Livehaftig

HAMMER OF DOOM XIV

~ 15.-16.11.2019, Posthalle, Würzburg ~


Freitag

November ist Doom-Time, zumindest in Würzburg. Seit 10 Jahren lädt die Residenzstadt alljährlich Freunde tiefer und schwerer Klänge über die Landesgrenzen hinaus ein, dieser musikalischen Stilrichtung zu frönen. Da das Festival anfänglich zwei Mal im Jahr stattfand, ist man nun bereits bei der 14. Ausgabe angelangt, die seit Herbst 2011 zweitägig, seit 2012 jährlich im November und seit 2013 fest für das dritte Wochenende im November eingeplant werden kann.

Damit dies auch in Zukunft so bleibt, hat die Kampagne „Egal wo! Hauptsache Posthalle retten“ dieses Jahr am Eingang der Posthalle einen Stand aufgebaut, um Unterschriften gegen den Abriss der Posthalle zu sammeln. Der aktuelle Mietvertrag läuft nämlich im März 2023 aus und danach soll auf dem Bismarckquartier, also dem Gelände, wo jetzt unter anderem die Posthalle steht, ein Komplex mit Wohnungs- und Bürobauten entstehen. Obwohl alleine über die Onlinepetition kurz vor Ablauf der Frist das gesteckte Ziel von 20.000 Unterschriften erreicht worden ist, glaube ich nicht, dass man das wird verhindern können. Aber es wäre wirklich ein Jammer, wenn man über den März 2023 hinaus einem METAL ASSAULT oder einem HAMMER OF DOOM nicht mehr in der Posthalle beiwohnen könnte. Verkehrstechnisch besser kann eine Location kaum liegen und auch die Infrastruktur rundherum mit Hotels und Lokalen ist kaum zu toppen. Von der Qualität der Halle für solche Events möchte ich gar nicht erst anfangen zu reden.

Nun aber zum diesjährigen HOD, welches meinem persönlichen Empfinden nach besonders stark besucht worden ist, was möglicherweise an der dieses Jahr sehr abwechslungsreichen Zusammenstellung des Line-Ups gelegen hat. Vielleicht ist ja Oli Weinsheimer (der Veranstalter) dieses Mal etwas stärker auf jene Kritiker eingegangen, die in der Vergangenheit die Verpflichtung einer ihrer Meinung nach für ein Doom-Festival zu geringen Anzahl „echter“ Doombands bemängelt haben und auch dieses Jahr gleich nach Bekanntgabe des Freitagsheadliners Uli Jon Roth wieder mit dieser Kritik zu vernehmen waren. Hat man aber gesehen, mit welcher Begeisterung das Publikum bei seinem Auftritt mitgegangen ist, kann man die Entscheidung, ihn zu verpflichten, nachträglich nur gut heißen. Solche Farbtupfer, wie auf vergangenen Festivals bereits DEMON, SCORPION CHILD, ORCHID, ASHBURY, LUCIFER‘S FRIEND oder gar BLUES PILLS, sind für nicht wenige der Anwesenden wahre Highlights. Mit UJR und TANITH gab es bei der diesjährigen Ausgabe des HOD zwar ebenfalls zwei „Nicht-Doom“-Acts zu bewundern (ATLANTEAN KODEX kann man wohl zur Hälfte dazuzählen), was aber eingefleischte Doomheads nicht wirklich gestört haben sollte, da sie bei den restlichen Bands aus dem Vollen schöpfen durften. Vom epischen Doom mit mehr oder weniger Heavy Schlagseite (ATLANTEAN KODEX und SCALD) über melodischem Death Doom (SWALLOW THE SUN) und Sludge Doom (IRON WALRUS) bis hin zum Ambient Doom (MESSA) wurde einem eine große Bandbreite an Ausprägungen des Doom geboten. Im Mittelpunkt stand dieses Mal aber eindeutig der traditionelle Doom in all seinen Facetten. Ich für meinen Teil hatte meinen Spaß und konnte sogar noch neue Bands für mich entdecken. (DC)

 

 

CRESTFALLEN QUEEN

 

Das Publikum hat offensichtlich dazugelernt – im Gegensatz zu früheren Ausgaben sind die Reihen vor der Bühne schon bei CRESTFALLEN QUEEN gut gefüllt. Vermutlich hat sich jedoch einfach herumgesprochen, dass hier der nationale Doom-Newcomer 2019 die Rolle des Festival-Openers übernimmt. Und wie perfekt sie diese ausfüllen, zeigt sich schon an den euphorischen Publikumsreaktionen, die das Quintett von Beginn an durch den Auftritt tragen, obwohl sicher nur wenige das treibende ´This Sacrifice´ vom Demo der Stuttgarter kennen werden – Spielzeit knappe 13 Minuten, ein sehr mutiger und selbstbewusster Einstieg, mit dem sich diese relativ junge Band aus lauter langjährig erprobten Könnern an ihren Instrumenten vorstellt, die aus so vielen unterschiedlichen stilistischen Hintergründen kommen, wie ihre Musik in unterschiedlichen Nuancen von Schwarz schillert.

