PlattenkritikenPressfrisch

ARTILLERY – Penalty By Perception

~ 2016 (Metal Blade) – Stil: Melodic Thrash ~


Leck mich am Allerwertesten, dieses 2016 lässt sich vorzüglich an für alle Freunde melodischer Thrash-Klänge! Erst MEGADETH mit ihrer spannendesten Scheibe seit Äonen, dann die heimischen SEPTAGON mit einem Debüt-Schmankerl vom Feinsten – und nun also ARTILLERY, Dänemarks Vollgas-Veteranen, die mit Album Nummer sieben mal eben die dickste Dynamitstange seit dem 1990er-Klassiker ‚By Inheritance‘ gebastelt haben.

Elf Songs, kein Ausfall, dafür mindestens ein halbes Dutzend Prachtkompositionen, die Halswirbel und Hirnrinde gleichermaßen in Beschlag nehmen und nicht mehr loslassen – nein, diese Vitalität und Riffpower hatte ich den Stützer-Brüdern nach dem eher mediokren ‚Legions‘ von 2013 nicht mehr zugetraut. Auf ‚Penalty By Perception‘ fügt sich einfach alles zusammen. Die ersten sechs Songs sind ein einziger Banger-Traum mit sofort zündenden Sechssaiten-Kaskaden, gnadenlosem Powerdrumming, ARTILLERY-typisch „orientalischen“ Chromatik-Leads und fein ausgearbeiteten Refrains, wie sie in dieser Qualität und Dichte keine einzige Bay-Area-Band (HEATHEN eingeschlossen) mehr zustande bringt. Dazu darf Frontmann Michael Bastholm Dahl (36) im zweiten Anlauf endlich seine ganze Klasse zeigen. Der Mann könnte mit seinem klaren, ungemein kraftvollen Organ auch in der US-Metal-Königsklasse mithalten.

Wenn es an diesem Ausnahmealbum überhaupt etwas zu kritisieren gibt, dann höchstens die relativ konventionell geratene Powerballade ‚When The Magic Is Gone‘, deren Struktur und Akkorde in dieser Form bereits von ANNIHILATOR bis VICIOUS RUMORS durchexerziert wurden. Unbedingt erwähnenswert ist dagegen das vorletzte Stück ‚Path Of The Atheist‘, in dem ARTILLERY eine selten gehörte Mischung aus Epic Doom und Thrash servieren.

Willkommen zurück in der Weltspitze, die Herren!

(9 Punkte)