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OKTA LOGUE – Ballads Of A Burden

2012 (Sony / Columbia) – Stil: Psych Blues Prog


Der Abend fand gestern mal wieder sehr sehr spät sein Ende. Im Kopf sogar ein plötzliches und abruptes Ende. Zu Hause konnte ich dann wunderbar einschlafen, aber ich merkte mal wieder nichts. Auch heute Morgen bin ich recht früh wieder aufgewacht. Körperlich ging es mir aber nicht ganz so gut. Der Körper muss wohl was peppiges bekommen haben. Da kommen OKTA LOGUE gerade recht. Hat mich doch letztens ein Cousin dritten Grades aus Alaska gefragt, ob OKTA LOGUE in deutschen Landen gerade auf großer Club Tour sind oder schon die großen Stadien zu ihrem Album `Ballads Of A Burden` gebucht haben. Weil ich mich gerade in diesen Landen aufhalte, kann ich berichten, dass die Jungs aus dem Rhein-Main-Gebiet, aus Frankfurt und Darmstadt, noch durch die kleinen Clubs ziehen, aber mit etwas Glück kann sich das ja schnell ändern. Denn was sie auf ihrem ersten Album abliefern, kann internationalen Maßstäben voll gerecht werden. Das Album könnte sogar aus dem UK stammen. Doch der Prophet zählt im German-Lande nicht so viel. Und dann wollte mir doch letztens noch der Typ am Hauptbahnhof, so halb englisch halb deutsch sprechend, was peppiges anbieten. Das würde Pepp bringen. Ich stehe ja eigentlich eher auf natürliche Sachen, wie Gräser, Pilze und so. Zuerst denkt man bei den peppigen OKTA LOGUE, wie vielleicht früher zu Beginn bei RPWL, an eine erneute PINK FLOYD-Gedächtnis-Kapelle, doch nach und nach kristallisieren sich immer mehr eigenständige Elemente heraus. Blues Rock, aber nicht so heavy wie der Hard Rock á la LED ZEPPELIN, wird mit Psychedelic Rock vermischt und in sehr variablen Songs dargeboten. Was wollte mir der Bote vom Bahnhof Clo nicht alles anbieten. Der hatte viel zu bieten, nur leider keine Live-Bootlegs von ALBERTA CROSS. Denn bei den ersten Tönen von OKTA LOGUE muss ich doch alsbald an diese grandiose Band denken, doch dann gehen schon gleich die Lichter beim Eröffnungstrack `Bright Lights´ an („and burning lights will paint the sky, a millions miles, above my mind, I´m blinded by the shine, of painted skies and burning lights, I paint the sky“). Wenn ich Euch erzählen würde, ich hätte da diese Tütchen auf dem Bürgersteig, abends durch den Regen laufend, gefunden, würdet Ihr mir das ja sowieso nicht glauben. Doch der versiffte Typ vom Clo hatte recht, meine Kumpels sollten sich an dem Zeug erfreuen. Die wurden wuschig, die wurden hibbelig. Ob ich was davon hatte? Schwer zu sagen. Aber hey, `Deal With A Dagger`, ein weiteres Lied von OKTA LOGUE, würde auch einem düsteren Songwriter wie BILL CALLAHAN gut zu Gesicht stehen. Besonders wenn Posaune und Trompete wie auf einem Trauermarsch eingesetzt werden, ist sogar der Vergleich zu CRIPPLED BLACK PHOENIX nicht weit, da diese auch die PINK FLOYD-Epic mit düsteren Abgesängen verbinden. Bei `Mr. Zoot Suit` steht dann plötzlich SYD BARRET auferstanden vor mir und die PINK FLOYD der Barret-Ära leben mit diesem grandiosen Song auf („Hey Mr. Zoot Suit, ring a dong, sweet tie, black shoes, pinstripe, everything seems so fine; take a step, have a seat, car stops, traffic lights“). Das sind Bilder, das sind Emotionen. Mann, bin ich jetzt immer noch breit von gestern, dass ich schon Syd Barret vor mir sehe? I know where Syd Barret lives. Doch der Song lebt nicht nur allein von seinem Wahnwitz, sondern von seinen vermehrten Themenwechseln. Hier werden Bilder freigesetzt. Fantastische Bilder. I take a plastic fork und stech sie mir ins Au..Au..Aug hinein. Ich nehme einen Korkenzieher und stech ihn mir ins Au..Au..Aug hinein… Oh, wie gediehen geht es darauf mit der DAVID GILMOUR-Gitarre zu `Shine On You Crazy Diamond`, nein, der Song heißt hier `Shine Like Gold`, weiter. Großes Kino von Philip Meloí an der Gitarre, doch auch Posaune und Trompete drücken dem Sound in den Solo-Parts ihren eigenen Stempel auf. Die Plattennadel fährt hoch. Da zünde ich mir doch noch schnell eine Fluppe an. Frische Luft in den Kopf blasen, denn nachdem die A-Seite mit fünf kleineren Liedern zwischen drei und fünf Minuten ausgefüllt wurde, schicken OKTA LOGUE im klassischen 70s-Style einen Longtrack (`Decay`) von über 20 Minuten auf der B-Seite des Albums auf die Reise. Das tut gut. Eine wahre Wundertüte, der man sich, wie auch an den anderen Songs, nach mehrmaligem Genuss nicht mehr entziehen kann. Da kann man nochmals ausführlich Luft holen. Hier können auch die anderen Bandmitglieder – Robert Herz (Drums), Benno Herz (Bass & Gesang) und Nicolai Hildebrandt (Keyboard, Trompete) – ausgiebig Luft holen und extrem groß aufspielen. Bilder, Freunde! Bilder! Das ist es. Gefühle, Freunde! Gefühle! Let ‚em flow…

P9P

(Peppige 9 Punkte)