 

 

Mittelpunkt ist wie immer Sängerin E, die mit theatralischer Gestik und vor allem ihrer Hammerstimme die Aufmerksamkeit auf sich zieht, sowie die Saitenfraktion, die in den für sie so typischen langen Stücken gerne progressive Gefilde aufsucht; unter siebeneinhalb Minuten ist heute kein Song der Königinnen. Dass sie nicht nur clean singen, sondern auch extrem fies, aber immer der jeweiligen Dramatik entsprechend growlen kann, zeigt E. dann auch gleich im tieftragisch-verschachtelten Titelsong des Debüts, der durch alle Tiefen des menschlichen Gemüts führt – aber genau das ist ja schließlich Doom!

 

 

Der ständige Wechsel zwischen dramatisch-getragenen und kraftvoll-galoppierenden Passagen, der diese Lieder auszeichnet, reißt auch das Publikum mit, das gerne und viel Applaus spendet. Dass sie trotzdem catchy bleiben, machen die Reaktionen auf ´Eurydice’s Lullaby´ und ´Lethean Bed´ deutlich, den beiden Hits von ´Queen Of Swords´, spätestens jetzt haben die völlig entspannt und mit viel Spaß aufspielenden Dark Doomer die Menge endgültig auf ihrer Seite, und viele neue Fans hinzugewonnen. Genau das Richtige, um in düster-bewegte Stimmung zu kommen! (UV)

 

 

 

ORODRUIN

Es ist mir absolut unverständlich, wie es die immerhin seit 1998 existierenden und aus Rochester im Staate New York stammenden ORODRUIN bisher geschafft haben, unter meinem Radar zu bleiben. Als Entschuldigung mag die Tatsache herhalten können, dass sie nicht gerade zu übermäßiger Veröffentlichungswut neigen und nach ihrem Debüt im Jahre 2003, von einer auf CD im Jahre 2012 selbstveröffentlichten EP mal abgesehen, dieses Jahr erst ihr zweites Werk der Öffentlichkeit zugänglich gemacht haben, von welchem praktisch alle hier dargebotenen Songs stammen.  Nach diesem Gig und ihrer Vertragsunterzeichnung beim italienischen Label „Cruz Del Sur“, sollte dieses Malheur keinem weiteren an klassischem und melodischem Doom interessierten Fan mehr passieren.

 

Ich war erst durch die Ankündigung für das HOD 2019 auf ORODRUIN aufmerksam und nach dem Reinhören in einen Song hellhörig geworden. Aber was ich dann live geboten bekomme, lässt mich mit offenem Mund und voller Begeisterung vor der Bühne stehen. Obwohl dort vier Musiker zu erblicken sind, zwei Gitarristen, ein Basser/Sänger und ein Schlagzeuger, handelt es sich bei ORODRUIN derzeit um ein Trio, bei welchem Sänger Mike Puleo im Studio nicht nur für die Bedienung der Bassgitarre, sondern auch für das des Schlagzeugs zuständig ist. Da Mike aber auf der Bühne nicht das Kunststück vollbringen kann zu singen und gleichzeitig auch noch diese beiden Instrumente zu handhaben, verstärkt sich ORODRUIN live mit dem Schlagzeuger Kevin Latchaw, der dieses Instrument ansonsten bei den Heavy-Doomern ARGUS bearbeitet.

 

 

Wer also auf klassischen Doom steht, der von 70er Heavy Rock, Prog und klassischen Heavy Metal beeinflusst ist (Zitat von Mike  Puleo) der sollte sich schleunigst das aktuelle Album besorgen, so wie es außer mir auch noch eine ordentliche Anzahl begeisterter Fans direkt nach dem Gig tun, die sich am Merchstand ORODRUINs aktuelles Werk ´Ruins Of Eternity´ auf Vinyl sichern. (DC)

 

ANTIMATTER

Für die angeblich traurigste Band der Welt müssen leider allein Bilder sprechen, da wir dringend Leib & Seele zusammenhalten mussten…

 

 

THE SKULL

 

Bekanntermaßen gehöre ich ja zu jener Sorte Fan, der bei der Sängerfrage keinerlei Kompromisse macht. Die TROUBLE-Ankündigung fürs HOD löste bei mir daher nur ein Schulterzucken aus. Etwas besser wurde es (ich weiß, ich spreche hier nicht für die Mehrheit der Besucher und Leser…), als diese absagten und dafür THE SKULL eingeworben wurden, aber Begeisterung konnte auch diese Nachricht bei mir (noch) nicht wirklich wecken.
Tja, aber fragt mal meine Leute, was passierte, als die Amis die ersten schnellen Riffs von ´R.I.P.´ in die Würzburger Nacht herausschleuderten – ich entschuldigte mich Hals über Kopf von der hinteren Hallenhälfte, um mir den Weg in die vordersten Reihen zu bahnen, und bekam dort einen Auftritt geliefert, der einfach nur mitriß und begeisterte. ´At The End Of My Daze´, ´Come Touch The Sky´, ´Fear´- „die können doch nicht alle meine Lieblingssongs schon am Anfang spielen“, dachte ich mir zwischen völlig abgehen, Fäuste recken und mitschreien – und zwischendrin auch mal die Kamera nach oben halten.

