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DANZIG – Skeletons

~ 2015 (AFM Records/Soulfood) – Stil: Punk/Metal/Heavyrock ~


Mein Gott, was habe ich Herrn Anzalone verehrt! ‚Lucifuge‘ – felsenfeste zehn Punkte! Das erste, dritte und vierte Album – maximal einen Zähler dahinter. Dazu die Gigs! Unvergessen, wie sich ein alter Kumpel nach dem ’93er-Konzert im Münchner Circus Krone mit einem zähen Widersacher um einen Drumstick von Chuck Biscuits balgte. Minutenlang, aufs Verbissenste. Um sich schließlich draußen am Auto auf einen Teilungsakt mit der Taschenmesser-Säge zu einigen. Those were the times…

Umso bitterer ist es mitanzuhören, wenn sich der Meister mit 60 Jahren zum x-ten Mal um eine Rückkehr zu alter Form bemüht. Unterstützt von seinen Bandmitgliedern Tommy Victor (PRONG) und Johnny Kelly (Ex-TYPE O NEGATIVE) hat Glenn DANZIG ein Cover-Album eingespielt, das den Bogen von seinen Haupteinflüssen Elvis und BLACK SABBATH über THE LITTER bis zu den EVERLY BROTHERS spannt. Teilweise kann man sich das Ganze durchaus schönhören, beispielsweise den flotten Auftakt ´Devil´s Angels´ (THE ARROWS), ´Let Yourself Go´ (vom King himself) oder ´With A Girl Like You´ (THE TROGGS), wo Glenn fast wie einst im Mai seine Stimmbandknödel formt. Mit dem einen oder anderen Getränk gehen auch das SABBATH’sche ‚N.I.B‘ und Steven Tylers ‚Lord Of The Thighs‘ durch den hauseigenen TÜV.

Unfreiwillig komisch wird’s hingegen bei ZZ TOPs ´Rough Boy´ (!) und dem schräg hingeklimperten Schmachtfetzen ‚Crying In The Rain‘ – Interpretationen, die eher an portweinselige Karaoke-Sessions um fünf Uhr morgens erinnern denn an einen ernsthaften Studioaufenthalt. Fazit: Für Erzeugnisse wie ‚Skeletons‘ hält die Netzwelt Streaming-Dienste parat. Erst hören, dann kaufen. Oder nicht.

Nachtrag für visuell Interessierte: beim Covermotiv handelt es sich um eine Nachstellung von DAVID BOWIEs ‚Pin Ups‘ (1973). Statt Twiggy fungierte Ex-Pornostar Kayden Kross als Dekoration. Passt.

(5,5 Punkte)