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DUKES OF THE ORIENT – Freakshow

~ 2020 (Frontiers Music s.r.l.) – Stil: Classic (Prog) Rock ~


Zweites Album, gleiches Cover, andere Farbe. Alles beim Alten im klassischen englisch-amerikanischen Orient? Ja, sie sind wieder da, die DUKES John Payne und Erik Norlander, überraschen jedoch schon gewaltig mit ihrer ´Freakshow´, die diesmal eher im Bandgefüge entstanden ist. Alex Garcia unterstützt John Payne an der Gitarre, Frank Klepacki sitzt am Schlagzeug und als ein weiterer, prägender Faktor erweisen sich Eric Tewalt und sein Saxofon. Weitere Details zu den Hauptprotagonisten lest ihr hier oder auf der Homepage (siehe unten), ich gehe ohne Umschweife ans Eingemachte.

Waren sie auf dem ersten Album noch eindeutig die würdigen Nachlassverwalter von ASIA, so fügen sie auf ihrem zweiten Album direkt zu Beginn ihrem typischen Sound keyboardmäßig old MARILLION, gitarrentechnisch QUEEN und speziell durch das Saxofon – welches über weitere Strecken des Albums eine eigene Rolle spielt – SUPERTRAMP hinzu. Besonders ´The Ice Is Thin´ hat dieses locker-flockige Hitfeeling der einstigen Megaseller und enthält weiterhin im Soloteil den weltbekannten Peter Frampton Talkbox-Effekt, den der Allroundrocker von dessen legendärer Livescheibe her kennen dürfte. Die ´Freakshow´ selbst könnte nicht nur aufgrund des Keyboardsounds eine Bewerbung für einen kommenden Gastauftritt bei AYREON sein. Für diesen Stampfer schlüpft John gesanglich in eine ungewohnte Rolle und Erik kann sich bekanntermaßen durchaus mit Joost van den Broek messen lassen.

 

ASIA-Fans müssen sich bis zu ´The Monitors´ gedulden, um ihre Droge in altbekannter ASIAtischer Zubereitungsart zu genießen, doch dann knallt sie auch ungeschnitten rein wie Atze. ´Man Of Machine´ ist der Beweis, dass sich die DUKES freigeschwommen haben und mit fabelhaftem Songwriting und einem der besten Sänger des Genres bereit für die Zukunft sind. Ebenso überzeugt anschließend das wunderschöne, sentimentale ´The Last Time Traveller´ als eines der vielen Highlights auf dem Album. Es entsteht eine starke Atmosphäre durch Bass und Keyboards, man fühlt sich fast auf einem ELOYschen Sphärenflug, bevor sich Saxofon, Orgel und Keyboardsounds die Soloklinke in die Hand geben, der Flug zurück zum Anfang fortgesetzt wird und der Refrain dieses kleine Juwel beschließt. Großes Kino!

Ein treibender Rhythmus lenkt ´A Quest For Knowledge´ in ruhige, besinnliche Sphären mit fabelhaften E.L.O.-Chören und instrumentaler Glückseligkeit. Davon gibt es hernach mit ´The Great Brass Steam Engine´ noch weitaus mehr, denn hier wird sich ordentlich instrumental ausgetobt. Die erhabene, vom Piano getragene ´Hymne When Ravens Cry´ und das gleichermaßen getragene ´Until Then´ beschließen diesen starken Zweitling der DUKES. So stimmungsvoll das Finale auch ist, hätte ich mir bei diesen ruhigeren Momenten am Stück noch einen Knaller mit Wumms zwischendrin gewünscht, doch da muss man halt flexibel sein und eben im Hinterkopf behalten, die A-Seite und B-Seite der Stimmungslage entsprechend aufzulegen.

Die DUKES OF THE ORIENT haben sich weitgehend von dem übermächtigen Schatten ASIAs gelöst und das ist – nachdem man sich die Tränen aus dem Gesicht gewischt hat – gut so, denn diese neugewonnene, eigene Identität wirkt befreiend und steht ihnen außerordentlich gut. Eine neue Liebe ist wie ein neues Leben – ich liebe diese ´Freakshow´ und bin jetzt schon gespannt, wie es weitergeht. Until then!

 

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dukesoftheorient.net