 

 

Eric Wagner mag, nun ja, deutlich gereift aussehen, stimmlich war er fit wie in jungen Jahren, das machte einfach höllischen (ähem…) Spaß, diese ein ganzes Genre beeinflussenden Jahrhundertsongs nochmal perfekt intoniert live dargeboten zu bekommen; den Herren auf der Bühne aber ganz offensichtlich genauso. Mit seinem Partner in Crime, Ron Holzner am Bass, und einer hungrigen Nachwuchsmannschaft (mit teilweise etwas arg aufgedrehten Verstärkern, aber so what?) an den weiteren Saiten und Fellen legten die Doommetaller mit ihrem reinen TROUBLE-Spezialset die Halle in Schutt und Asche und hinterließen nach ´Psalm 9` und der Zugabe ´Psychotic Reaction´ ungläubig-glückliche Gesichter allerorten. Mein heutiger Überraschungsheadliner! (UV)

 

 

 

ULI JON ROTH

 

Vor nunmehr fast genau einem Jahr hatte ich bereits das Vergnügen, den freundlich wirkenden älteren Herrn mit Namen ULI JON ROTH bei seinem 50-jährigen Bühnenjubiläum erleben zu dürfen, wo er mit leiser Stimme unter anderem auch von seinem ersten Auftritt im Gemeindehaus in Langenhagen (einem Vorort von Hannover) erzählte und seines im Vorjahr verstorbenem Bruders Jochen „Zeno“ Roth mit zwei Stücken von dessen Band ZENO gedachte, bei denen auch Michael Flexig und Ule Ritgen, Sänger und Basser der nach Jochens Tod aufgelösten ZENO, mitwirkten. Ein emotionaler Abend, der durch den Umstand, dass Ulrich Roth an diesem Abend auch noch seinen 64. Geburtstag feierte, eine ganz besondere Atmosphäre besaß. Die Frage war nun, ob ihm ähnliches auch auf diesem doch sehr speziellen Festival gelingen würde. Um es vorweg zu nehmen…es gelingt.

 

 

Im roten Hemd mit Rüschenärmeln und mit einem roten Stirnband huldigt er weiterhin den 70ern und insbesondere seinem Idol Jimi Hendrix, dessen ´All Along The Watchtower´ (eigentlich ja ein Song von Bob Dylan) auch an diesem Abend nicht fehlen darf. Insgesamt muss festgehalten werden, dass der Auftritt auf das Publikum zugeschnitten ist und er auf ausgedehnte Gitarrensoli und Instrumentalstücke verzichtet. Angesichts des hervorragenden Sängers Niklas Turmann, der auch die Rhythmusgitarre spielt, eine weise Entscheidung. Eine weitere weise Entscheidung ist es, den größten Teil des Gigs mit Stücken der SCORPIONS zu bestreiten. Neben den vom Publikum maximal abgefeierten ´In Trance´, ´Fly To The Rainbow´ und ´Pictured Life´, kommen aber auch nicht so bekannte Stücke wie ´The Sails Of Charon´ oder ´Yellow Raven´ zum Vortrage. (DC)

 

 

„… Neben den vom Publikum maximal abgefeierten ´In Trance´…“, genau, Don Carlos, das kann man so stehen lassen, maximal(st) abgefeiert. Du hast jedoch nicht mitbekommen, was bei uns abging während dieses ikonischen Songs…der seit der ersten Nacht des letzten Chaos Descends „unser Lied“ geworden ist (die Story dazu kann man hier nachlesen). Ich sage nur soviel, als ich, kurz nachdem ich mir auf der Toilette so denke, „jetzt könnten sie aber auch mal In Trance spielen“ die ersten perlenden Gitarrentöne höre, muss ich natürlich sofort & dringendst die Saarbrooklyn-Jungs suchen – nur hat sich die Halle auf einmal in einen veritablen Hexenkessel verwandelt, die Leute fahren dermaßen auf diesen Song ab, liegen sich überall in den Armen, singen mit, dem Alkohol wird mittlerweile natürlich auch Tribut gezollt, es ist kaum ein Durchkommen möglich. Als ich sie schließlich nach hektischer Suche doch noch vor Ende des Songs finde, führen wir einen wilden und überglücklichen Freudentanz im Gedenken an Crispendorf und diejenigen auf, die nicht mit uns beim HOD sind. Das nur mal nebenbei zur im Wortsinn allumfassenden Kraft von Musik ♥! (UV)

 

 

Mein persönliches Highlight ist aber ´We’ll Burn The Sky´ mit einem Text von Monika Dannemann, der letzten Freundin und Verlobten von Jimi Hendrix und späteren Partnerin von Uli. Der Song geht mir nach dem Gig und auch am ganzen darauffolgenden Tag nicht mehr aus dem Kopf! Natürlich spielt Uli auch Stücke seiner Band ELECTRIC SUN und sogar eines von ZENO, die sich aber zwischen den Stücken der SCORPIONS perfekt einfügen. Alles bei diesem Auftritt ist rund, wozu auch die drei Gitarren auf der Bühne und die Gastauftritte der ehemaligen Schlagzeuger der SCORPIONS – Rudy Lenners, der auf den Alben ´In Trance´ und ´Virgin Killer´zu hören ist sowie sein Vorgänger Jürgen Fechter ihren Teil beitragen.  Nach den letzten Klängen von ´Little Wing´ (wieder Hendrix) verlasse ich nach diesem ersten Festivalabend und mit mir viele weitere Besucher, zufrieden, glücklich und beschwingt die Posthalle. (DC)

