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TOMBS – Under Sullen Skies

~ 2020 (Season of Mist Records) – Stil: Black Metal  ~


In den frühen 2010er Jahren, angetrieben von respektablen Bands wie DEAFHEAVEN und LITURGY, wurde „Hipster Metal“ zum bevorzugten Abwertungsmittel für Acts, die traditionelle Metal-Konventionen missachteten. Männer mit Dutt und sanften Blicken, die Bühnen des Bösen rockten.

Nicht wenige dieser Gruppen, teils vom Mainstream vereinnahmt, waren leider nicht wirklich gut – was dazu führte, dass Metal-Puristen sie ablehnten. Das wiederum führte dazu, dass der Mainstream den Puristen vorwarf, versnobte Torwächter zu sein. Es gab viel Schmollen, Getue und Fingerwedeln. Und Musiker in weißen Sneakern zur Skinny Jeans kurz vor der Depression.

Aber: Unter dem Schall und Rauch befanden sich auch einige echte Juwelen, die ungerechterweise durch das Etikett „Hipster Metal“ in Sippenhaft gerieten. Obwohl weniger subversiv (meine auch: prätentiös) als ihre Kollegen aus Brooklyn, LITURGY, killten 2011 die TOMBS mit ihrem ausgezeichneten Debüt `Paths Of Totality` alle meine Vorurteile. Angeblich Black Metal, war das Album mehr daran interessiert, dieses Subgenre als Basis zur weiteren Entdeckung von Hardcore, Sludge und Doom zu nutzen. Dies gelang so erfolgreich, dass die Band einen seltenen Grad an Cross-Over-Erfolg erzielte und sich auf aufmerksamkeitsstarken Indie-Websites wie „Pitchfork“ wiederfand.

Seitdem haben die TOMBS eifrig die Grenze zwischen dem Extremen und dem Zugänglichen beschritten und zwei weitere solide Alben produziert. Nach einem Besetzungswechsel im Jahr 2018 und einer ausgezeichneten EP (‘Monarchy Of Shadows‘) Anfang dieses Jahres sind die Jungs um Mike Hill mit dem vierten Werk `Under Sullen Skies` zurück. Für diejenigen, die bereit sind, aufgeschlossen zu bleiben, ist es eine passende Ergänzung zu einer bereits beeindruckenden Diskographie.

Alles da: Tremolos, Blasts – aber auch faulige Schlammschachten in Moll. Und mit, um wenigstens einen Titel zu pushen, `Secrets Of The Black Sun` ist da noch ein Kleinod unter den insgesamt zwölf schwarzen Perlen: eine schweißnasse Liaison entre deux noirs aus SISTERS OF MERCY und FIELDS OF THE NEPHILIM.

(8 Punkte)


(VÖ: 20.11.2020)