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HESSIAN – Mercenary Retrograde

~ 2018 (Urtod Void) – Stil: Heavy Metal / Hardrock ~


Erbaaarme… zu spät…

HESSIAN sind zurück!

Schlappe vier Jahre nach dem ´Bachelor Of Black Arts´ haben die Zeitreisenden aus Portland/Maine nun endlich ihren Master in der Tasche. Jawoll, ´Mercenary Retrograde´ ist ein Fortschritt in jeder Hinsicht. Mit neuem Line-up (und von daher leider ohne Co-Sängerin Salli Wason) zeigt Mastermind Angus Mc Farland den DEAD LORDs und VOJDs dieser Welt, wer im kreativen THIN-LIZZY-/BLUE ÖYSTER CULT-Worshipping aktuell den Schnauzer vorne hat.

Sechs der acht Songs sind absolute Volltreffer, allen voran das großartige ´Skull Ring´, dessen Mix aus Aggression und traumhafter Gelassenheit auch die großen Vorbilder nicht besser hätten hinbekommen können. Die songschreiberische Reife ist unüberhörbar, HESSIAN beherrschen das Doom-Alphabet ebenso sicher wie den (Proto)-Metal und Psychedelic-Getänzel (´Saint Leopold´) – lediglich das ebenso mächtige wie fade ´The Viper´ und der mit Saxophon-Einsätzen garnierte Konfus-Rauswerfer ´Manos The Hands Of Fate´ fallen in die Kategorie spaßig, aber hmmm.

Klar, McFarlands brachialer Nasalgesang ist nicht jedermanns Sache, auch die Früh-Sabbath’sche Verschrobenheit wird den Lizzy-Freund womöglich abschrecken, trotzdem – oder gerade deshalb – macht es tierischen Spaß, den Ami-Hessen sein paar Ohren zu leihen. (Hessians waren deutsche Soldaten, die während des Amerikanischen Unabhängigkeitskrieges der britischen Armee als Hilfstruppen dienten.) Fehlt nur noch eine zünftige Deutschland-Tour. Wer McFarland mit goldener Glitzerhose und gelber Pornobrille schon mal live erleben durfte (wie der Autor dieser Zeilen beim 2016er-Brofest), der weiß, welche inneren und äußeren Eruptionen dieser Sound auslösen kann. Also: Buchen, liebe Veranstalter! Und kaufen, werte Streetclip-Leser! Wer hier nicht zuckt, ist tot.

(8,5 Punkte)


(VÖ: 14.09.2018)