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L’ANIMA – Departures

~ 2017 (Independent) – Stil: Progressive Rock / Metal ~


´Departures´ ist eines dieser fantastischen Werke, bei denen des Öfteren im Verlauf des Hörgenusses schlagartig die Erkenntnis wächst, dass die Musik etwas ganz Besonderes und Außergewöhnliches ist. Die dazugehörige Band L’ANIMA stammt aus London, dürfte aber selbst von geschulten Ohrmuscheln vielmehr nach Italien oder nach Frankreich verlagert werden. Leider falsch kombiniert. Ein Restaurant gleichen Namens aus Düsseldorf und eines aus London bringt uns immerhin auf die richtige Fährte. Das Fadenkreuz auf London gerichtet, fördert die folgenreiche Zusammenkunft des spanischen Gitarristen Pedro Caparros (BREED 77) und des Sängers Andy Mitchell, der bis zur Auflösung der YARDBIRDS knapp fünf Jahre bei der Legende verbrachte, zu Tage. Die Liebe zu progressiven Klängen brachte sie zusammen und ihre weiteren Mitstreiter, Gitarrist Mauro Paderni, Bassist Luca Forlani und Drummer Iban Sanz, mit ins Boot.

Ohne gehöriges Durchhaltevermögen könnte es dennoch passieren, dass der Hörer ´Departures´ vorzeitig und unzufrieden zur Seite legt. Ein erneuter, verhängnisvoller Fehler. Spielen doch L’ANIMA derart vertrackt auf, dass es sich für manche Hörer womöglich als unauflösbar erweisen könnte. Bei passend eingestellter Wellenlängen werden sich jedoch irgendwann die Zahlenkombinationen der Schlösser öffnen und strahlende Klänge sowie wundervolle Tonfolgen zwischen abstrakten Rhythmuswanderungen preisgeben. ´Point Of No Return´ und das prägnant hervorstechende ´Hold Out´ munden bereits mit den ersten Atemzügen, ´Path To Sirius´ sowie ´My Bloody Silhouette´ folgen nach weiteren hinterher. Unbemerkt vollzieht sich dann die Wandlung von Geist und Herz des ungläubigen Thomas, ehe das Album, wie eine sich langsam öffnende Blüte, seine ganzen Pracht und Schönheit offenbart.

Hier und da streut Pedro Caparros spanisch, folkoristisch angehaute Gitarrenklänge ein, ein anderes Mal erklingen dezente Chöre, die einmal sogar auf Baskisch sowie Französisch singen. Allerdings verzichtet die Band auf Sound-füllende Tastenklänge und bereitet damit dem gewöhnlichen Prog Rock- und Prog Metal-Hörer gehörige Probleme. Existieren nicht viele bekannte Legenden aus diesem Metier ohne Keyboards. KING CRIMSON müssen da als Vorzeigeexemplar in einigen Jahren ihrer Historie erwähnt werden. Bewegen wir uns schließlich ebenso bei den Engländern natürlich nicht in der Dritten Dimension von SLEEPYTIME GORILLA MUSEUM, nicht in Sphären von VOIVOD oder der Vierten Dimension WATCHTOWERs. Nach vielfachem, abermaligen und wiederholtem Hörvergnügen, sind und bleiben L’ANIMA schlichtweg einmalig. Als entfernten musikalischen Wink als auch ebenbürtig qualitatives Gütesiegel werden zitternd ENCHANT und DAMN THE MACHINE benannt.

(8,5 Punkte)

https://www.facebook.com/lanimaofficial/