Redebedarf

GRAND MAGUS

Die Erben von JUDAS PRIEST!?


Mit ‚Triumph And Power‘ wieder in Topverfassung: GRAND MAGUS

Nachdem die Schweden von GRAND MAGUS im Zwei-Jahres-Takt exzellente Alben veröffentlichen und auch das neues Werk ‚Triumph And Power’ wieder herausragend ausgefallen ist, durfte ich mit Sänger/Gitarrist JB Christoffersson mal die Lage der Dinge besprechen.

Wo liegt deiner Meinung nach der Hauptunterschied zwischen ‚Triumph And Power’ und dem direkten Vorgänger ‚The Hunt’?

„‚Triumph And Power’ ist mehr Heavy Metal als ‚The Hunt’. ‚The Hunt’ war fast schon ein Hardrock Album. Ein paar Songs hatten einen AC/DC Touch. Es war insgesamt eine frühere Form des Metals, eher 70er-Jahre-Metal. ‚Triumph & Power’ ist härter und epischer, fast schon majestätisch.“

Im Moment ist ja 70er-Retro-Sound – gerade aus Schweden – sehr angesagt, wolltet ihr euch mit ‚Triumph And Power’ absichtlich davon distanzieren?

„Wir sind noch nie einem Trend nachgelaufen und daher kümmert es uns auch nicht, was momentan gerade angesagt ist. Als wir anfingen waren wir sehr beeinflusst von Bands wie alten BLACK SABBATH und das ist eigentlich die gleiche Art von Musik, die die Bands heutzutage wieder spielen. Es kommt mir so vor als ob sich bestimmte Stilarten immer häufiger wiederholen. Es ist noch gar nicht so lange her, dass die Siebziger schon mal ein Comeback hatten. Wir haben immer genau die Musik gespielt, die wir zu dem Zeitpunkt der Veröffentlichung spielen wollten. Es war uns egal, ob sie gerade angesagt war oder nicht. Wir haben immer nur gemacht, was wir wollten.“

Einige Songs auf dem neuen Album wie z.B. ‚Steel Versus. Steel’ (und auch Stücke auf euren letzten Veröffentlichungen) sind sehr eingängig. Trotzdem gehen einem die Songs auch nach oftmaligem anhören nicht auf den Geist. Ihr schafft es, diese Kompositionen immer episch und rau klingen zu lassen. Ich glaube, das liegt auch viel an deinem Gesang. Sortiert ihr manchmal auch Refrains aus, weil sie dann doch zu „catchy“ wären oder wie findet ihr die Balance, niemals zu kitschig zu klingen?

„Ich glaube, es ist eine instinktive Entscheidung. Ich möchte ja, dass meine Musik gut ins Ohr geht. Ein Song muss einen Hook haben, es muss etwas daran sein, dass man als „catchy“ bezeichnet, sonst will man ein Stück ja gar nicht anhören. Der Begriff „catchy“ kann natürlich vieles beschreiben. Ein Britney Spears Song kann „catchy“ sein, aber ein DARKTHRONE Stück eben auch. ‚Quintessence’ ist meiner Ansicht nach ein super „catchy“ Song, aber es ist natürlich kein Pop. Auch viele Bands, die ich mir angehört habe als ich noch jünger war, wie SAXON, MANOWAR, DIO oder JUDAS PRIEST hatten starke Melodien und Refrains, aber es war niemals poppig. Und auch wir wollen die Grenze zum poppigen nie überschreiten, wir sind uns auch bewusst, wo diese Grenze liegt.“

Ich glaube, wenn ihr einen anderen Sänger hättet, jemanden mit einer helleren und klareren Stimme, dann könnten einige eurer Stücke bereits jenseits der Poppig-Grenze liegen, aber deine Stimme macht die Songs episch und hymnisch. Es hat mich überrascht, dass du eben z.B. PRIEST genannt hast. Ist denn Rob Halford für dich als Sänger auch ein Vorbild?

