrash Metal, bewegten sie sich zwischen Hard Rock und Heavy Metal, zwischen SCORPIONS und ACCEPT. Die krautigen 70er Jahre lasse ich hier noch außen vor. Das früheste mir bekannte Album, ´Hard Breath´ (1983), finde ich recht durchwachsen. Da war noch nicht klar, was folgen sollte. Es klemmt irgendwie an allen Ecken und Kanten. Der Nachfolger ´Gold’n’Glory´ (1984), beim kultigen „Mausoleum“ erschienen, sah schon ganz anders aus. Kräftiger Metal, starke Songs, das war und ist für manchen Fan der Höhepunkt dieser Bandphase.

Und dann kam ´Skol´. Die Besetzung bestand aus Thilo Herrmann (Gitarre, Gesang), der später die Band verließ, Jürgen Düsterloh (verstorben 2014, Drums), Heimi Mikus (Gesang, Gitarre) und Peter Dell (Bass, Gesang), somit schon auch aus dem späteren Kern von RISK. ´Skol´ ist ein typisches Kind seiner Zeit. Aus heutiger Sicht wirkt es auch eher unspektakulär. Das Wikinger-Image war damals sicher originell, heute wirkt es ein wenig altbacken in Zeiten von „Vikings“ und AMON AMARTH. Käme eine Band heute so um die Ecke, es wäre nur eine von vielen. Auch die Texte darf man heute albern finden, schließlich sind wir alle älter und reifer geworden. Immerhin, FAITHFUL BREATH wollten zumindest nicht unsere Mütter ficken.

Das Wichtigste aber, das ist die Musik. Starten wir mit ´Start It Up´. Das ist ein gelungener Opener, auch live sicher ein Stimmungsgarant. Hier ist schon zu erahnen, wie Heimi später bei RISK seine Stimme einsetzen würde. ´Double Dealer´ ist eine fetzige (ja, das Wort ist ein Kind jener Zeit) Uptempo-Nummer, ´Lady M.´ eine kurze und knackige Speed-Attacke. Dieses Lied ist wild wie der besungene One Night Stand, und auch so schnell vorüber. In ´Rock Rebels´ kommt ein leichtes Glam-Feeling zum Tragen.

Es folgt ein Hit. Das ruhige ´We Want You´ ist eine Hymne auf den Heavy Metal, den Rock’n’Roll, das gemeinsame Feiern, eine Hymne auf das Leben, die Freude und die Energie. Das lud und lädt zum Mitsingen ein, Gläser heben und Fäuste recken. ´Inside Out´ ist ein klassischer Rocker mit Mitgröleffekt, ´Crazy In Metal´ ein fetter Stampfer. Noch einmal das Tempo angezogen wird mit ´Backstreet Heroes´. Da funktionieren auch die klischeebeladenen Lyrics. Warum auch nicht, regt sich bei JUDAS PRIEST auch niemand auf.

Das Finale, der Titelsong ´Skol´, ist ein klassisches Trink- und Partylied. Eigentlich ist es auch das einzige Stück, das mit dem Wikinger-Image in Beziehung steht. Auch wenn das momentan nicht der politisch korrekteste Vergleich ist, Intro und Outro des Songs mit Marching Drum und Lead-Gitarre erinnern mich an ´Gettyburg´.

Die Verpackung durch „High Roller Records“ ist liebevoll wie immer, der CD etwa liegt ein vinylgroßes Poster des Covers bei. Nur das Booklet ist etwas geizig mit Informationen. Da wünschte ich mir etwa die Lyrics oder ein paar Worte zur Geschichte. Wie so etwas geht? Das haben „Garden of Delight“ 2007 gezeigt mit ihrer Ausgabe von ´Back On My Hill´. Dafür ist Transparent Beer eine wirklich passende Farbe für die LP-Ausgabe.

Davon abgesehen kann und will ich ´Skol´ uneingeschränkt empfehlen, allen, die 80er Metal lieben, damit groß geworden sind. Alle, die diese Zeit noch im Blute haben, können hier uneingeschränkt schwelgen und feiern, genießen und prosten, wenn auch momentan nur virtuell. Das ist doch 7,5 Punkte wert.

Und jetzt werde ich mich der ´Mörderbiene´ widmen…