
Wenn der Thrash nach Hopfen schmeckt!
Der Odenwald ist für mich eine weitestgehend noch unergründete Region, und die „Live Music Hall“ im idyllischen Mörlenbach-Weiher stand nun schon seit Jahren auf meiner To-Do-Liste. Die Event-Location ist bereits seit langem bekannt für ihre großartig-urige, fast schon familiäre Atmosphäre bei den Konzerten und wird seither von Carsten „Caschi“ Piwko geführt, der schon zahlreiche namhafte Bands und Künstler für seine Veranstaltungen gewinnen konnte.

HIGH STRIKER aus Heidelberg waren mir bis zu diesem Abend noch völlig unbekannt und entpuppten sich im Vorprogramm als eine recht angenehme Überraschung. Mit ihrem direkten, schnörkellosen Thrash Metal fanden sie schnell Zugang zum Publikum, und besonders ´Psychofreak´ vom aktuellen Album blieb dabei hängen und zeigte, wofür die Band steht. Der BLACK SABBATH-Klassiker ´Paranoid´ rundete den Auftritt schließlich passend ab und sorgte für zusätzlichen Applaus.


Die hessischen Beer Thrash Könige TANKARD kenne ich hingegen schon seit ihren Anfangstagen, und mit über 40 Jahren im Musikgeschäft sind sie mittlerweile eine wahre Institution für deutschen Marken-Metall geworden – mit 18 Studioalben und unzähligen Tourkilometern auf der Habenseite.
Es gibt Bands, die einfach Konzerte spielen – und es gibt eben TANKARD, die ihre Shows mit einer ordentlichen Portion Gerstensaft, Selbstironie und Humor zu einer ausgelassenen Party machen, die ihresgleichen sucht. Entsprechend mangelte es in den Songpausen nicht an launigen Sprüchen von Frontmann Gerre: „Uns gibt es jetzt seit 43 Jahren – und man sieht das Alter wirklich, nämlich bei unseren Fans.“

Doch auch kleine, augenzwinkernde Seitenhiebe gehörten dazu, etwa in Richtung Bassist Frank, der sich den Spott des Sängers gefallen lassen musste: „Dieser Typ hat kürzlich eine Lebertransplantation bekommen – und er ist immer noch genauso hässlich wie vorher.“
Die Luft schien jedenfalls bereits zum Einlass von einer unsichtbaren, hopfenhaltigen Energie durchdrungen zu sein, und das Publikum war eine bunte Mischung aus Altfans in 80er-Jahre-Kutten und jungen Metalheads.

Der Startschuss fiel mit ´One Foot In The Grave“, und die Band, tight wie eh und je, legte einen Soundteppich aus, der druckvoll und glasklar war. Gitarrist Andy Gutjahr ließ die Riffs knusprig aus den Boxen schallen, während Basser Frank Thorwarth und Drummer Gerd Lücking den soliden Unterbau für den Abend lieferten.
Ohne Atempause folgte der Klassiker ´The Morning After´, und er demonstrierte einmal mehr diese unbändige, ehrliche Freude an der Musik, die TANKARD schon von jeher ausstrahlt – hier gibt es keine Attitüden, keinen Glamour, nur puren Thrash Metal!

Ein kleiner, aber feiner Exkurs in jüngere Gefilde folgte danach mit ´Ex-Fluencer´ vom aktuellen Werk ´Pavlov`s Dawgs´, ein Song, der die moderne Social-Media-Welt aufs Korn nimmt, aber musikalisch tief in den Wurzeln der Band verankert ist.
Etwas später kamen dann das hämmernde ´Rules For Fools´ und das rasant-melodische ´Rectifier´. Die Setlist war intelligent zusammengestellt, eine Reise durch die Diskografie, die sowohl tiefschürfende Albumtracks als auch die unverzichtbaren Hymnen umfasste.

Mit dem Science Fiction-angehauchten ´Time Warp´ bewies die Band ihre Vielseitigkeit, bevor das Publikum mit dem frühen, brachialen ´Chemical Invasion´ wieder in die goldenen Achtziger katapultiert wurde. Der Thekenhit ´Freibier´ rundete das reguläre Set dann ab.
Die Zugaben waren schließlich ein Triumphzug durch die Bandgeschichte und starteten mit dem krachenden ´R.I.B. (Rest In Beer)´, gefolgt vom unverzichtbaren ´Zombie Attack´ und ´(Empty) Tankard´, während Gerre sich kurzzeitig ins Publikum mischte und die Fans hautnah an der Show teilhaben ließ.

Wahrlich begeisternd und zugleich berührend war auch die anschließende Verabschiedung vom Publikum, die durch den Johnny Cash Song ´Hurt´ musikalisch untermalt wurde, und einmal mehr demonstrierte, was da für sympathische Burschen auf der Bühne stehen.

Setlist (mit Albumzuordnung):
One Foot In The Grave (´One Foot In The Grave´)
The Morning After (´The Morning After´)
Rapid Fire (A Tyrant’s Elegy) (´A Girl Called Cerveza´)
Ex-Fluencer (´Pavlov’s Dawgs´)
Need Money For Beer (´B-Day´)
Rules For Fools (´Pavlov’s Dawgs´)
Rectifier (´B-Day´)
Time Warp (´Vol(l)ume 14´)
Beerbarians (´Pavlov’s Dawgs´)
Chemical Invasion (´Chemical Invasion´)
Die With A Beer In Your Hand (´Beast Of Bourbon´)
Octane Warriors (´Thirst´)
A Girl Called Cerveza (´A Girl Called Cerveza´)
Freibier (´Stone Cold Sober´)
R.I.B. (Rest In Beer) (´Rest In Beer´)
Zombie Attack (´Zombie Attack´)
(Empty) Tankard (´Zombie Attack´)



