PlattenkritikenPressfrisch

TILT – Hinterland

~ 2016 (Independent/Just For Kicks) – Stil: Artrock ~


Die beteiligten Spieler des englischen Musikerkollektivs TILT sind beileibe keine Newcomer mehr, rollen aber mit ihrem Debütalbum ´Hinterland´ das Feld des zeitgenössischen Prog Rock und New Artrock geradewegs von hinten auf.

Mit Steve Vantsis (Bass, Gitarre, Keys), Dave Stewart (Drums) und Robin Boult (Gitarre), alle jahrelang im Dienst von FISH, hat sich unter dem Banner TILT, dazu Sänger Paul Dourley und Gitarrist Paul Humphreys, eine schlagkräftige Mannschaft zusammengefunden, die obendrein sogar von IT BITES-Gitarrist John Beck und ARENA-/KINO-Gitarrist John Mitchell weitere prominente Unterstützer fand. Sechs Jahre sind seit ihrer ersten EP vergangen, ein Zeitraum, in dem musikalisch vieles bereits wieder der Vergangenheit zugerechnet werden kann. TILT klingen dennoch modern ohne die ehrbare Vergangenheit zu vernachlässigen und können mit anderen Durchbruchsalben wie ´In Absentia´ mühelos mithalten.

Vier längere epische Songs rahmen vier eher kürzere Lieder ein. So lässt es der Opener ´_Assembly´ ruhiger, mit leichten Elektronik-Beigaben angehen, zitiert den Gesang in einer kurzen Schleife mit Chorgesang, bevor die Gitarren fett aufbrausen und seine New Artrock-Verwandtschaft belegen. Der Titelsong ist ein weiterer Epic-Aspirant, der es trotz Akustikgitarre zeitweise richtig hart angeht, zwischen Peter Gabriel und RUSH findet sich natürlich immer noch ein Plätzchen, auch in Prog Metal-Sphären. Hernach darf sich eine wunderbare Ballade niederlassen. ´Against The Rain´ nimmt sich ebenfalls Zeit, erst spät zum Höhepunkt zu gelangen. ´No Superman´ und ´Growing Colder´ besitzen einen leichten Alternative-Einfluss. Erstgenannter Song tendiert vom Gesang her in Richtung Chris Cornell, während letztgenannter ein wahrer Ohrwurm voller Emotionen ist und gerade hier äußerst außergewöhnlich erschallt. Mit ´Strontium Burning´ folgt ein weiterer großartiger, eingängiger Song. Zum längeren Ausklang erklingen ´Bloodline´, der ein Gitarrensolo von John Mitchell birgt, und ´Disassembly_´ – beides Mini-Epen, die begeistern können. Zudem schwappt am Ende wieder die Melancholie über, mit sanfter Elektronik-Umhüllung fast postrockig gestaltet und stellt eine der großen Fragen in den Mittelpunkt: „Is there no God?“

Neue Musik erschließt sich aus dem Hinterland, ob New Artrock oder Prog Rock, an TILT führt in 2016 kein Weg vorbei.

(8,5 Punkte)

http://www.tiltband.co.uk/
https://www.facebook.com/TILTuk/