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CANDLEMASS – Psalms For The Dead

~ 2012 (Napalm/Edel) – Stil: Doom Metal ~


Das ist das Ende! Das ist das Ende von CANDLEMASS ! Das letzte Studioalbum der Doom-Legende ist mit `Psalms For The Dead` veröffentlicht! Ein langer Weg liegt hinter Leif Edling, dem Bassisten, Bandkopf und musikalischen Genie der Gruppe. Doch nun soll Schluss sein! Die Begründer des Epic-Doom begeben sich auf „The-Never-Ending-Farewell-Tour“ und wollen keine Zeit mehr für langwierige Studioaufenthalte verschwenden und lieber mit einem Album abtreten, solange sie noch höchstes Niveau abzuliefern imstande sind! Somit endet wieder eine Alben-Trilogie in der Bandgeschichte von CANDLEMASS!

Die erste Trilogie war ein Doom Vermächtnis von unübertreffbarem Wert. Nach dem epochalen Debüt `Epicus Doomicus Metallicus` im Jahre 1986 begann mit dem Einstieg von Messiah Marcolin, der mit seinem theatralischen Organ geradezu prädestiniert war, Musik epischen Ausmaßes zu besingen, eine neue Zeitrechnung im Doom! Mit den Alben `Nightfall´, `Ancient Dreams´ und ´Tales Of Creation` wurde von 1987 bis 1989 Geschichte geschrieben. Der moderne Doom, so wie wir ihn heute kennen, war neu definiert worden. Doch dann ging Marcolin und die Band veröffentlichte zwar noch vereinzelt Alben mit anderen Sängern, die jedoch nie die Magie der vorherigen Alben erreichen konnten. Im Jahre 2005 dann das überraschende Comeback mit Marcolin und dem Album `Candlemass`.
Doch dieses Album sollte auch wieder, wie 1986, nur der Vorläufer zu einer Alben-Trilogie sein. Denn kurz drauf brach wieder das Gebälk im Hause CANDLEMASS zusammen und Marcolin wurde durch Robert Lowe (SOLITUDE AETURNUS) ersetzt! Ein ebenso grandioser Sänger. Mit ihm wurde eine weitere Alben-Trilogie erschaffen, die 2007 mit `King Of The Grey Islands´ begann und nach ´Death Magic Doom` nun beendet wurde. Mit `Psalms For The Dead` wurde zwar zum Abschluss kein epochaler aber zumindest ein würdiger Schlusspunkt gesetzt. Mit dem Titelsong und `Dancing In The Temple (Of The Mad Queen Bee)`, ein klassischer Uptempo-Song, hat man sogar kleine Hits geschrieben. Die Produktion ist transparent. Mächtig schwere Riffs bereiten ein natürliches Fundament für ein klassisches CANDLEMASS Album! Zwar sind die Songs schon lange nicht mehr so episch, wie in der ersten Alben-Trilogie, denn dazu fehlen heutzutage auch die epischen Texte. Und wenn zudem noch die Songtitel oft einfach und geradezu einfallslos herunter gesungen werden („Waterwitch …Waterwitch…“), kann überhaupt erst gar keine epische Tiefe oder eine emotionale Bindung und Berührung mit dem Song aufkommen. Da werden keine großen Gesangsmelodien geschaffen, in denen man versinken kann. Robert Lowe orientiert sich einfach an den Gitarrenriffs, ohne uns in den Sog der Gefühle mit seinem Gesang zu ziehen, obwohl seine Stimme klar und wie immer leicht irrsinnig rüber kommt. Mehrmals garniert man die Riffs mit schwerer Hammond-Orgel, so dass nicht nur 70s-Atmosphäre entsteht, sondern auch Erinnerungen an URIAH HEEP oder gar RAINBOW aufkommen. Wenn die Hammond dann noch, wie in `The Sound Of Dying Demons` als weiterer Farbtupfer geschickt und ungewöhnlich eingesetzt wird, dann lässt sie sogar echtes bedrohliches Doom-Feeling entstehen. Diese Soundnuancen kommen natürlich nicht von ungefähr! Die anderen Betätigungsfelder von Leif Edling – KRUX und vor allem ABSTRAKT ALGEBRA – sind da soundmäßig nicht mehr so weit entfernt.

Zum Abschied kommt das Album nicht nur als CD, sondern auch als Doppel-Vinyl in vielen Farben heraus. Die dem limitierten Vinyl beigelegte 7″ kann zudem mit zwei weiteren Songs aufwarten, die sich fast auf Augenhöhe mit dem restlichen Material befinden. Robert Lowe wurde noch kurz vor dem Veröffentlichungstermin in die Wüste geschickt und bei den ersten Abschieds-Live-Auftritten vom KRUX-Sänger Mats Levén vertreten. Mal sehen, ob die „The-Never-Ending-Farewell-Tour“ jetzt tatsächlich ins Rollen kommt und welcher Sänger die Legende dabei begleiten wird. Das ist das Ende? Vielleicht auch nur das Ende einer Ära. Every end is a new beginning!

(8 Punkte)