 

 

 

 

 

Samstag

 

THRONEHAMMER

 

Von der Existenz der Deutsch/Britischen Formation THRONEHAMMER habe ich, wie im Fall von ORODRUIN, erst durch die Ankündigung ihres Auftrittes bei diesem Festival erfahren. Allerdings hat mich, anders als bei ORODRUIN, der Song, in den ich im Vorfeld des Festivals reingehört habe, nicht gleich gepackt, woraufhin ich mich dann auch nicht mehr weiter mit der Band beschäftigt habe. Was aber hängen blieb, war die Beteiligung von Tim Schmid, dem Gitarristen der Würzburger SEAMOUNT, der bei den Studioaufnahmen von THRONEHAMMER erstaunlicherweise für Bass und Schlagzeug zuständig ist. Dieser Umstand und meine Angewohnheit, mir grundsätzlich Bands, die ich noch nie live gesehen habe, mindestens zwei bis drei Songs lang anzuhören, zumal wenn es sich um einen Tagesopener handelt, führen dazu, dass ich auch bei THRONEHAMMER schon vor Beginn des Auftritts brav vor der Bühne stehe.

 

 

Und was soll ich sagen…nach dem Gig stehe ich immer noch fasziniert da. Nicht nur die Musik der Band, nämlich schnörkelloser, getragener, schwerer und düsterer Doom in seiner pursten Form kann mich live überzeugen, sondern vor allem das Klangspektrum und die Bühnenpräsenz der britischen Sängerin Kat „Shevil“ Gillham hat mich in ihren Bann geschlagen. Hatte ich beim Anhören der oben erwähnten Konserve noch gedacht, dass sich eine Frau und ein Mann den Gesang teilen, wobei letzterer für den gutturalen Part zuständig ist, kann ich mich nun live davon überzeugen, dass jeglicher Gesang einer einzigen Kehle entspringt. Obwohl Kat unter anderem auch in der Crust/Death-Metal Band WINDS OF GENOCIDE aktiv ist, setzt sie den gutturalen Gesang bei THRONEHAMMER aber lediglich sporadisch und sehr akzentuiert in ihren ansonsten klaren, melodischen und überwiegend epischen Gesangsparts ein. Meine Faszination für die Gesangsleistung wird auch keinen Deut durch den Hinweis eines Bekannten geschmälert, dass die Sängerin früher ein Mann gewesen ist, was ich zunächst zwar kaum für möglich halte, aber nachträglich durch ein von ihr 2012 im argentinischen Blog puroruido.blogspot.com gegebenes Interview bestätigt finde. Es ist mir aber schnurzpiepegal, welche sexuelle Ausrichtung oder welches Geschlecht ein Künstler hat, solange mir die von dieser Person dargebotene Kunst gefällt. Ich bewundere in diesem Fall sogar den Mut, in der nicht gerade von Toleranz überbordenen heutigen Gesellschaft offen zu seinem wahren Ich zu stehen, und sich für andere Transgender im Musik-Business einzusetzen, wie Kat dies tut.

 

 

Im Studio existiert THRONEHAMMER lediglich als Trio, welches durch Torsten Trautwein an der Gitarre komplettiert wird. Auf der Bühne verstärkt man sich aber mit einer weiteren Gitarre und einem Schlagzeuger, wodurch der in der Posthalle ohnehin sehr gute Sound bei der knappen Handvoll dargebotenen Stücke gewaltig durch den Raum schallt. Ich erwähne explizit die Handvoll Stücke, weil es THRONEHAMMER auf ihrem Debüt ´Usurper Of The Oaken Throne´, welches erst dieses Jahr via „The Church Within Records“ veröffentlicht worden ist, bei einer Spielzeit von 78 Minuten gerade mal auf sechs Stücke bringen. Dabei mausert sich bei mir das den Gig abschließende knapp zehnminütige ´Thronehammer´ zum wahren Ohrwurm. Ich kann zusammenfassend jedem Liebhaber von Weltuntergangsmusik nur empfehlen, mal in das Debüt reinzuhören. Ich werde dies nun auf jeden Fall nachholen und mir das Werk intensiv zu Gemüte führen. (DC)

 

IRON WALRUS

 

Am Samstag haben wir uns ziemlich Zeit gelassen, zurück zum Festival zu kommen, denn die Nacht war lang, die Kehlen feucht und die Hotelbetten wirklich seeeehr bequem. Klar war nur, TANITH wollen wir alle sehen. Doch als wir gemächlich zum letzten Song von IRON WALRUS in die Halle schlendern, klappt doch jedem von uns sofort der Unterkiefer runter, denn was die Sludger mit den Walrossmasken überm Kopf da abziehen, hat sich heute früh aber sehr gut gewaschen, und groovt vor allem wie Sau.

