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THE SAMURAI OF PROG – Lost And Found

~ 2016 (Seacrest) – Stil: Classic Prog ~


THE SAMURAI OF PROG sind das Projekt des italienischen Komponisten und Bassisten Marco Bernard, der seit Jahren in Finnland lebt und mit dem Amerikaner Steve Unruh (Gesang, Flöte) sowie dem finnischen Drummer Kimmo Pörsti das Schwert des Samurai zückt. Zwar nicht ganz als letzte Überlebende des Prog Rock, als letzter Samurai die Fahne noch gehisst haltend, zelebriert das Trio aber immerhin mit allerlei Gästen die Reise in die epische Zeit des Prog Rock, direkt in die farbenfrohen 70er Jahre.

Mit den Original Mitglieder von PAVLOV´S DOG, LIFT, CATHEDRAL, ODYSSEY und QUILL haben die drei Samurais vergessen geglaubte Kompositionen aus den 70ern geborgen, entstaubt und aufgenommen. Somit gelangen diese wertvollen Schätze tatsächlich zum allerersten Mal ans Tageslicht und überhaupt hier erstmals auf eine Veröffentlichung.

Ein wundervolles Mini-LP-Style Digipak mit einem Artwork von Ed Unitsky vor Augen, erleichtert das Hinabtauchen in längst vergangene Zeiten – auf üppigen zwei Silberlingen. Das Instrumental ´Preludin´ startet schließlich die Reise. Erste Gedanken in Richtung KANSAS zerbröseln, da dieses Stück im Original von Richard Nadler, dem Geiger von PAVLOV´S DOG, geschrieben wurde. Mit dem effektvollen Einsatz von Geige und Flöte sowie dem Gastbeitrag des Gitarristen von PAVLOV`S DOG, Steve Scorfina, darf die erste Songerweckung mehr als gelungen bezeichnet werden. Dem schließt sich das kurze Klavierstück ´Along The Way´, gespielt und komponiert von David Myers (THE MUSICAL BOX), an.

Dann folgt das 20minütige ´Inception´, das nicht nur von Chip Gremillion, bekannt von der 70s US Band LIFT, ehemals komponiert wurde, sondern mit seinem Einsatz an den Keyboards hier gekrönt wird. Obwohl der Gesang von Steve Unruh zuweilen an Peter Nicholls erinnert, entstehen vor den Augen die prächtigsten GENESIS- und YES-Bilder. Diese werde bei ´She (Who Must Be Obeyed)´ weit mächtiger und lassen den Hörer tiefer, allein durch den unnachahmlichen Jon Anderson-Gedächtnisgesang eines Jon Davison (YES), in die Gefilde des mit Hammond-Orgel und Mellotron warm verzierten Sounds glücklich abtauchen. Ein Song, der von Vincent Kusy, der überwiegend Anfang der 70er bei ODYSSEY in Erscheinung trat, und Fred Callan, der bei CATHEDRAL musizierte, geschrieben wurde, während der Abschluss-Song ´Plight Of The Swan´ ursprünglich eine Gemeinschaftskomposition der CATHEDRAL-Bandmembers war. Hier überrascht der Peter Gabriel-Gesangsstil von Steve Unruh.

Der zweite Silberling enthält eine einzige, fast einstündige Komposition aus der Feder von Ken DeLoria, Keith Christian und Jim Sides, die mehr oder weniger unter dem Namen QUILL bekannt waren und eine kurze Karriere in den 70ern vorweisen können. Einst von EMERSON LAKE AND PALMER beeinflusst, singt sogar Sänger Keith Christian auf diesem großen Remake namens ´The Demise´ mit. Wer in den ersten Minuten nicht aufgrund des erzählerischen Vortrags Richard Maddocks abgeschreckt wird, dem öffnen sich anschließend die Freuden des Prog Rock in Form eines 36teiligen Feuerwerks. Dazu gesellen sich Gäste wie Mark Trueack (UPF, UNITOPIA), Linus Kase (ANGLAGARD) und Llorián García. Eine großartige musikalische Reise, eine wahre Abenteuerreise.

Der Dank gebührt somit THE SAMURAI OF PROG, für die Entdeckung kleiner und großer Perlen aus der Hochzeit des Prog Rock, für die musikalische Umsetzung und vor allem für deren Festhalten auf einem Tonträger, für die gesamte Menschheit.

(8,5 Punkte)

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