Redebedarf

DA OIDE SCHLOG

~ Ein Interwiew mit Stefan Kolbeck von der bayrischen Mundart-Rockband DA OIDE SCHLOG ~


Es war vielleicht so nicht geplant, aber im Zeichen von Corona, im Hinterkopf, wir wollen Bands unterstützen, liegt es nahe, dass ich die Jungs mir noch einmal vornehme. Schließlich war deren Album ´Mit Voia Wucht´ eine meiner Entdeckungen in der letzten Zeit. Neben dem Shut down in Bayern soll auch das dann Thema sein.

In ein paar Jahren, wie wirst Du Dich an 2020 erinnern? Wird es das Jahr der Egoschweine oder das Jahr der Solidarität?

In Deutschland haben wir Jahrzehnte lang Wohlstand genossen. Eine Pandemie in diesem Ausmaß ist für alle Bürger eine vollkommen neue Erfahrung. Unter diesen Umständen ist ein anfänglich „egoistisches“ Verhalten denke ich ganz natürlich.

Nach Verschärfung der Krise haben sich aber bereits erste Hilfsorganisationen aus dem privaten Sektor wie dem KLJB gebildet, die z.B. einen Einkaufsservice anbietet. Ich denke, dass man kein vorschnelles Urteil fällen sollte. Wir stehen erst am Anfang der Krise und werden diese mit Solidarität und Disziplin meistern.

Wie stark trifft Euch Corona? Wie viele Gigs sind schon geplatzt oder verschoben?

Bisher wurde ein Gig, das LA Rock in Landshut, im April verschoben. Je nachdem wie die Krise verläuft können noch weitere Gigs ausfallen. Die Gewinnung neuer Gigs (Booking) wurde momentan auf Eis gelegt und sämtliche Radio- und Presse-Beiträge über unsere Band finden kaum Beachtung, da das Corona-Thema alles überschattet. Unsere Bandproben sind aktuell ausgesetzt. Wir nutzen die Zeit, um neue Songs zu schreiben und hoffen bald wieder für unser Publikum da sein zu können. Das Wichtigste ist, das wir noch alle gesund sind.

Wie stark ist der Schaden für Euch? Kann man das vielleicht mal beziffern, dass ich und unsere Leser*Innen sich mal ein Bild machen können?

Da wir eine noch recht kleine Band sind und von der Musik nicht leben müssen, hält sich der finanzielle Schaden für uns in Grenzen. Wir spielen im Monat ca. 2 Auftritte und haben dabei keine Partyband-Gagen.

Wir machen eigene Musik und möchten bei Auftritten unsere Fanbase vergrößern und einen tollen Abend mit dem Publikum zu genießen.

Kann Euch der Verkauf von Merchandise helfen?

Es erfüllt uns, wenn die Leute Freude an unserer Musik haben und unsere Alben kaufen, oder uns auf Spotify und Co. hören.

Wir stecken sehr viel Zeit, Arbeit, Geld und vor allem Herzblut in unsere Musik und Merchandise Artikel.  Unsere Merchandise Artikel (Alben, T-Shirsts, Bierkrüge, Tassen, Caps, Gitarrenpicks) sind über unseren Bandshop erhältlich. Unser neues Album ´Mit voia Wucht´ ist zudem im Einzelhandel (Mediamarkt/Saturn) sowie auf Amazon erhältlich.

Der Bandshop ist erreichbar unter:

https://www.skullmerch.com/front-band.php?shop=31

Das Album ´Mit voia Wucht´ gibt es hier:

Amazon, Media Markt, Saturn, Spotify

Ihr habt hoffentlich noch reguläre Jobs, von denen Ihr leben könnt?

Wir sind alle vollzeitig berufstätig und verdienen unseren Lebensunterhalt als Einzelhandelskaufmann, Industriemechaniker, Bürokaufmann und Schweisser in verschiedenen Firmen. Es ist unser Traum, hauptberuflich Musik zu machen, und voll und ganz für unser Publikum da zu sein. Unterstützt werden wir dabei von unserem Label „Donnerwetter Musik“.

Die wichtigste Unterstützung kommt jedoch von unserem Publikum. Nur Ihr entscheidet wo die Reise hingeht. Musik ist etwas wundervolles und ganz egal was kommt, wir werden immer weiter Musik machen.

Das ist ja dann jetzt der Zeitpunkt, Euch vorzustellen… Wer seid Ihr und wie kommt Ihr gerade dazu, Rockmusik auf boarisch zu machen?

Servus! Wir sind Da oide Schlog. Wir sind Stefan Kolbeck (Gesang, Trompete, Gitarre), Stefan Breu (Gesang, Bass) Alexander Ritzler (Schlagezeug) und Michael Pongratz (Gitarre). Wir sind zwischen 18 und 30 Joh alt und spielen bayerischen Rock.