 

 

Da, müssen wir uns eingestehen, haben wir leider wirklich was verpasst…meine partygestählten Jungs dagegen waren heute wieder vorbildlich von Beginn an in der Posthalle, ich zitiere daher Werner zu den Osnabrücker Doomstern: „IRON WALRUS haben meinen Hangover-geschundenen Kadaver wieder schön aus dem Fledermausland zurück geholt, und so locker Planierraupen aus dem Handgelenk gefeuert…das wird man doch wohl noch sagen dürfen! Hört mehr IRON WALRUS! CROWBARs Kirk lobt die nicht umsonst!“

Und er nimmt den weiteren Geschehnissen zuvor: „Bei MESSA sind mir sogar am Schluss Tränen durchs Gesicht gekullert, wie geil waren die denn bitteschön! TANITH kannte ich vorher nicht wirklich, das war irgendwie einfach wunderschön. Ne Mischung aus ASHBURY und richtig geilem Rock.“ – und damit hat er auch schon die perfekte Überleitung für mich rausgehauen… (UV)

 

TANITH

 

Das US-/UK-Quartett TANITH fällt mit seinem so klassischen wie eigenständigen, an BLUE ÖYSTER CULT, THIN LIZZY oder URIAH HEEP angelehnten Heavy Rock mit einer gewissen Artrock-Würze à la frühe YES nicht nur etwas aus dem diesjährigen HOD-Programm heraus, sondern wirkt auch insgesamt wie aus der Zeit gefallen: inklusive der weißen Stiefel könnte die gesamte tiefenentspannte Band locker aus den 70ern in die Posthalle herübergebeamt worden sein, so authentisch leben, atmen und spielen sie den Sound dieser Zeit.

 

 

Bandleader Russ Tippins dürfte den meisten als Gründungsmitglied der NWoBHMler SATAN bekannt sein, und lebt mit TANITH seine progressiv-folkige, oder wie die Band es selbst bezeichnet, New-Age-lastige Seite aus. Den Gesang teilt er sich wunderbar ergänzend mit Cindy Maynard am Bass, die live der eigentliche Mittelpunkt der Analogfreaks ist, und mit ihrer warmen, mädchenhaften Stimme sowie gleich zu Beginn bei ´Cassini’s Deadly Plunge´ mit perlenden, anspruchsvollen Bassläufen brilliert. Mit Charles Newton als zweitem Sechssaiten-Wizard hat Tippins den idealen Twinsound-Partner, und Drummer Keith Robinson hält, sich in den leiseren Parts vornehm zurücknehmend, das gesamte luftige Soundgewebe brilliant zusammen.

 

 

So alterslos die Protagonisten erscheinen, so zeitlos ist ihre Musik: ´Book Of Changes´, das zauberhafte und unglaublich dichte ´Under The Stars´, oder das abschließende ´Citadel [Galantia Pt. 1]´ sind aktuelle  und kein bisschen angestaubt klingende Preziosen, die zum Wegträumen und sich fallen lassen einladen, und man sieht entsprechend nach dem Gig nur in entrückt lächelnde Gesichter. Schön ist auch, wie sich die Band hernach gemeinsam über den gelungenen Auftritt freut, und Russ von Cindy auch noch einen Kuss bekommt: „Where  reality turns to dust, And space and time subside,
Where two universes touch, There’s a citadel in the sky…“
.  Herzerwärmend! (UV)

 

 

 

MESSA

 

Aller guten Dinge sind drei, vor allem, wenn es um meine aktuellen Lieblings-Viel-mehr-als-doomer geht. MESSA sehe ich dieses Jahr nun glücklicherweise bereits zum dritten Mal, und jedes Mal bin ich komplett geflasht und in einer anderen Welt, vollkommen versunken unter Wasser, ihrem Element, und kehre stets verändert wieder an die Oberfläche zurück. Diese Band verzaubert, nicht nur mit ihrer so kraft- wie gefühlvollen Musik zwischen Doom, düsterem Blues, 70s Heavy Rock und jazzigen Elementen, und an Intensität wird die so völlig unprätentiösen Norditaliener auch beim HOD niemand übertreffen, ja nicht einmal in die Nähe der emotionalen und spirituellen Dichte ihres Auftritts heranreichen können.

 

 

Sie steigen mit ´Leah´ ein, und haben die Posthalle mit diesem Wechselspiel aus intimer Innenschau und kraftvoll-verzerrt groovenden Heavyparts sofort in der Hand. MESSAs Wirkung ist unmittelbar, packend, fokussiert und extrem stark, die Frage, ob ihre Kunst authentisch ist, stellt sich nicht einmal, die ganze Bühne vibriert vor lauter Energie, bei ihren Auftritten gibt es nichts anderes als das gemeinsame Hier und Jetzt. ´White Stains´, Albertos Spezialblues mit großem Orgel- und Gitarrenanteil macht danach auch die LED ZEPPELIN-Jünger glücklich, mich fasziniert immer wieder, wie selbstverständlich er und Bandkopf Marco zwischen jeweils zwei Instrumenten hin- und her wechseln, je nachdem, was der Song gerade verlangt, und dabei genauso konzentriert bleiben wie sie sich in ihrer Musik selbst verlieren. Gerade Marco wirkt einerseits komplett introvertiert, andererseits wie ein Derwisch, wenn er per Bass oder Gitarre mit Rückkopplungen spielt oder sich in Soli verliert.