„Ja, auf jeden Fall. Das heißt aber nicht, dass ich genauso singen möchte, wie er es tut. Man kann seine eigene Stimme nicht ändern, man ist damit geboren. Aber beim Singen gibt es natürlich schon Faktoren, die man beeinflussen kann, da hilft einem die Atemtechnik und die Art und Weise wie man die Wörter ausspricht. Ronnie James Dio war ein absoluter Meister darin, seine Texte an den Hörer zu bringen. So wie er gesungen hat, hat man jedes Wort verstanden. Er war sehr präzise und sehr klar mit den Worten.“

Du bist ja nicht nur der Sänger, sondern auch der Gitarrist bei GRAND MAGUS. Musst du da aufpassen, dass ihr keine Songs schreibt, die du live nicht umsetzen kannst? Im Studio ist es ja kein Problem, Gitarre und Gesang hintereinander aufzunehmen, aber live musst du beides gleichzeitig machen…

„Ja, das stimmt. Es gibt einige Songs, bei denen ich wochenlang üben musste, wie ich sie live umsetze. Normalerweise kann man alles lernen, man muss es nur oft genug probieren. Für mich ist ein Album eine andere Sache, als ein Live Gig. Wenn wir unsere Alben so aufnehmen würden, wie wir die Songs live spielen, dann würden sie ganz anders klingen. Wir müssten ja alles als Trio einspielen und darin sehe ich keinen Sinn. BLACK SABBATH haben ihre Gitarrenspuren auch mehrfach eingespielt, auch wenn live nur eine Gitarre zur Verfügung steht und das machen andere Bands genauso. Man muss aufpassen, dass man die Sachen im Studio nicht zu kompliziert macht, aber wenn es doch passiert, dann muss man den Preis dafür bezahlen und sich live richtig reinknien.“

Habt ihr je darüber nachgedacht z.B. einen zweiten Gitarristen dazu zu nehmen?

„Das werde ich öfter mal gefragt. In den 15 Jahren, die es unsere Band bereits gibt, habe ich viele andere Gruppen kommen und gehen sehen und ich denke, der Grund, warum GRAND MAGUS noch existieren, liegt darin begründet, dass wir nur ein Trio sind! Die Bandchemie ist gut, obwohl wir unseren Drummer ein paar Mal austauschen mussten. Es waren aber immer gute Freunde von uns. Es wäre schwer, eine weitere Person in dieses Bandgefüge einzubringen. Das birgt auch Gefahren. Es gab in unserer Karriere keine großen Sprünge, aber wir sind konstant gewachsen. Ich glaube, es geht uns als Trio ganz gut und deshalb brauchen wir keine weiteren Bandmitglieder.“

Ich würde mir denken, dass es für Touren ein großer Vorteil ist, wenn man nur zu Dritt ist…

„Ja, das stimmt!“

… und ihr seid ja viel auf Tour. Wie habt ihr es dennoch geschafft, Material für ein neues Album zu schreiben?

„Vor ‚Triumph And Power’ haben wir im Mai und Juni auf Festivals gespielt, aber danach haben wir unsere Live Aktivitäten gestoppt und angefangen, die Stücke für das Album zu schreiben. Anfang September sind wir dann mit dem Material ins Studio gegangen. Wir wollten ein paar Monate frei haben, um an den Songs zu schreiben und das hat gut geklappt.“

Mir gefällt das Coverartwork von ‚Triumph And Power’ sehr gut und wie schon die Vorgänger, wird es von dem Album auch eine Vinyl Version geben…

„Jawohl! Ich denke, dass es eine tolle Sache ist, dass wir das Album auch auf Vinyl herausbringen können. Wir haben viel Glück gehabt, dass wir immer tolle Coverbilder hatten, die auch auf LP gut aussahen. Das Cover von ‚Triumph And Power’ sieht auf LP Größe einfach spektakulär aus.“

… aber auch die CD Fans bekommen eine spezielle Ausgabe des neuen Albums…

„Ja, es gibt eine Limited Edition mit einem Bonustrack namens ‚Blackmoon’. Das Stück ist kein Teil des Albums, aber wir haben es während der Sessions zu ‚Triumph And Power’ aufgenommen. Es ist ein GRAND MAGUS Stück, aber es gehört nicht zu den anderen Songs.“

‚Triumph And Power’ ist euer siebtes Studioalbum, weißt du schon, welche Stücke davon ihr live spielen werdet und wird es nicht immer schwieriger, die Setlist zusammen zu stellen?

