PlattenkritikenPressfrisch

SOLSTICE COIL – Commute

~ 2015 (Taklit Music) – Stil: Prog Rock/Metal ~


SOLSTICE COIL veröffentlichen aktuell ihr drittes Album auf dem Label von SUBTERRANEAN MASQUERADE-Gitarrist Tomer Pink, mit dem sie nicht nur musikalisch eng verknüpft sind. Dennoch platzieren sie sich selber eher im weiten Umfeld des modernen Prog-Metals. Auf ´Commute´ – nach ´Paper Cuts´ (2005) und ´Natural Causes´ (2011) – feiern bei den im Jahre 2001 gegründeten Israelis zugleich ein neuer Bassist (Mihael Galperin) und Drummer (Yakir Fitousi) ihren Einstand. Allein der Umstand, dass nicht nur Bandleader und Gitarrist Shir Deutch, sondern auch Opher Vishnia (Gitarre) und Shai Yallin (Keyboards) zum Gesang ihren Anteil beisteuern, zementieren SOLSTICE COIL ihren oft melancholischen Rock/Metal mit interessanten Gesangsvorträgen.

Der Opener ´New Eyes´ belegt sogleich diese These, umranken doch die Gesänge in meist wohltuend hohen Lagen den anfänglich rhythmisch, gar jazzigen Beginn, der aber zwischen metallenen Riffs seine Bestimmung findet. Eine moderne Mischung aus ELDRITCH, EVERON und IVANHOE können hier als Anhaltspunkte fixiert werden. Gerade der Gesang erinnert an Andy B. Francks beste Tage. Aber das musikalische Spannungsfeld, das die Band aufbaut, wird in ´Forget You Ever Saw Us´ mit seinen prägnanten Keyboard-Klängen von Shai Yallin, der aktuell ebenso die Keys bei SUBTERRANEAN MASQUERADE bedient, sogar um einen Schuss SAGA ausgeweitet. Selbst wenn der ruhige Beginn in ´Shuffle The Cards´ eher prog-rockig ausfällt und ´Her Silent Silhouette´ an sich daneben modernere Anklänge verbreitet, so fußt ihr Sound trotzdem auf einem durchgehenden Fundament. Dies beweisen der irrwitzige Progger ´ The Bargain´, mit seinem – als einzigem Song – etwas orientalischen Rhythmus, das zwischen Wahnsinn und Erhabenheit pendelnde ´Acid Bath´ sowie das ruhige ´Meltdown´, RADIOHEAD-Klänge treffen 70s-Keys, bevor `Nowhere´ das Album mit nie enden wollenden Gitarreneskapaden abschließt.

Dass SOLSTICE COIL einst mit dem Spielen von RADIOHEAD- und MUSE-Coverversionen begonnen haben, ist ´Commute´ nicht mehr unbedingt anzuhören. Sie haben mittlerweile ihren eigenen Sound und Stil gefunden. Obwohl der Gesangsvortrag vereinzelt etwas mutig erscheint, obgleich darin die Würze liegt, dürfte die Band nicht nur bei Menschen, die bereits seit den 90ern, 00ern und aktuell interessante, außergewöhnliche Prog-Metal-Bands suchen, auf große Gegenliebe stoßen.

(8,5 Punkte)

[Bisher nur Digital: https://solsticecoil.bandcamp.com/album/commute, aber ebenfalls als Package mit der CD des Vorgängers zu haben]