 

 

Mit ihrem Signatur-Doppel ´She Knows / Tulsi´ sind wir endgültig in einem verwirrenden nächtlichen Trip gefangen, und hier zeigt Sara, wieviel Kraft, aber vor allem Soul im Wortsinn in ihrer Stimme liegen. Nach dem abschließenden, magischen Rocker ´Hour Of The Wolf´ und dem darauf folgenden frenetischen Jubel sehe ich so einige offene Münder und ungläubig-glückliche Gesichter um mich herum, auch mein Kollege José Carlos ist sicht- und spürbar schwer beeindruckt, und bemüht sich gar nicht erst, viele Worte zu diesem Erlebnis zu finden. Andere gehen jedoch sogar so weit zu sagen, dass man nun auch gehen könnte – etwas Besseres werde heute nicht passieren. Und das ist trotz der frühen Tageszeit die absolute Wahrheit… (UV)

 

 

 

MIRROR OF DECEPTION

Daher wird die kostbare Zeit für eine ausgezeichnete Band beim Plattenmarkt vergeudet und Dukaten gegen schwarze Scheiben über den Tresen gereicht. (Falsch, Chef – wir sind gemütlich essen gegangen, denn der Abend wurde noch lang…)

 

 

 

LORD VICAR

 

LORD VICAR schlagen musikalisch in die gleiche Kerbe wie ORODRUIN am Vortag, sind aber natürlich ungleich bekannter, obwohl es sie erst seit 2007 gibt. In dieser Zeit haben sie es aber immerhin auf vier LPs, eine EP und zahlreiche Splitveröffentlichungen gebracht. Ihr neuestes Werk ´Black Powder´ steht erst seit diesem Frühjahr in den Regalen und trägt logischerweise mit drei von insgesamt sechs Stücken zu einem beträchtlichen Teil zur Unterhaltung an diesem Abend bei. Alleine das sowohl diese neue Scheibe als auch den Gig eröffnende Schwarzpulver (´Sulphur, Charcoal And Saltpetre´) (Ahhh, der Physiker ist am Werk! Anm. UV 😉 ) nimmt mehr als 17 Minuten ein.

 

 

Aushängeschild von LORD VICAR ist natürlich der wie Catweazle (diese Rolle wird ihm nur noch von Bobby Liebling streitig gemacht) auf der Bühne hin- und herschleichende und stets verschlafen wirkende (ich will ihm hier nichts anderes andichten) Christian ´Chritus´ Linderson. Dieser Mann, der die erste Scheibe von COUNT RAVEN und ´C.O.D´ von SAINT VITUS eingesungen hat, und unter anderem auch für den Gesang auf den ersten beiden Scheiben von GOATESS verantwortlich zeichnet, ist der Inbegriff der Doomstimme.

Ich muss mit meinen verzückten, mehrfach wiederholten Zwischenbemerkungen – „Das ist wahrer Doom“ und „So muss Doom klingen“ – meinem Kumpel neben mir ziemlich auf den Zeiger gehen, aber ein wahrer Freund grinst dazu nur freundlich. Den zwei Briten, einem Finnen und einem Schweden (Chritus eben), sieht man den Spaß, den sie auf der Bühne haben an, und wer mir während des Gigs ins Gesicht schaut, der kann eben solchen auch auf meinem erkennen. (DC)

 

 

 

KHEMMIS

 

Auf KHEMMIS habe ich mich ganz besonders gefreut, da ihr phantastisches 2018er Album ´Desolation´ nicht nur bei mir total eingeschlagen hat, und die Band vor allem noch nie hierzulande zu sehen war. Heute ist auch der Abschluss ihrer ersten Europatournee mit IRON WALRUS als Support, und entsprechend gut sind sie aufeinander eingespielt. Phil Pendergasts sonst so variable Stimme hat jedoch etwas unter dem nasskalten europäischen Winter gelitten, er gibt trotzdem alles und wird gerade bei den aktuellen Krachern wie ´Bloodletting´ und ´Isolation´ lautstark vom Publikum unterstützt, ich muss mich zurückhalten, nicht auch noch die traumhaften Twingitarrenläufe mitzusingen, die er zusammen mit seinem growlenden Pendant Ben Hutcherson kristallklar raushaut.

 

 

Technisch lässt das Quartett natürlich überhaupt nichts anbrennen, und profitiert vom nahezu perfekten Sound in der Posthalle. Vom Vorgänger ´Hunted` gibt es ´Above The Water´ und ´Candlelight´ mit seiner unglaublichen Doubleaxe- plus Bassharmonie zu hören, und die US-Doomer finden in der Posthalle ein dankbares Publikum für ihren sehr eigenwilligen Stil vor, da sie genau in der perfekten Schnittmenge von Düsternis, Epik und klassischer Heavyness agieren, und damit den überwiegenden Teil der Anwesenden mitnehmen in die luftigen Höhen modernen US-Doom. Als ´Maw Of Time´ den Set abschließt, ist die Spielzeit viel zu schnell vorbeigegangen, und ich hoffe, die Jungs bald mal wieder in einem schweißtriefenden kleinen Club erleben zu können. (UV)

 

 

 

SWALLOW THE SUN

 

Etwas komplett anderes servieren uns nun die Finnen SWALLOW THE SUN: tief melancholischen, dabei zugleich hochmelodischen Death/Doom-Metal, der wie aus einer Zwischenwelt zu stammen scheint – nicht wach, kaum gerade schlafend, aber noch nicht tief träumend entführen die Kapuzenträger uns in ein Reich sanfter und schmeichelnder Klänge, die trotz ihrer extrem depressiven Grundstimmung auch positive Assoziationen erwecken.

