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OVERHEAD – Haydenspark

~ 2018 (Independent/Just For Kicks Music) – Stil: Progressive Rock / Alternative Metal ~


OVERHEAD begannen 1999 als Progressive Rock-Band, die ihre Vorbilder PINK FLOYD, GENESIS und KING CRIMSON im eigenen Soundkosmos sehr ernst nahm. Auf dem Vorgänger ´Of Sun And Moon´ zeichnete sich bereits eine Verfeinerung ab. Diese vollenden die Finnen sechs Jahre später mit ihrem fünften Album. Ihr weiterhin ausgefallener, gern als Progressive Rock zu bezeichnender Sound hat seine Verbindung zum Alternative Rock sowie bisweilen Metal feinjustiert.

Der Eröffnungssong ´Animation For The Poor Man´ steigert sich in diesem Musikuniversum weiterhin sukzessiv in nicht enden wollenden Melodielinien. Auf diesen wandeln OVERHEAD ganz allein auf weiter Flur. Vielleicht könnten noch die deutschen SYLVAN entfernte Verwandte sein. Lassen OVERHEAD ihre luftige Ader gewähren, klingen nur solch außergewöhnliche Combos wie die Schweden RITUAL oder in ´Last Generation´ die Norweger GAZPACHO an. Selbst wenn sie die Keyboard-Wolken modern aufblasen, vermeiden sie heutzutage gern angesteuerte Gebiete von MUSE.

Jede Komposition ist überdies andersgeartet ausgestaltet. Das vordergründig in südländischen Sphären, auch mit entsprechendem Gitarren-Solo, tänzelnde ´Count Your Blessings´ erweist sich als zwingender Melodic Rock-Hit. Der fast zehnminütige Titelsong ´Haydenspark´ scheint dagegen anfangs in fetter Neo Prog-Art á la GALLEON davon zu schweben, flirtet aber letztlich mit PINK FLOYD und vielen mehr im skandinavischen Himmel. Denn nicht nur ´King Of The World´ und ´Across The Nation´ gewähren einen Einblick unter die harte Schale der Finnen, unter der sich aus dem einen Zeitalter die BEATLES und aus einem anderen LILLIAN AXE verbergen. Einmal schwingt sogar in ´Death By Tribulation´, angesichts der lyrisch verarbeiteten Schreckensmeldungen aus aller Welt nicht überraschend, die mit Inbrunst intonierte Neunziger Jahre Schwermut mit, und in ´The Fall´ die Dramatik dieser Tage in sinfonisch ruhigen Klängen, getragen von der hier rau eingesetzten Stimme von Hauptsongwriter Alex Keskitalo. Dieser greift nochmals im abschließenden, epischen ´Gone Too Far´ zur Flöte – zur Verzierung eines kräftig jauchzenden Rock-Songs im unklassischen Beat.

Verheerende oder fabelhafte Tage – traumwandlerisch sicher entwickelt sich ´Haydenspark´ mit jedem dieser Tage zu einer Langrille, die niemand mehr missen möchte.

(8,5 Punkte)

http://www.overhead-band.com/

https://overheadband.bandcamp.com/album/haydenspark