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ROSY VISTA – Unbelievable

~ 2019 (STEAMHAMMER / SPV) – Stil: Classic Hard Rock ~


Der Frauenbeauftragte is back! Na, wie viele All-Woman-Bands aus Deutschland kanntet ihr in den 80ern? Ich störe ungern beim Nachdenken, empfehle aber aufs Eindringlichste eine der ersten Wegbereiterinnen: ROSY VISTA mit der famosen Anca Graterol (CATENA, YARGOS, IGNORE THE SIGN) – hier jedoch an der Gitarre. Dazu entfacht Andrea Schwarz eine stimmgewaltige Power ähnlich der (fast) unerreichten Joyce Kennedy von MOTHER’S FINEST. Mit Marina Hlubek an der Schießbude und der ‚neuen‘ Bassistin Angela Mann bieten ROSY VISTA zusammen auf ihrem Debüt nach 35 (!) Jahren seit Startschuss: feinsten Hardrock aus einer der bedeutendsten musikalischen Schmiedestätten: Hannover.

 

Keine Angst – hier geht es nicht um das Konkurrieren mit der sogenannten männlichen Krone der Schöpfung, das haben diese Musikerinnen wie auch die meisten Mädels heutzutage spielerisch überhaupt nicht mehr nötig. Man sollte trotzdem wissen, wer hier aus allen Rohren feuert, denn genderüberschreitende Gleichberechtigung ist auf diesem Planeten so futuristisch wie ein rassismusfreies Land Of The Free und außerdem bin ich bekennender Rock- und Metaldamenfan! Schluss damit jetzt, Musik ab!

Was etwas posig-partymässig-beliebig ‚Crazy‘ beginnt, grooved dem ‚Sadistic Lover‘ fett unter die Gürtellinie, nicht nur wegen Andreas unglaublich intensiver Röhre. Nach den zwei ersten Titeln könnte man denken, dass die Mädels ein Konzeptalbum über eine legendäre Nacht mit STANLEY & SIMMONS oder MÖTLEY CRÜE aufgenommen haben. Ha! – weit gefehlt – denn die Damen hätten die sagenumwobenen Frauenbeglücker wahrscheinlich links stehen lassen, denn sie sind ‚Master Of Control‘ und haben damit ein Highlight auf Platz drei, welches RONNIE JAMES bestimmt sehr gemocht hätte.

 

 

Ebenso sollte ein Knaller wie ‚Tables Are Turned‘ auf keinen Fall ungehört bleiben. Garniert mit arschtighter Rhythmusgruppe und starken Soli erblüht hier gerade mein All-Female Hardrock-Highlight des jungen Jahres und zwar weltumfassend.

Zu fui G’fui gehd neda (sorry – bin immer noch etwas von KARIN inspiriert) – deshalb erklimmen die Balladen ‚Too Much Feeling‘ und ‚Sound Of Your Love‘ die höchsten Gipfel der Genüsse für den Hardrocker von Gestern, Morgen und vom H.E.A.T. Festival (Zaunpfahlwink nach Ludwigsburg).

Das entspannte ‚Until I’m Satisfied‘ verzückt den HEART Liebhaber, während exzellent-PURPLE-iges rocken ansteht mit ‚Poor Rosy‘ und ‚Hopatina‘ inklusive Exotikeinschlag und zusätzlich Instrumentaldarbietungen aller Beteiligten, die hiermit die Lizenz zum Töten erhalten. Wenn dies das letzte wäre, was die langsam ertaubenden Lauscher wahrnehmen, bliebe eine schöne Erinnerung an ein erfülltes Hardrockleben – VORSICHT: Live bestimmt gefährlich für Nackenverstauchungen und Tanzmuskulaturdehnungen.

 

 

Für perfekte Verbindungen von Kunst und Kommerz musste man früher Fledermäuse aus der Hölle fangen oder einen riesigen Fleischberg bewältigen. Da bleibt nur noch ein Wunsch offen: ‚Rockin‘ Through The Night‘ – am Besten demnächst live mit euch, ihr Lieben.

Neun Prosecco auf die guten, alten Zeiten für ROSY und mich – hasta la VISTA, Baby, jetzt heißt es nur noch: Durchstarten – Never say never!