Livehaftig

MOTORJESUS, MoDo, KOMAHAWK

~ 6. Dezember 2018 im Lux, Hannover ~


Wie man am Frontmann von KOMAHAWK unschwer erkennen kann, existiert die Band aus Bremen nicht erst seit gestern und hat es in über 20 Jahren immerhin auf zwei LPs und eine EP gebracht. Allerdings haben sie wohl auch zwischenzeitlich eine (oder mehrere) Auszeiten genommen, denn sie werden von mehreren Quellen als aufgelöst deklariert.

Die Mischung aus Thrash Metal und Punk (mal das eine und mal das andere, also nicht wirklich Crossover) ist zwar nichts außergewöhnliches, kommt aber mit einem Bier in der Hand ganz gefällig rüber. Einen dicken Pluspunkt ergattert der Sänger und Gitarrist, der auch ansonsten souverän und sympathisch in Erscheinung tritt, für sein SACRED REICH-Shirt.

 

Als zweite Vorband kommt MoDo aus Heinsberg auf die Bühne. Die Band hat sicherlich ihre Zielgruppe…ich gehöre allerdings nicht dazu.

Die Mischung aus LINKIN PARK und …keine Ahnung….also Alternative mit leicht metallischem Einschlag, ist ja gerade beim jungen Volk sehr beliebt. Auch der Wechselgesang zwischen der hauptamtlichen Sängerin und dem Gitarristen, der durch seine tiefe Stimmlage den „modernen“ metallischen Touch einbringt, ist typisch für diese Art von Musik.

Ja, die Sängerin kann singen und die Musiker verstehen ihr Handwerk, aber wenn ich solche Musik hören wollte, würde ich das Radio anmachen und keine Platten auflegen.

 

Ganz anders verhält es sich mit MOTORJESUS. Gleich mit dem Opener ´Tales From The Wrecking Ball´ vom diesjährigen Album ´Race To Resurrection´ (Rezension siehe hier) und dem darauf folgenden ´Motor Discipline´ vom 2010er Album ´Wheels Of Purgatory´ zeigen die fünf Jungs aus Mönchengladbach wo heute Abend die Reise hingehen wird…mit Volldampf einmal quer durch die Bandgeschichte, oder wie Sänger Chris(toph) Birx verkündete „Etwas alter Scheiß und etwas neuer Scheiß“.

Und tatsächlich existierte die Band, zählt man den Vorgänger THE SHITHEADZ mit, seit 1992 und kann somit auf eine lange Schaffensperiode zurückblicken. Erst 2006 firmierte die Band auf den Namen MOTORJESUS um, was sie aber nicht davon abgehalten hat, ihr einziges bereits 2004 bei „Locomotive Records“ unter dem alten Bandnamen herausgebrachte Album ´Dirty Pounding Gasoline´ im Jahre 2011 über ihr aktuelles Label „Drakkar Records“ als CD und 2016 auf Vinyl als Werk von MOTORJESUS wiederzuveröffentlichen.

Aber nicht nur MOTORJESUS verfügen über eine weit zurückreichende Bandhistorie, sondern auch Sänger Chris kann mit reichlich (Bühnen-)Erfahrung aufwarten, was in seinem Curiculum durch eine beachtliche Anzahl aufgelisteter Bands manifestiert wird. Die daraus resultierende Souveränität auf der Bühne wird vor dem Song ´Fist Of The Dragon´ deutlich, wo er ein kleines technisches Problem dadurch überbrückt, dass er nicht nur die üblichen Martial Art-Akteure wie Bruce Lee, JC Van Damme und Chuck Norris aufzählt, sondern unter Einbeziehung des Publikums mit Nennung von Bud Spencer bis zu Schwarzenegger so lange weiter macht, bis das Problem behoben ist. Insgesamt muss ihm attestiert werden, dass er auch durch seine launigen und kurzweiligen Ansagen, z.B. über seinen alten Daihatsu Cuore vor dem Stück ´Back In The Action Car´, den Abend zu einem sehr vergnüglichen Event macht.

MOTORJESUS machen keinen Hehl daraus, dass sie tief im Metal verhaftet sind und widmen diesem Genre mit ´Destroyer´ sogar einen ganzen Song. Aber ihre musikalischen Wurzeln reichen noch weiter bis in den  klassischen Rock/Metal der 70er und 80er hinein, was in ´A New War´, dem letzten Stück des regulären Sets, überdeutlich wird. In dieses Stück wird nämlich ein Medley, bestehend aus ´Rock You Like A Hurricane´ (kommt in Hannover besonders gut an), ´Living After Midnight´ und T.N.T. integriert.

Als Zugabe wird Lemmy dann noch ´Iron Fist´ gewidmet und ein gut besuchter Abend geht im „schönen Wohnzimmer“ (so wird das Lux von Chris bezeichnet, schließlich fasst es maximal nur 200 Gäste) zu Ende. Eine Umschreibung der Musik von MOTORJESUS mit „irgendetwas zwischen Metal und Hard Rock“ wird ihr aber nicht gerecht, was dem Konzertbesucher noch vor dem Beginn des Gigs beim Betrachten des Cappies (MUSTASCH) und Shirts (DANZIG) von Chris klar wird.

Insgesamt muss konstatiert werden, dass MOTORJESUS live das bringen, was die Scheiben versprechen. Immer Vollgas geradeaus und Spaß dabei. Dank des variablen Gesangs von Chris Birx  und der abwechslungsreichen Instrumentierung mit zwei Gitarren wird es dabei aber nie langweilig.