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ALPHA TIGER – iDENTITY

~ 2015 (Steamhammer/SPV) – Stil: Power-Metal ~


Durchbruch oder Einbruch? Das dritte Album stellt seit jeher eine Art Wegscheide für viele Musikschaffende dar. Bei ALPHA TIGER aus dem sächsischen Freiberg muss man sich bereits nach dem ersten Durchlauf von ‚iDENTITY‘ keine Sorgen mehr machen, dass die Schaffenskraft und -Qualität des sympathischen Quintetts gelitten haben könnte. Und nach dem sechsten und siebten Mal noch viel weniger.

Hörbar gereift perlen die neun Kompositionen aus den Boxen, nach der zerbombten und zerschossenen Eurovisions-Hymne als Intro setzt das von der gleichnamigen 2014er-EP bekannte ‚Lady Liberty‘ eine erste Duftmarke, die mit ihren QUEENSRYCHE-Anleihen allerdings auf eine trügerische Fährte lockt. Denn: Sooo viel haben ALPHA TIGER mittlerweile gar nicht mehr zu tun mit den (einstigen) Szene-Vorreitern aus Seattle.

Vielmehr setzen Ausnahmesänger Stephan „Heiko“ Dietrich und seine nicht minder begabten Mitstreiter vermehrt auf Hardrock-Elemente und fein ausgearbeitete Refrains wie im DOKKEN-mäßigen ‚Long Way Of Redemption‘ oder im luftig arrangierten Titelsong, den so nur absolute Klassebands hinbekommen. Wer will, kann im anschließenden Mitshout-Groover ‚We Won’t Take It Anymore‘ mittlere HELLOWEEN heraushören, auch die von Klavierklängen eingeleitete Powerballade ‚Closer Than Yesterday‘ geht trotz unterschwelliger Geläufigkeit als gelungen durch. Hintenraus hauen die „Diiescher“ mit ‚Shut Up & Think‘ erfreulicherweise nochmal einen Doublebass-Knaller mit mehrstimmigem Refrain und RIOT-Tendenzen raus, ehe ‚The World Will Burn‘ zum gut siebenminütigen Finale ans epische US-Metal-Büffet bittet und den Hörer mit einem angenehmen Sättigungsgefühl in den Tag (oder Abend) entlässt.

Anhaltende Qualität bei wachsender Identität – so kann’s mit ALPHA TIGER gerne noch lange weitergehen.

(dicke 8 Punkte)