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SOUTHERN EMPIRE – Civilisation

2018 (Giant Electric Pea) – Stil: Rock / Metal


Das SOUTHERN EMPIRE liegt all denen zu Füßen, die sich ohne Grenzen und Einschränkungen bewegen möchten, die sich nicht von imaginären Zäunen und Hindernissen abschrecken lassen. Einst von Keyboarder/Gitarrist Sean Timms nach der Trennung von Sänger Mark Trueack und UNITOPIA gegründet, konnte bereits das selbstbetitelte Debüt (siehe hier) vor zwei Jahren erfreuen. Bekanntermaßen setzen sich SOUTHERN EMPIRE musikalisch keinen Zwangsneurosen des Progressive Rock aus, das Quintett um Sean Timms, Sänger/Gitarrist Danny Lopresto, Gitarrist Cam Blokland, Bassist Jez Martin und Schlagzeuger Brody Green beschreitet die Weiten und Freiräume zwischen Progressive Rock und Progressive Metal ohne den klassischen Melodic Rock zu vernachlässigen. Die filigranen Melodie- und auch Härte-Bezeugungen sind die Bestäubung auf dem blühenden Terrain von SOUTHERN EMPIRE. Der flüchtige Einstieg in ´Goliath’s Moon´, als käme der Chorgesang von einer 1910er Schellackplatte, tatsächlich von Billy Murray and the Haydn Quartet, verblasst wie diese längst vergangenen Tage im Angesicht der nachfolgenden Longtracks. Unter zehn Minuten gönnt sich keines der vier Lieder ein abruptes Ende. ´Goliath’s Moon´, aus der Feder von Gitarrist Cam Blokland, ist dabei die perfekte, epische Rock-Komposition, der Virtuosität von TOTO gleichend, der Schönheit von KANSAS und SEVENTH KEY nicht nachstehend. Solch eine Qualitätsstufe erklimmen in anderen, bekannteren Landstrichen ansonsten nur TRANSATLANTIC. Auch die Geigenstriche innerhalb des Zwiegesprächs mit dem Hintergrund-Chor in ´Cries For The Lonely´ sind von der Anmut einstiger KANSAS-Klassiker geprägt, derweil Schlagzeug und Keyboards gerne mit JOURNEY flirten, zeichnet doch Schlagzeuger Brody Green in Zusammenarbeit mit der gesamten Gruppe für diese Komposition verantwortlich, als Aufruf zu mehr Liebe und weniger Hass auf Erden, sei es im großen Miteinander oder im kleinen Kreise. Das halbstündige ´Crossroads´ stand dagegen bereits zur Hälfte zu UNITOPIA-Zeiten, ging daher ebenso in ´Travelling Man (The Story Of ESHU)´ bei Mark Trueacks UNITED PROGRESSIVE FRATERNITY-Debüt auf (siehe hier), und gefällt mit einer mystisch-orientalen Note zwischen progmetallischem und akustischem Leben. Gezupfte Saiten, Flötentöne von Steve Unruh (SAMURAI OF PROG) und Saxofon-Einsätze von James Capatch sowie Marek Arnold (SEVEN STEPS TO THE GREEN DOOR, CYRIL) sorgen für die Würze. Ein Freudenfest, dem sich auch Trübsal blasende Anhänger von SHADOW GALLERY anschließen sollten. Denn nicht erst das finale ´Innocence & Fortune´ liefert nach weiteren, flugs verflogenen zehn Minuten die Erkenntnis, dass sich das SOUTHERN EMPIRE zum seltenen Vorzeigeexemplar entwickelt hat.

(8,5 Punkte)

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