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TYRANNOSORCERESS – Shattering Light’s Creation

2017 (Tofu Carnage Records) – Stil: Advanced Deathful Black Metal


Darf man Black Metal als knackig bezeichnen? Im Falle der Texaner TYRANNOSORCERESS (Hell Yess!!! Was für Wortspiel!) geht daran kein Weg vorbei!

Nachdem im europäischen Black Metal in letzten Jahren so enorm viel Innovatives passiert ist, ist es an der Zeit, mal wieder einen Blick auf die Entwicklungen über dem großen Teich zu werfen. Aber diesmal nicht mit Fokus auf die Pazifikküste mit ihrer Cascadian Black Metal- und Shoegaze-Szene, nein, im Lone Star State, der im letzten Jahrtausend v.a. für seine Death Metal-Szene berühmt war, ist ein 2011 erwachter Bastard aus modernem Black Metal mit starken (Schweden-) DM-Vibes auf einem Doom-/Sludge-Fundament nun erwachsen geworden und legt einen dermaßen ausgereiften Erstling vor, dass dieser für mich schon jetzt eines der Top-Alben dieses Jahres ist.

Drei Mitglieder des Quintetts aus Dallas sind gleichzeitig bei den Todesmetallern CLERIC aktiv, allein die beiden Gitarristen leben ihre musikalische Kreativität einzig bei TYRANNOSORCERESS aus. Und diese sind vor allem eine Gitarrenband – Billy und Dan geben mit Tremolo-Picking à la MGLA bis hin zu sich lyrisch aufschwingenden, Iommi-esken Riffs Struktur, Tempo und Stimmung der wunderbar komplexen Songs vor. Außer dem Titelsong, einem kurzen Uptempo-Blastbeat-Kracher, ist kein Song auf diesem Album konventionell aufgebaut. Manchmal beginnt die Band melancholisch-getragen, ganz plötzlich verdüstert sich die Atmosphäre, schlägt um ins Doomige, hieraus wiederum entstehen experimentelles Chaos (das Kernthema dieser Platte) und Hochgeschwindigkeit, und schließlich wird alles wieder harmonisch in Rhythmus gefasst. Ein anderes Mal entwickeln sich aus Hochtempo flirrende Klangebenen, über denen entrückte Gitarrensoli schweben, um gleich wieder von der punktgenau agierenden Rhythmussektion (großartige Drums!) zerstört zu werden (Anspieltip: ‚Senescent And Supreme’).

Die Songs erzählen nicht unbedingt Geschichten, auch keine Filme – es ist vielmehr ein surreales Erleben wie in einem Traum – der qualvolle, alptraumhafte Anteile hat, aus dem man aber trotzdem nicht aufwachen will. Man kann diese Platte nicht oft genug genießen, sie verlangt dem Hörer in ihrer Progressivität jedoch stets erhöhte Aufmerksamkeit ab, das ist alles andere als Fahrstuhlmusik für nebenher. Hier kommt dann auch mein einziger Kritikpunkt zum Tragen: die Produktion hätte ich mir besser an die klangliche Diversität der Instrumente angepasst gewünscht.

Zac’s Gesang erinnert mich an Johannes Andersson von TRIBULATION, mit denen die Texaner außerdem Verspieltheit und Sound teilen – der Anfangspart von ‚In The Light Of The Sabbath Moon‘ hätte auch auf der ‚The Children Of The Night‘ seinen Platz gefunden. Nicht nur das rote Facebook-Titelbild, vor allem die kompositorische Anlage der Songs hat einige Nähe zu den avantgardistischen Kölnern ULTHA, und auch zu WOE. Trotzdem, was diese Band auszeichnet, ist ihre grandiose Eigenständigkeit, mit der sie aus den heutigen Hauptströmungen extrem dunkler Musik ein ganz eigenes gallig-bitteres, aber höchst wohlschmeckendes Gebräu destilliert. Ich erhebe meinen Kelch auf viele weitere schwarzschillernde texanische Elixiere!

(8,5 Punkte)

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