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SATAN’S FALL – Final Day

~ 2020 (High Roller Records) – Stil: Heavy Metal ~


Immer wieder benennen sich Bands nach klassischen Songs. Dann müssen sie sich auch an ihren Vorbildern messen lassen. Im Falle von den jungen Finnen SATAN’S FALL eben an MERCYFUL FATE. Das macht aber nichts. Der Verbindungen gibt es nicht so viele. Die Einflüsse liegen eher andernorts. So läuft fast jeder Vergleich ins Leere.

Mit ihrem Debüt ´Final Day´ machen sich fünf junge Finnen auf, die Metalwelt zu erobern. Das könnte ihnen sogar gelingen. Im Gepäck findet sich klassischer, streckenweise amerikanisch klingender Heavy Metal mit leichtem Hang zum Speed Metal.

Der Opener ´Forever Blind´ ist ein gutes Beispiel. Ein kurzes dramatisches Intro, und dann geht es ab durch die Decke. Für ´Madness (Finds A Way)´ gehen die Jungs leicht vom Gas. Dafür glänzen hier die Chöre. Irgendwie denke ich an eine Mischung aus LIZZY BORDEN, LEATHERWOLF und NIGHT DEMON. Das ist Tradition, dargeboten mit junger Frische. Das sind eigentlich altbewährte Zutaten, die frisch und kreativ neu interpretiert werden. Altes Brot auftoasten können andere. Hier kommt etwas Heißes und Frisches aus dem Ofen.

Das sind so eingängige Nummern wie ´They Come Alive´ und ´Retribution´, letzteres mit leichtem PRIEST-Flair. Das ist wahrlich ein Sound! Da möchte man seine alten engen Jeans wieder anziehen, würden sie noch passen. Man möchte ein altes 88er Tour-Shirt überwerfen, falls die Motten etwas übrig gelassen haben. Und wenn man noch durchschauen kann, kann man die alte verspiegelte Sonnenbrille wieder in Betrieb nehmen. In diesem Anzug läßt sich eine speedige Nummer wie ´Juggernaut´ noch einmal so gut abfeiern.

Höre ich ´There Will Be Blood´, höre ich sie wieder rufen, die Kritikaster. „Der Sänger, wie er neben der Spur liegt“, egal, selbst wenn, er tut genau richtig, was er tut. Er reißt mit, er überzeugt. Stimmlich liegt Miika Kokko irgendwo zwischen Udo Dirkschneider und Mike Howe. Warum sollte ich da was zum Meckern suchen?

Das folgende ´The Flamekeeper´, mit episch getragenen Parts und fetten Chören, fällt etwas aus dem Rahmen. Ein paar zusätzliche Schlenker, ein paar Umwege sorgen für Abwechslung im insgesamt straighten Metal. Eine Zeile wie „We keep the fire burning, We are the firekeeper“ lässt sich dann auch prima mitsingen, irgendwann einmal vor der Bühne.

Und dann ist da noch der abschließende Titelsong. Hier ist sie zu finden, im kurzen Intro, die Huldigung an MERCYFUL FATE. Aber, nein, ´Final Day´ ist nicht der Tag der Herabkunft Satans, nicht der Tag Armageddons. Es ist der Tag, an dem das letzte Tier verhungert, die letzte Pflanze verdorrt, der letzte Mensch gestorben ist. Von Schwertern und Zauberern, von Satan und Hölle darf anderswo gesungen werden. SATAN’S FALL sind ganz im Hier und Jetzt. Und wer sagt, dass eine Meinung haben keinen Spaß machen darf?

Die Finnen sind nicht die erste junge Band, die aus alten Zutaten jungen und frischen Metal zaubert. Allein für dieses Jahr würde die Aufzählung Zeilen füllen. Und ganz sicher ist sie nicht die letzte. Dafür aber besonders mitreißend. Und mit 9 Zählern auf dem besten Wege in die Jahresbestenlisten.

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https://satansfall.bandcamp.com/