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TRIBULATION – The Children Of The Night

~ 2015 (Century Media) – Stil: Death/Gothic/Metal ~


Kundige und genaue Hinhörer haben die vierjährige Entwicklung der Schweden TRIBULATION vom Debüt ‚The Horror‘ zum Zweitwerk ‚The Formulas Of Death‘ mit MORBID ANGELs Schritt von ‚Altars Of Madness‘ zu ‚Blessed Are The Sick‘ verglichen – weg vom erfrischend infernalischen Wahnsinn zu einer sinistren, unterschwelligeren Art des Schreckens. Mit ihrer neuen Scheibe ‚The Children Of The Night‘ haben die vier Nordmänner die Fertigungszeit halbiert und gleichzeitig ihre Schrittlänge verdoppelt. Das klassisch-metallische, bisweilen vom Gothic angehauchte Ergebnis dürfte ebenso polarisieren, wie weiland ‚Amok‘, mit dem SENTENCED vor 20 Jahren (seufz…) nicht wenige ihrer treuen Stammkunden mit Anlauf vor den Kopf stießen.

Reduktion heißt das Zauberwort bei TRIBULATION. Der Gitarrensound ist wärmer, crunchiger, die Songs kommen schneller auf den Punkt. Klassischer Metal im Sinne der NWoBHM vereinigt sich mit dunkler Materie zu einem groovigen Ganzen. Eine Mischung die TRIBULATION das Tor zur Okkultrock-Gemeinde aufschließen sollte, auch wenn die Vocals von Johannes Andersson nach wie vor klar dem Black Metal zuzuordnen sind.

Songs wie das rockige, von einer ohrwurmigen Gitarrenmelodie geleitete ‚Melancholia‘, das an alte ANATHEMA erinnernde ‚In the Dreams of the Dead‘, ‚Winds‘ mit seinen felsig-schroffen Strophen, die einen zum lavaspruckenden Refrainkrater führen und das ‚MAIDEN meets Goth‘-Schmankerl ‚The Motherhood Of God‘ verknüpfen die neue Art der Eingängigkeit mit solider Grundhärte. In der zweiten Albumhälfte wird’s ein Stück experimenteller. ‚Strains Of Horror‘ ist eine Vollmondballade, die SAMAEL nicht abgründiger hätten austüfteln können, bei ‚Holy Libations‘ haben sich TRIBULATION auf Siebziger-Acidrock-Pfade begeben und klingen stellenweise wie neuere AMORPHIS, um hintenraus mit erhebendem Solozauber des inspirierten Gitarren-Duos Adam Zaars / Jonathan Hultén zu begeistern. Überaus interessant ist auch das Instrumental ‚Cauda Pavonis‘ geraten, aus dem sich ein prima Soundtrack für einen Tim-Burton-Grusel-Animationsfilm stricken ließe. Das abschließende, traurig-doomig dahinblutende ‚Music From the Other‘ hat noch am meisten von den „alten“ TRIBULATION und könnte manchem Fan der ersten Stunde als kleines Trostpflaster dienen. Wer folgt? Wer läuft Amok? Die TRIBULATION-Diskussion ist eröffnet.

(8 Punkte)