Der Wechsel zwischen Mikko Kotamäkis Klarstimme und verzweifelten Growls, die von Keyboarder Jaani Peuhu übernommen werden, bringt Abwechslung in die sehr getragenen Songs, und über all dem schwebt Juha Raivios klagende Gitarre. Das Ganze ist eine ins Heute übertragene und deutlich poppigere Variante der Peaceville Three, die Band gibt nicht umsonst MY DYING BRIDE als ihre Heroen an, deren doomige Schwere sie jedoch hinter sich gelassen haben zugunsten einer schon deutlich jenseitigeren Sicht auf das Leben.

 

 

Im Publikum sieht man viele geschlossene Augen, aber auch hingebungsvolles Headbangen im Zeitlupentempo. Auf die Dauer einer vollen Stunde Spielzeit machen die meist langsamen Kompositionen jedoch tatsächlich müde, und für depressive Zeitgenossen wie mich kann das auch leicht etwas zuviel in Musik ausgelebte Verzweiflung werden, ich brauche dringend frische Luft und etwas Bewegung, sonst ist es bei mir vorbei mit SCALD-gucken! (UV)

 

SCALD

 

Im (Doom-) Underground genießen die Russen SCALD, obwohl sie es nur zu einer einzigen Veröffentlichung gebracht haben, von jeher einen Kultstatus. Niemand hätte nach dem schon kurz nach der Veröffentlichung ihres Debüts eingetretenen tragischen (Eisenbahn-)Unfalltod des damals nur 24 Jahre alten Sängers Agyl (Maxim Adrianov) im Jahre 1997 und der daraufhin erfolgten Auflösung der Band damit gerechnet, die Songs der ´Will Of Gods Is A Great Power´ jemals live erleben zu dürfen. Erst das Re-Release mit zusätzlichem Material Ende letzten Jahres auf Vinyl und Anfang diesen auf CD hat dieses Werk wieder in das Bewusstsein der Fangemeinde gebracht, und so war es nur folgerichtig, dass eine Reunionshow für das HOD angestrebt wurde.

 

 

Wer aber sollte in die großen Schuhe eines Agyl schlüpfen? Na, klar…unser in Schweden lebender chilenischer Tausendsassa Felipe Plaza Kutzbach! Die Wahl fiel nicht von ungefähr auf ihn, hatte er doch bereits auf der 10″ ´Death And Judgement´ seiner Band PROCESSION das Stück ´Nightsky´ von SCALD gecovert. Die Befürchtungen waren groß, dass er wie bereits bei dem in meinen Augen nicht vollständig überzeugenden Auftritt von SOLSTICE auf dem diesjährigen KEEP IT TRUE-Festival, auch SCALD ´Felipisieren´ (so nannte es ein spanischer Freund von mir), also seinen ganz persönlichen Stempel aufdrücken würde.

 

 

Aber bereits nach wenigen Augenblicken ist klar, dass dieser Auftritt zu den großen Momenten dieses Festivals zählen wird. Die Atmosphäre der Songs wird von Anfang an originalgetreu wiedergegeben und auch Felipe ist anzumerken, mit wie viel Ehrfurcht er die Stücke zum Besten gibt. Auch bei mir reiht sich ein Gänsehautmoment an den anderen und ich danke dem Doomgott dafür, dass ich das nochmal erleben darf. Auch die Band versucht erst gar nicht zu verbergen, wie sehr sie sich auf diesen Auftritt gefreut hat, was sie mir auch am Ende dieses Abends bestätigen, während sie am Eingang der Posthalle auf ihren Abtransport warten. Da sie mir bei diesem Gespräch verraten, dass sie gerade an neuen Stücken arbeiten, eines davon hatten sie bereits an diesem Abend gespielt, können wir uns bei zukünftigen Auftritten von SCALD nicht nur auf die sechs Klassiker ihrer einzigen Scheibe, sondern auch auf ein paar neue, und, nachdem was zu hören war, im Geiste der alten Stücke komponierten Songs, und voraussichtlich bald auch auf ein neues Album freuen. (DC)

 

 

ATLANTEAN KODEX

 

