PlattenkritikenPressfrisch

AUDREY HORNE – Youngblood

2013 (Napalm Records) – Stil: Modern Hard Rock


AUDREY: „My name is Audrey Horne.” COOPER: „Federal Bureau of Investigation, Special Agent Dale Cooper.” AUDREY: „Can I sit here?” … Eine sich lasziv nackt räkelnde Sherilyn Fenn wäre schon länger als Covermotiv bzw. als Posterbeilage bei AUDREY HORNE, der Band, fällig gewesen. Wer sich schon nach der netten Lady aus Twin Peaks benennt, sollte schließlich nun beim vierten Album mit dem sogar passenden Titel `Youngblood` auch dementsprechend ausgestattet sein. Aber leider bekommen wir auch heute nur eine neue Variante in Abwandlung zu solch bekannten Alben-Covern wie ´Sonic Boom` und `Rock And Roll Over` von unseren liebsten Schock-Rockern KISS geboten. Doch immerhin erhalten wir bei den Songs keine Resteverwertung, sondern 11 neue Lieder geboten, die fast alle (inklusive des Bonustracks) jeden Cent wert sind. Der skandinavisch gewohnt leicht melancholisch melodie-verwöhnte Hard Rock, hat sich wohl bewusst etwas aus modernen Anwandlungen, wie auch Post-Grunge-Einsprengseln, zurückgezogen und noch mehr die Nähe des klassischen Hard Rocks gesucht. Der luftige und klarere Sound verhilft der Band außerdem mehr zu ihrer eigenen Identität und sollte einem Erfolg erst recht dienlich sein. Dieses Album ist zudem nicht der kommerzielle Ausverkauf, nein, Anbiederungen dieser Art findet man auf `Youngblood` nicht und wenn die Leute nicht vollkommen taub auf ihren Ohren sind, dann sollte die Genialität etlicher Songs des Albums nicht unbemerkt bleiben. Referenzbands sollten bei den inzwischen sehr eigenständigen AUDREY HORNE unterbleiben, da es doch aktuell zwei Rezensenten unabhängig voneinander geschafft haben, ein Lied des neuen Albums mit JUDAS PRIEST und ein Anderer dasselbe Lied mit IMMORTAL zu vergleichen. Vollkommener Unsinn, diese Vergleiche kann man getrost ad absurdum führen und besorgt sich lieber ohne Verzug das Album. Gleich die ersten drei Lieder (`Redemption Blues`, `Straight Into Your Grave` und `Youngblood`) brennen ein großes Feuerwerk ab und offenbaren das unglaubliche Potential dieser Band. Ihre Spezialität ist wie eh und je solch brillante Bridges zu schreiben, die andere Bands schon als Refrain benutzen würden, um dann sogar noch eine Steigerung zum Refrain drauf setzen zu können. `There Goes A Lady` klingt hernach genauso wie der Titel es erwarten lässt sehr luftig. `Show And Tell` ist dann das schwächste Stück, aber auch kein Ausfall. Doch danach folgen, wie zu Beginn, nur noch richtig große Highlights. `The Open Sea` beginnt fast nur mit Gesang und ist nicht nur wegen seiner Außergewöhnlichkeit atemberaubend („All out of time, we pray this is finally over, all out of time“). `This Ends Here` ist schon jetzt eine der Hymnen des Jahres („Tell them all: this ends here, tell them we are crossing rubicon, all we are we are all, someone has to make a stand“). Und allein die Tatsache, dass der Bonustrack (`I Wanna Know You´) vollkommen überragend ist, zeugt von dem hier dargebotenen Niveau. Wahnsinn! … AUDREY: „Can I sit here?” COOPER: „I guess you can sit anywhere you like. And I’d also like to add it would be my pleasure.“

(9 Punkte)