„Das ist eine gute Frage! Das wird nämlich ein Riesenproblem für uns werden. Ich habe schon gehört, dass andere Bands über dieses Problem gesprochen haben, aber nun sind auch wir in dieser Position, dass wir nicht wissen, welche Stücke wir weglassen sollen. Auf der letzten Tour hatten wir eine tolle Setlist und haben fünf Stücke von ‚The Hunt’ gespielt. Wir hatten trotzdem genug Zeit, alle wichtigen alten Stücke zu spielen. Aber wie wir das diesmal machen wollen, ist mir noch nicht klar. Vielleicht müssen wir einfach länger spielen. Es wird auf jeden Fall sehr schwierig, die Setlist zusammen zu stellen! Und ich habe noch keine Ahnung, welche Stücke von ‚Triumph And Power’ wir spielen werden.“

Ihr habt ja mittlerweile Headliner Status erreicht, würdet ihr für eine große Tour auch wieder als Support mitmachen?

„Wir haben in unserer Karriere sehr viele Support Gigs gespielt und erst in den letzten drei Jahren konnten wir Konzerte als Headliner spielen, das wurde auch Zeit. Irgendwann muss man einfach eigene Shows spielen. Aber wenn wir das Angebot für einen wirklich coolen Support Slot bekommen würden – z.B. für JUDAS PRIEST – dann würden wir das ganz sicher machen.“

Eure letzte Tour war ja mit ENFORCER und ANGEL WITCH, war es nicht seltsam, dass eine Legende wie ANGEL WITCH für euch den Support gemacht hat?

„Ja, schon, aber wir haben es nicht so sehr als Wettkampf gesehen, wir waren mit allen gut befreundet. Es war eine gute Tour und ich denke, niemand war enttäuscht. Ich habe mir da jedenfalls keine großen Gedanken darüber gemacht, dass wir der Headliner waren und ANGEL WITCH vor uns auftreten mussten. Ich glaube, die anderen Bands waren auch zufrieden mit dem Package.“

Für euch ist es doch toll, dass ihr sowohl mit Bands wie ACCEPT, ANGEL WITCH, ENFORCER, aber jetzt auch mit AUDREY HORNE spielen könnt, oder nicht?

„Ich denke, unsere Musik basiert auf einem Sound, der den meisten Metal Fans gefällt. Viele Death Metal Fans mögen auch BLACK SABBATH, DIO und IRON MAIDEN und die klassischen Alben, die diese Bands veröffentlicht haben. Wir spielen auch diese Art von Musik. Wir haben dieses klassische Songwriting. Wenn Fans zu einem Konzert kommen und eine bestimmte Band sehen wollen, dann gefällt ihnen unsere Musik meist auch, weil sie einfach klassischer Metal ist.“

Dio ist ja mittlerweile verstorben, SCORPIONS, JUDAS PRIEST und IRON MAIDEN haben schon angekündigt, in Zukunft nicht mehr so viel touren zu wollen … siehst du da eine Chance für GRAND MAGUS, in Zukunft in die Rolle eines Festival Headliners hineinzuwachsen?

„Das wäre fantastisch! Ich finde, es ist sehr interessant darüber zu spekulieren, wer in die Fußstapfen der Legenden treten wird. Wer übernimmt das Szepter, wenn diese Bands abdanken. Im Moment sehe ich keine aktive Metal Band, die diese Lücke füllen kann. Natürlich würde ich es lieben, wenn GRAND MAGUS diese Band sein könnte. Aber wir hatten noch nie einen Plan oder ein Ziel für unsere Karriere. Wir arbeiten hart und wollen die beste Band sein, die wir sein können. Wir arbeiten Schritt für Schritt und sehen, wo uns das hinführt.“

Was gefällt dir besser: Clubgigs oder Auftritte bei Open Air Festivals?

„Ach, das kommt immer drauf an. Wir hatten einige Open Air Gigs die wirklich fantastisch und fast schon magisch waren, aber auch andere, die wirklich schlecht waren. Das gleiche gilt für Clubkonzerte. Ich mag beides, aber beides kann auch nach hinten losgehen.“

Ist es für einen Musiker bei Open Airs nicht schwieriger?

„Ja, das kann es sein, aber das hängt auch immer stark an der Crew und dem Equipment, ja sogar am Wetter. Wenn es windig ist und die Bühne nicht abgeschirmt ist, dann kann es echt ein Problem sein. Aber in einem kleinen Club mit schlechtem Equipment kann es auch sehr schwierig sein. Wenn du bei einem Open Air gutes Wetter und ein gutes Publikum hast, dann ist es fantastisch. Wir werden dieses Jahr zum zweiten Mal beim Headbangers Open Air spielen, beim letzten Mal hatten wir viel Spaß dort und ich freue mich schon, dort hin zurückkehren zu können.“