Was soll man Lesern eines, in einem deutschen Webzine erscheinenden Artikels eines Doomfestivals über ATLANTEAN KODEX berichten, was sie nicht schon längst wüssten? Ihr neuestes Werk wird in den Medien rauf und runter besprochen und hierzulande in so gut wie allen Listen als eine der beliebtesten Veröffentlichungen des Jahres ganz oben rangieren. Sie liefern schließlich seit Jahr und Tag, zumindest für die Anhänger epischen Heavy/Doom Metals, Werke mit gleichbleibend hoher Qualität ab. Ich verfolge ihre Karriere seit dem Erwerb des 10“ Pnakotic Vinyls, also seit 2009, und habe sie seitdem auch schon einige Male live erlebt. Festzuhalten bleibt, dass für ihre Liveauftritte genau das gleiche wie für ihre Veröffentlichungen gilt: Stets wird Qualität auf höchstem Niveau geliefert. Einen schlechten Gig habe zumindest ich noch nicht erlebt. Da sich nach zwei Festivaltagen langsam erste Ermüdungserscheinungen manifestieren, bewege ich mich kurz vor dem Gig in aller Ruhe in eine zentrale, nicht allzu weit von der Bühne entfernte Position, atme zur Entspannung tief durch und warte auf die mich mit Beginn des Auftritts wohlig umfließenden Melodien, wovon es wahrlich genug gibt.

Neben alten Klassikern wie ´From Shores Forsaken‘ von der oben angesprochenen ersten EP oder ´Pilgrim´ von dem ersten Longplayer ´The Golden Bow´, werden natürlich auch einige Stücke vom aktuellen Album ´The Course Of Empire´ zum Vortrage gebracht. Für mich neu auf der Bühne ist allerdings Coralie Becker, die dort mit ihren langen blonden Haaren einen besonderen Akzent setzt. An dieser Stelle geht ein besonderer Gruß an Michael Koch, der die Band leider aus gesundheitlichen Gründen verlassen musste.

 

 

Ein interessanter Fakt ist an dieser Stelle vielleicht noch, dass Coralie vorher die Leadgitarre bei einer Thrashmetallkapelle bearbeitet hat, nämlich bei den von mir sehr geschätzten ANTIPEEWEE, die ebenfalls aus Bayern stammen. Eines muss man ihr lassen, flexibler kann ein Musikgeschmack, zumindest innerhalb des Metal, nicht sein. ATLANTEAN KODEX bilden den Abschluss eines wieder einmal sehr gelungenen Festivalwochenendes und ich trete äußerst befriedigt und mit dem Bewusstsein, dass mir dergleichen in dieser tollen Location noch mindestens drei Mal vergönnt sein wird zu erleben, den Weg zum Hotel an. (DC)

 

 

Fazit

Der Spätherbst ist ganz eindeutig die beste Zeit dafür, die richtig schweren Brocken im Metal, die düstere Stimmung in bodenlos schwere Riffs und packende Emotionen verwandeln, zu genießen; daher passt ein Doomfestival nirgendwo besser hin als in die feuchtkalten Schattentage, an denen der Vorhang zwischen den Welten sehr durchlässig wird. In dieser Zeit kann es Bands gelingen, tatsächlich die Seelen der Zuschauer zu berühren, und wie vielen Gruppen das beim diesjährigen HOD gelang, kann man am generellen Zuspruch sowie an den begeisterten Publikumsreaktionen ablesen. Ich gebe es offen zu, nicht nur Werner hat bei den überragenden und tief berührenden MESSA ein paar Tränen vergossen, bei THE SKULL waren es meinerseits dagegen Freudentränen über einen so nicht erwarteten Über-Auftritt. TANITH entführten uns verträumt in vergangene Zeiten, ULI JON ROTH hatte am Freitagabend wirklich alle in seinen flinken Fingern, und SCALD legten einen Auftritt für die Geschichtsbücher hin – und so kann hier jeder nach seinem Geschmack weiter seine persönlichen Highlights ergänzen, denn fast jede Band war ein Headliner für ihr jeweiliges Publikum, auch das macht das Festival so sympathisch.

 

 

Don Carlos hat ja bereits in seiner Einleitung sein entsprechendes Fazit gezogen, und ganz sicher hat er Recht damit, dass die diesmal wirklich sehr breite Mischung verschiedenster Doom-Stile deutlich mehr Pilger (inklusive Neulingen wie mir) angezogen hat als in den Vorjahren, wo der Schwerpunkt doch viel mehr auf klassisch-epischem Doom lag. Auch die geschickt stilistisch wechselnde Reihenfolge der Bands brachte viel Abwechslung in die beiden Tage, die Organisation lief perfekt und die Location PoHa kann man nicht genug loben – toller Sound ohne jegliche Ausfälle, weder an den gut bestückten Bars noch Toiletten Warteschlangen, und wer an der aktuell spielenden Band dann doch keinen Gefallen fand, konnte an den vielen Ständen im hinteren Teil der Halle nach verborgenen Schätzen wühlen. Schön war es zudem, so viele bekannte Gesichter wiederzutreffen – wir sind doch irgendwie alle eine große Familie in unserer gemütlichen Metalnische. Würzburg, schön war’s – wir kommen wieder! (UV)

 

 

Jahresendzeitlicher Untergangsstimmung erlagen diesmal in Würzburg gar nicht: Don Carlos & U.Violet. Danke an Werner Gessner für den wie immer unvergleichlichen Gastkommentar!
Ausschließlich Bilder haben scharf geschossen: Mario Lang & soweit nicht anders gekennzeichnet: U.Violet.
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