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NAPALM DEATH – Coded Smears And More Uncommon Slurs

2018 (Century Media) – Stil: Grindcore


Fiese Fresse. Gitterstäbe als Zahnersatz. Den Dentist wird`s freuen. Zur Überbrückung der Wartezeit auf ihr neues Studioalbum schmeißen die unangefochtenen Meister des Grindcore ein rund 90-minütiges Kraftpaket in die Runde. Wahnwitziges Tempo. Brachiale Grooves. Irrsinnsgegrunze. ´Codes Smears And More Uncommon Slurs´ liefert über 90 Minuten rares und teilweise limitiert veröffentlichtes Material aus den letzten knapp eineinhalb Jahrzehnten. Songs von Singles, Splits und Zusatzmaterial regulärer Alben werden hierauf anachronistisch aneinandergereiht. Vieles davon erschien zuvor in nur stark limitierter Auflage und nicht für den europäischen Markt: B-Sides, Bonusse und Coverversionen, insgesamt 31 Tracks aus den Jahren 2004 – 2016.

Speziell die Auswahl von einigen Cover-Versionen ist eine mittelschwere Überraschung. ´To Go Off And Things´ der britischen Experimental-Rocker CARDIACS beispielsweise fegt mit verzerrtem Elektro-Unterbau und entrückter Prog-Gitarre durch zweieinhalb rastlose Minuten. Das stellenweise sogar mit Keyboards untermalte ´Clouds Of Cancer / Victims Of Ignorance´ der finnischen Punker G-ANX ist ein ebenfalls wunderbar unorthodoxer Drauflosrotzer. Drumherum schmieren die vier Birminghamer ihren altbewährten Blend aus Grind und Post-Punk-Heavyness. ´Atheist Runt´ gehört zur zweiten Kategorie und wuchtet ungewohnt lange in sechs Minuten bleierner Schwere. Wesentlich härter und direkter wird es hingegen mit ´Call That An Option?´, ´Oh So Pseudo´, der GEPOPEL Cover-Version ´Paracide´ oder dem ´Decibel´-Flexi-Series-Beitrag ´Legacy Was Yesterday´. Das sind ruppige Genickschläge, wie wir sie schon von jeher innig lieben.

Auch nach über 30 Jahren Bandhistorie sind und bleiben NAPALM DEATH wahre Originale. Aufregend aggressiv. Potthässlich. Und eine gestandene Herausforderung für jegliche Konventionen harter Musik.

(8,5 Punkte)