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ETERNAL THIRST – Purge The Bastards

~ 2019 (Metal on Metal) – Stil: Heavy Metal ~


METAL ON METAL haben wieder ihre Griffel nach den besten aktuellen Heavy Metal-Bands ausgestreckt und mit den Portugiesen TOXIKULL ein heißes Eisen des europäischen Undergrounds ins Rennen geworfen. Aber den Südwesteuropäern haben sie gar mächtige Konkurrenz ins eigene Nest geholt. Oder sollte ich sagen, für den Kreuzzug zur Verbreitung des echten Heavy Metal haben sie allmächtige Verbündete aus Südamerika in die Schlacht geworfen? Neben BATTLERAGE mit ihrem wuchtigen Epic Powermetal gibt es nun ETERNAL THIRST, die in gutem Englisch ihre speedigen Hymnen herausdonnern. Etwas entfesselter, wilder noch als TOXIKULL. Das muss der südamerikanische Kampfgeist sein, dem die oft sattgefressenen Europäer mit mehr Finesse und Virtuosität begegnen.

ETERNAL THIRST spielen Heavy Metal, aber tatsächlich sehr losgelassen, freiweg von der Leber, klanglich roher, spielerisch nicht so genau auf dem Punkt, dafür herzlicher. Kompositorisch sind sie gut davor, die Schmissigkeit, welche schöne Metalriffgewitter zu echten Hymnen werden lässt, ist ihnen durchaus als Stilmittel bewusst. Aber manchmal geht die Leidenschaft mit ihnen durch. Die schrillen, zwar irgendwie gesungenen, aber schmerzhaften Vocals sind da ein Beispiel von zuviel Energie und enormem Lebenshunger. Aber das macht die Truppe sympathisch.
Natürlich spielen sie die althergebrachte Heavy Metal-Musik, welche sie selbst über alles lieben und natürlich werden Proggies hier dankend abwinken und weiterziehen. Vielleicht auch viele Metalfans, die eben die dezente Schlampigkeit einer solch liebenswerten Garagenkombo nicht erfassen mögen und sich stattdessen mit hochklassigen, technisch virtuosen Amibandergüssen beglücken, was absolut legitim ist.

Aber mal alle Fünfe gerade sein und sich mit den Chilenen treiben lassen macht auch Freude. Man entdeckt in der spröden Anmut der Songs immer wieder Parts, die entweder eine höchst kultige Atmosphäre entstehen lassen oder mit ihrer schieren Leidenschaft die Sinne betören. ETERNAL THIRST, denen bei diesem Bandnamen wohl stets die Biervorräte knapp werden, sind ruppiger Underground und genau dort machen sie ihre Sache geil. Es scheppert, es sägt, es kreischt und dampft und brennt und donnert, befreit, lust – und hingebungsvoll. So klang Heavy Metal 1985, so klingt er heute noch, dort wo die Beseeltheit vor der Technik steht. Ich kann keine eternalen Hymnen ausmachen, dafür ist die Musik kompositorisch noch zu ungeschliffen und ungestüm, aber dieses Album erfasst sehr gut den Moment, die Magie des Augenblicks. Ihre Schönheit ist rau und schmutzig.

Mich kicken die grandiosen, eruptiven Soli, mich kickt die Räudigkeit und mich begeistern die wenigen ausgefeilten Melodien in dem Gemenge aus knatternden Rhythmen und tosenden Riffs. Nach wie vor, das hier ist Heavy Metal alter Schule. Wer nicht so eingefleischt und quasi religiös dem Ruf des Stahls folgt, wird sich hier vielleicht die Zähne dran ausbeißen, es sei denn, er legt die CD nach dem ersten Hören beiseite. Aber die absoluten Die Hards und Heavy Metal Hooligans finden genau die Seelenglut in dieser Musik, nach welcher sie beim europäischen Mainstreammetal vergeblich fahnden.

ETERNAL THIRST sind irgendwo zwischen Garage und Kellergewölbeclub daheim, nackter Beton, kahle Wände mit dem einen oder anderen Poster von IRON MAIDEN, JUDAS PRIEST, RUNNING WILD und MERCYFUL FATE, leere Bierdosen, überquellende Aschenbecher und verranztes Equipment aus dem Second Hand Fachmarkt sind ihre Welt. Und die Liebe zum Heavy Metal. Nicht mehr und nicht weniger.

(7,5 Punkte)