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THE EXPLODING EYES ORCHESTRA – I

~ 2015 (Svart Records) – Stil: Classic Rock / Psychedelic ~


Nur ein Nebenprojekt oder (bald) doch mehr? Der von Gitarrist Thomas „Corpse“ ins Leben gerufene JESS AND THE ANCIENT ONES (JATAO) – Ableger THE EXPLODING EYES ORCHESTRA zelebriert auf seinem Albumerstling eine größtenteils überzeugende Mischung aus hammondgetriebenem Classic Rock und fuzzigem Psychedelic-Stoff. Inklusive Prachtsängerin Jess sind fünf der sieben JATAO-Mitglieder am Start. Und so ganz will sich mir Thomas‘ These von der Inkompatibilität des Materials mit dem der Stammband nicht erschließen.

Zumindest drei der sieben Songs hätten ohne weiteres auch bei JATAO funktioniert. Allen voran die schmissige Eröffnungsnummer ‚The Smoke‘, bei der uns die gute Jess zwischen Geisterbahn-Georgel und Schiffschaukel-Rhythmen dermaßen in den Schwitzkasten nimmt, dass die Augen tatsächlich ein Stückweit aus den Höhlen treten. Rein bei der Tür, rauf auf die Matratze – so sind sie, die Finnen. Auch das ruhig beginnende und an die famose neue ROYAL THUNDER-Scheibe erinnernde ‚Drawing Down The West‘ schlägt in die Ancients-Kerbe, während das fuzzig-angeschrägte ‚Two-Zero 13‘ eine dezente Gruselgrunge-Note hinzufügt. So weit, so ordentlich.

Die gewisse Eigenständigkeit zieht das Augen-Orchester aus den beiden Stücken ‚Crazy Heart‘ und ‚My Father The Wolf‘. Ersteres ist eine verdächtig post-orgiastisch klingende Ballade, die Jess‘ laszives Organ auf einen Piano- und Posaunen (!) -Teppich bettet, zweiteres klingt wie eine Kollaboration zwischen alten FLEETWOOD MAC und BRUCE SPRINGSTEEN (oder BLUES PILLS mit Orgel) und schunkelt sich zu einem Refrain hoch, der jeden geschmackvollen Grillabend zum Wippen/Tanzen/Frauentausch bringen sollte.

Hintenraus wird’s dafür fast zu entspannt. ‚Black Hound‘ wandert mit Mundharmonika und Slide-Gitarre durch staubige Dark-Folk/Blues-Landschaften und bekommt mit seinen Hörbuch-Texten einen unheimlichen Touch verpasst, ‚Farewell To All-In-One‘ mäandert mit seiner Twang-Gitarre und niederschwelligem Geflöte zwischen ‚Twin Peaks‘-Soundtrack und Seventies-Progrock Marke GENESIS / JETHRO TULL / KING CRIMSON. Keinesfalls übel, aber einem geschlossenen Gesamtbild nicht unbedingt dienlich. Die zweite Scheibe ist ebenfalls schon im Kasten und soll im Frühjahr 2016 veröffentlicht werden. Band? Projekt? So what!

(8 Punkte)