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3RD EAR EXPERIENCE – Incredible Good Fortune

~ 2014 (Thousand Thunders Music/US-Import) – Stil: Space-/Stoner Rock ~


Erinnert sich noch jemand an die unfassbaren TRIBE AFTER TRIBE und ihren Bandleader Robbi Robb, diesen durchgeknallten Südafrikaner mit Hang zu exzessivem Kiffen und dieser Leidenschaft für unkonventionelle Sounds? Sehr gut! 3RD EAR EXPERIENCE ist sozusagen die Band nach dem Ableben von TRIBE AFTER TRIBE, bei der Robbi nun seine Kreativität auslebt und die mit `Incredible Good Fortune` ihr zweites Album vorlegt.

Wo der Vorgänger `Boi`(u.a. hatte Doug Pinnick von KINGS X da mitgewirkt) noch einige unausgereifte Passagen und zu verbessernde Facetten hatte, wirkt `Incredible Good Fortune` bis in die letzte Sekunde ausgereift, fast schon perfekt. Dieses 76 Minuten Monster gibt es auch als ultralimitiertes Doppel-Vinyl, das man haben sollte, aber bequemer ist in DIESEM Fall die CD-Version, da man nicht alle knapp 20 Minuten die Platten umdrehen muss, um den nächsten Song zu hören. Denn `Incredible Good Fortune` enthält gerade einmal fünf Songs!

Atmosphärisch dichte Gitarrenwände, die sich über weite Strecken konstant wiederholen, nötigen den Hörer, mit dem Kopf dezent mitzuwippen (bangen wäre in diesem Fall definitiv nicht die korrekte Beschreibung). Dazu diese bohrenden Melodien, die einen gnadenlos packen, und der sphärische Gesang runden diesen unverwechselbaren Sound ab. Irgendwo zwischen Space- und Stoner-Rock, nur deutlich melodischer. Dazu elegant eingeflochtene Frickeleinlagen, die sich aber dem dominierenden Rhythmus unterordnen – fuck, ist das geil!

Psychedelische Versatzstücke sind in diesem einmaligen Sound ebenso verarbeitet wie indianische Einflüsse. Man muss nur ‚Shaman`s Dream` hören, das einen tagelang nicht mehr loslässt. Der indianische Gesang wirkt so dramatisch und kindlich zugleich, dass man irgendwann dieses schamanische heyjaheyjaheyja mitsummt und sich in diesem endlosen Rhythmus verliert. Was für ein Song! Mit `Tools` und `One` hat man zwei knapp 20-minütige Longtracks kreiert, die jeden Stoner-, Desert- und Seventies-Rockfan aus der Fassung bringen sollten. Auch hier klingt vieles strukturiert, anderseits wirken vielen Passagen sehr Jam-mäßig, was das Ganze dann noch spektakulärer macht. Magic!

In den wenigen überraschend auftauchenden Saxophon-Passagen steckt so viel Kraft drin, dass es kaum in Worte zu fassen ist. Die Songs verbinden Spannung, Dramatik, Heavyness, Melancholie und Intensität in einem unverwechselbaren Gebräu, dem man nur schwerlich entrinnen kann.

Auf eine Art liefern 3RD EAR EXPERIENCE nichts Neues, vieles klingt vertraut, andere würden eventuell von ausgelutscht sprechen, aber es ist diese intensive Energie, die von diesen vertrauten Riffkonstrukten und Rhythmen ausgeht, die einen umgehend packen.

3RD EAR EXPERIENCE sind ebenso faszinierend wie es TRIBE AFTER TRIBE waren. Und von dieser Band findet sich auch auf diesem Kunstwerk der eine oder andere Einfluss wieder! Die CD kommt in einem dünnen, aufklappbaren Pappschuber, ohne viel Infos. Warum auch – dieses Album spricht für sich!

(9 Punkte)