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DROPDEAD – Dropdead

~ 2020 (Armageddon Label) – Stil: Powerviolence ~


DROPDEAD gibt es seit 1991. In Providence, Rhode Island, gegründet, begeistert sie seitdem eine Idee: angepissten, aggressiven, ohne Posen auskommenden Hardcore-Punk-Thrash mit persönlich-politischen Texten zu spielen. Musikalisch mit Einflüssen von unterschiedlichen Bands, darunter SWANS, HAWKWIND, SSD und ANTI-CIMEX.

Die erste DROPDEAD-Show fand im April 1991 mit BORN AGAINST und RORSCHACH statt. „Do It Yourself“-Arbeitsethik, out of society, Musik, die keine Grenzen und Aggressionslimits kannte. Hardcore war nie wieder so kreativ, unschuldig und kommerzfern. Im Laufe der Jahre spielten DROPDEAD Hunderte von Shows und Festivals, nahmen zwei LPs, einige Splits und EPs auf – aber sie tourten oft unter dem Radar von meinungsgebenden Fanzine-Machern und Musikjournaille durch die Welt. Ihre Überzeugung trieb sie an. Bis es in den 2000ern ruhig wurde.

Flame still…glows

Die Flamme brannte dann lange nicht wirklich, sie glimmte allenfalls. Gleichwohl: Ende 2019 schlossen DROPDEAD die Arbeit am dritten Album ab, das von Kurt Ballou und Zach Weeks in den „God City“-Studios aufgenommen und von Brad Boatright im „Audiosiege“ gemastert wurde. Wer das hier liest, muss von beiden betreute Bands wie CONVERGE und TRAP THEM und den Wert ihrer Produzentenarbeit nicht mehr erklärt bekommen.

Musikalisch unterscheidet sich das dritte DOPDEAD-Album ein wenig von früheren Werken, stilistisch, aber vor allem stimmlich; die Worte erhalten so mehr Effekt – wirken mehr, sind nicht nur rohes, derbes Geschrei. Mit 23 Liedern in 24 Minuten variieren die Lieder in Tempo und Stil. Aber letztendlich ist es eine DROPDEAD-Platte. Kein Doom Metal oder Prog Rock.

Textlich ist diese Platte relevant für diese Zeit, in der wir unter Entfremdung, Pandemien und Regenten wie Trump und Putin leben und leiden. „Dies sind dunkle Zeiten“, so die Band, „und auf diese Weise lassen wir unserer Frustration und Wut auf positive Weise freien Lauf.“ Klingt mächtig abgedroschen – aber wer nach 30 Jahren immer noch so überzeugenden und belebenden Krach macht, um dank dieses Ventils nicht Gesetze und Regeln brechen zu müssen, dem glaube ich das.

DROPDEAD erleben gerade ihren goldenen Herbst, haben sich wieder gefangen, Batterien aufgeladen. Sänger Bob ist weitgehend geheilt von seiner Rückenoperation 2017 und seinem Motorradunfall im Juli 2018, der alles wieder schlimmer machte. Er hat noch immer Probleme, aber bleibt positiv.

Wäre schön, wenn für DROPDEAD mit ihrer selbstbetitelten Comeback-Scheibe wieder etwas mehr Achtung und Anerkennung einhergingen.

(7 Punkte)


(VÖ: 25.09.2020)