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BABYLON A.D. – Revelation Highway

2017 (Frontiers) – Stil: Hardrock


BABYLON A.D. waren mit ihren beiden Alben 1989 und 1992 ein echtes Highlight der späten Glam Metal-Ära. Qualitativ nur absoluten Überfliegern wie LILLIAN AXE oder dem HEAVENS EDGE-Debüt unterlegen, bestand dagegen stilistisch ein ziemlich hoher Übereinstimmungsgrad zu SKID ROW, deren kommerzieller Erfolg aber unberechtigterweise in keinster Weise erreicht wurde. Und dass obwohl man nicht nur an sich tolle Alben fabrizierte, sondern auch vermeintliche Mega-Hits der Marke ´Bang Go The Bells´ oder ´Hammer Swings Down´ auf dem Buch hatte. Den Posern vielleicht einen Tick zu hart, für den Metaller aber trotzdem unbefriedigend, das dürfte ein Erklärungsansatz für den ausgebliebenen Megaerfolg in einer vielfach in Schubladen denkenden Szene gewesen sein.

Wahrscheinlich befeuert von einigen hervorragenden Festivalauftritten, insbesondere auch in Europa beim ‚Firefest‘, dem ‚BYH‘ oder zuletzt beim legendären wie kuriosen ‚Hair Metal Heaven‘ in Hull/England, liegt nun ein (Fast-)Comeback-Album im Debüt Line-up vor. Fast, weil zumindest vier Songs gar nicht neu sind, sondern von damals nicht veröffentlichten Demos stammen, die erst 2006 im Rahmen von ´In The Beginning´ posthum nochmals zu Ehren kamen. Hier zeigt sich nun zweierlei. Zum einen die These, dass die ersten Demos sowieso das Beste sind, was eine Band je veröffentlichen wird und zum zweiten aber, dass die neuen Songs genauso überragend sind. Ja tatsächlich, wenn ihr mich fragt, würde ich das vorliegende ´Revelation Highway´ nochmals über den damaligen Alben anordnen (über den nicht nur dem Namen nach dämlichen Comeback-Versuch ´American Blitzkrieg´ aus 2000 decken wir sowieso den Mantel des Schweigens). Die neuen Songs sind einfach von absoluter kompositorischer Leichtigkeit geprägt, können wie damals rocken wenn gewünscht und es gibt wirklich keinen einzigen Ausfall auf diesem Album, nicht mal annähernd. Echt beachtenswert und eines der, wenn nicht das beste Comeback der letzten Dekade in dieser Stilrichtung. Gleichzusetzen mit ´Start From The Dark´ von EUROPE, nur das hier auch die „Gralshüter“, die niemals Erneuerung zulassen wollen, zufriedengestellt werden, denn es ist alles wie damals. Aber trotzdem extrem erfrischend, alte und neue Songs wirken zudem wie aus einem Guss!

Als Empfehlung sei noch mitgegeben, dass ihr für etwas Platz in der Bude sorgen solltet, nachdem ihr euch bereits beim harten Opener ´Crash And Burn´ und dem folgenden Smasher ´Fool On Fire´ allerlei blaue Flecken an unsinnig herumstehenden Möbeln geholt habt. Denn es wird dann zwar zunächst softer, aber nicht ungefährlicher. ´One Million Miles´ ist der aorishe Megasong des Albums, auch wenn der Refrain eigentlich nur aus dieser 3-Wort-Phrase besteht. Funktioniert trotzdem perfekt! Ein Hit, mit dem ihr euren Lieblings-DJ das komplette nächste Jahr Abend für Abend nerven solltet, wenn er nicht schon im Programm steht. Oder wahlweise mit dem folgenden aus alten Tagen stammenden ´Tears´. Beim Rest des Albums geht es dann wieder hardrockiger zur Sache und auf fast annähernd gleich hohen Niveau wie bei diesem grandiosen Eröffnungsquartett, das sei gerne wiederholt.

In einem Jahr, in dem die vielen jungen Schweden erstmals schwächeln, darf ich jedem Melodicer diese Droge empfehlen. Tatsächlich eine großartige Offenbarung, die nicht nur auf dem Highway funktionieren wird.

(9 Punkte)