Die traurige Wahrheit? Bei unserem Englisch graust’s der Sau. Na Spass beiseite. Warum sollten wir in einer fremden Sprache singen, wenn wir in der eigenen Sprache viel mehr ausdrücken können und es dabei auch noch super klingt? Wir machen ehrliche Musik und das funktioniert für uns am Besten wenn wir uns nicht verstellen sondern so reden und singen „wia da Schnobe gwachsen is“.

Aber mit der Volksmusik wollt Ihr eher nichts zu tun haben? Trotz aller Heimatliebe, die in der ´Bayernhymne´ gipfelt, scheint mir das so.

Wir haben nichts gegen Volksmusik. Die Bandmitglieder Stefan Breu und Stefan Kolbeck sind sogar als Trompeter und als Saxophonist in Blaskapellen tätig. Unser Song ´Rehragout-Rock´ entstammt aus der Volksmusik und erzählt die Geschichte eines ungeschickten Jägers, der anstatt seinem Gewehr seinen Geländewagen benutzt um das heißbegehrte Rehragout auf den Teller zu bekommen.

Wir vermeiden es jedoch bewusst, bayerische Klischees zu erfüllen. Deshalb treten wir live auch nicht in Lederhosen auf und wählen unsere Songthemen aus dem Leben. Wir sind keine Klischee-Bayern sondern Rockmusiker die ihre Heimat lieben. Wir singen so, wie wir es am Besten können. Bayerisch.

Ihr habt ja auch den einen oder anderen Song, der sich mit Themen aus dem täglichen Leben. Ich denke da mal an ´Glutenfrei`.

Viele unserer Songs sind gesellschaftskritisch. Der Song ´Glutenfrei´ behandelt die Auswüchse unserer Wohlstandsgesellschaft und unsinnige Lebensmittelkennzeichnungen. Wir vermuten, dass viele Käufer glutenfreier Produkte nicht einmal wissen, was Gluten ist, ein Eiweiß als Bestandteil von Getreiden. Auch die Lebensmittelkennzeichnungen im Supermarkt machen für uns wenig Sinn. Laktosefreie Salami, glutenfreie Tomatensoße, veganer Apfelsaft. Die Liste ist endlos. (Mir ist zuletzt vegane Blumenerde aufgefallen… M.W.)

Was ich nicht verstehe, trotz den Lyrics auf Eurer Homepage ist der ´Hoizbergschubsa´.

Beim Song ´Hoizbergschubsa´ geht es darum, die eigene Schuld auf andere abzuwälzen – und sei es nur auf eine imaginäre Person wie dem ´Hoizbergschubsa´. Wer nach einem berauschenden Abend am Volksfest beim Heimweg stolpert, hat nicht einfach nur zu viel getrunken. Der Schuldige ist schnell gefunden, da hatte eindeutig der ´Hoizbergschubsa´ seine Fingern im Spiel. Den Holzberg gibt es tatsächlich bei uns im Ort.

Vegetarier seid ihr aber nicht?

Ich hatte mal eine Freundin, die wollte mich zu einem Vegetarier machen. Die Beziehung hat nicht lange gehalten. In unserer Gesellschaft wird tatsächlich zu viel Fleisch gegessen. Anstatt den Fleischkonsum auf ein gesundes Maß zu reduzieren, übertreiben viele Leute jedoch vollkommen und ernähren sich vegan.

Wir sind der Ansicht jeder soll so leben, wie er es für richtig hält. Problematisch wird es, wenn der vegane Lebensstil auf Kinder ausgeweitet wird. Es gibt in München tatsächlich vegane Kindergärten und Kitas. Für ein dermaßen verantwortungsloses Verhalten fehlen mir die Worte.

Gibt es auch Bayern, die kein Bier trinken?

Wein ist auch was Feines.

Was ist Dein Liebling auf dem Album?

Unser gemeinsamer Liebling des neuen Albums ist unsere Singleauskopplung ´Alois´. Auf Youtube gibt es auch ein Musikvideo von uns dazu. Alois ist eine tolle Rocknummer mit einer wichtigen Aussage – Freiheit.

Der Song thematisiert die Geschichte „Ein Münchner im Himmel“ von Ludwig Thoma und macht dabei Alois Hingerl, Dienstmann Nummer 172 am Münchner Hauptbahnhof, zum Wahrer bayerischer Unabhängigkeit.

Wenn Du mal keine bayrische Musik hörst, was hörst Du dann? Bläser dürften schon fast essentiell sein, oder?

Mein Musikgeschmack ist breit gefächert. Ich höre Musik aus allen Richtungen und liebe es neue Musik zu entdecken. Meine aktuellen Lieblingskünstler sind die FÄASCHTBÄNKLER aus der Schweiz. Die Band macht mit Tuba, Akkordeon, Trompete, Klarinette, Schlagzeug, Gitarre und herausragendem Gesang eine wunderbare Musik. Dabei fließen viele verschiedene Musikrichtungen mit ein und verschmelzen zum typischen FÄASCHTBÄNKLER-Sound.