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PURPOSEFUL PORPOISE – The Water Games

~ 2015 (Giant Electric Pea) – Stil: Prog ~


Die in Los Angeles stationierte Band PURPOSEFUL PORPOISE wurde von Gitarrist/Sänger Alex Cora gegründet und hat im Gegensatz zu anderen Projekten ihr Album als vollständig im Studio anwesende Band live und vor allem gemeinsam eingespielt. Die Band wird natürlich sofort als Supergroup bezeichnet, da Cora nicht nur Bassist Ric Fierabracci (Chick Corea/Dave Weckl), Keyboarder Derek Sherinian (DREAM THEATER) und Drummer Vinnie Colaiuta (Trevor Rabin, Frank Zappa) als Musiker gewinnen konnte, sondern auch die Geigerin/Sängerin Ginny Luke (MEAT LOAF/Dave Matthews).

´The Water Games´ soll dabei der erste Teil einer sich über drei Alben hinweg ziehenden Saga sein und die Geschichte von ´Jeux D’eau´, übersetzt ´The Water Games´, erzählen. Wobei ´Jeux d’eau´ ein fünfminütiges Klavierstück von Maurice Ravel aus dem Jahre 1901 ist. Der übliche Kampf zwischen Gut und Böse spielt sich in einer futuristischen Wasserwelt, mit Walen und Delfinen, denen die Energiequelle gestohlen wird, ab und so kann der Kampf um das Überleben beginnen.

Obwohl die Aufnahmen zu diesem Debüt, das ein Doppel-Album geworden ist, nicht selten zu Jam-Sessions ausarteten, konnten letztlich echte Songs aufs Band gebannt werden. Das Werk selber startet in seinem ersten, fast dreiviertelstündigen Abschnitt für die auf ihnen basierenden Jam-Sessions äußerst würdig. Nur drei Songs, das längste (´Crossing Into The Unknown´) davon eröffnet das Album und ein echtes Jam-Instrumental (´The Air Pirate´) finden sich auf diesem ersten Silberling wieder. Die Musik entweicht hier noch mehr als später aus den üblichen Prog-Schemen mit Ausflügen in jazzige Parts, aber auch in klassische Hard Rock-Gefilde, wenn im dritten Song ´Cycles´ („Round and round in time we go, souls in search of a new home“) sogar ´Kashmir´-Einflüsse zum Tragen kommen. Aber der Gesang von Colette Von lässt sofort Erinnerungen an MAGENTA oder die Art des Mikrofonwechsels in ´Crossing Into The Unknown´ an AYREON aufkommen, doch bereits hier erweist sich der Einsatz der Geige von Ginny Luke als bestechend positiver Faktor. Seine genialen Fähigkeiten krönt Alex Cora persönlich am Ende von ´Crossing Into The Unknown´ in einem brillanten Solo.

“For me, music is a living, organic thing. I really wanted to create something that was a return to the great, British prog rock of the 70’s,” sagt Cora und lässt im zweiten Abschnitt sechs prägnantere Songs zum Vorschein kommen. So beginnt dieser mit dem schönen, von der Geige gestützten ´Unexplored´ und dem äußerst gefühlvollen ´iPhone´, einem Song, der wunderbar das Problem beschreibt, wenn in der heutigen Zeit ein Liebespaar getrennt voneinander, trotz Smartphone, keinen Kontakt zueinander herstellen kann, da auf einer Seite keine Verbindung aufgebaut wird. Klingt äußerst banal, ist aber mit sphärischem Gesang beiderseits wunderbar umgesetzt worden. Ein Album-Highlight. ´Lost´ ist hingegen ein getragener Song, der geradezu prädestiniert für den Geigeneinsatz ist, um zum Ende hin inklusive Gitarre seine hardrockige Seite hervorzukehren. Großartig. Überwiegend ruhiger, etwas orientalisch im floydigen ´Nowhere Bound´, episch in ´Serena Song´ und klar beatlesk in ´Which Way Is Up´ beschließt dann ein Jam-Instrumental den zweiten Silberling.

PURPOSEFUL PORPOISE ist ein vielversprechendes neues Projekt, von dem noch Großartiges zu erwarten ist, wenn der Band die Chance gegeben wird, sich zu entwickeln. ´The Water Games´ – kein kleiner Happen für Zwischendurch, sondern zur Entdeckung an vielen Abenden angelegt.

(8 Punkte)