MeilensteineVergessene Juwelen

FRANK MARINO – Juggernaut

~ 1982 (Black Rose Records) ~


Frank Marino und seine Band MAHAGONY RUSH sind hier in Europa nie richtig bekannt geworden, obwohl von 1973 bis 1982 viele starke Alben veröffentlicht wurden (die späteren waren zumindest bei den Live-Alben auch spannend). Oft wird Frank Marino als reiner „Hendrix-Epigone“ gesehen. Jimi Hendrix hatte auf jeden Fall einen großen Einfluss auf ihn, aber er hat über die Jahre hinweg auch seinen ganz eigenen Stil gefunden. Er hatte nach eigener Auskunft viele Einflüsse, wie THE BEATLES, THE DOORS, Johnny Winter oder die unterschätzten QUICKSILVER MESSENGER SERVICE, aber auch „LSD“ (die Droge, ja – mit 14 Jahren hatte er eine Erscheinung als Jerry Garcia von GRATEFUL DEAD). Ein ausführliches aktuelles Interview gibt es anlässlich eines 2019 veröffentlichten DVD-Boxsets bei „Blues And Music News“ (siehe hier).

´Juggernaut´ war mit Gary Moores ´Corridors Of Power´ das Album, das ich im Jahr 1982 mit am meisten angehört habe. Ohne Zweifel und Übertreibung eines der stärksten Hard Rock-Alben der Musikgeschichte. Frank Marino war hier auf dem absoluten Zenit seiner Schaffenskraft. Ein durchgängig starkes Songwriting, Gitarrensoli im Dutzend, von einem Höhepunkt zum anderen eilend. Riffs und Melodien, die den Kopf nicht mehr so schnell verlassen. Und Frank Marino ist – wie auch ´Juggernaut´ zeigte – ein ebenfalls starker Sänger.

 

 

Schon das mit einem unerwarteten hochkarätigen Keyboard-Melodiebogen unterlegte ´Strange Dreams´ beeindruckt in seiner Musikalität und gleichzeitig glasklaren Härte der Produktion. ´Midnight Highway´ legt anschließend deutlich an Tempo zu und strahlt im Hinblick auf seine majestätischen Riffs. Das folgende ´Stories Of A Hero´ glänzt mit balladesker Melodie, Melancholie und Spannungsbögen. Das robuste ´Free´ sorgt dafür, dass das immens hohe Songniveau auf Seite 1 konstant bleibt.

Nächster Höhepunkt auf Seite 2 ist ´Ditch Queen´, ein Meisterwerk des Gitarrenspiels. Power-Akkorde gepaart mit irrwitzigen Sololäufen. Das Titelstück zum Schluss endet mit einem Blitz- und Donnerschlag und man ist nahezu gezwungen, das Spiel respektive das Album von neuem zu beginnen.

Das Album ist wirklich perfekt, nicht nur die Songs, Gitarre und Gesang, auch die Rhythmusgruppe spielt auf gleichbleibend hohem Niveau. Die sehr starke Produktion rundet das Gesamtergebnis ab.

Nie davor und danach hat Frank Marino Besseres veröffentlicht. An Jimi Hendrix denkt man bei ´Juggernaut´ gar nicht. Hier steht 100 % Frank Marino im Vordergrund.