
FORBIDDEN SEED – In Shadows Deep – Shadow Of The Crow Pt. II
2025 (Steel Gallery Records) - Stil: Heavy Metal
Drei Jahre nach dem atmosphärisch wuchtigen Vorgänger kehren FORBIDDEN SEED mit ´In Shadows Deep – Shadow Of The Crow Pt. II´ zurück und schließen ihre Interpretation des Mythos um Eric Draven ab. Hinter der Musik steht erneut der unermüdlich kreative Kopf Constantin Maris, der an Gitarre, Bass und Mikrofon eine klare Vision verfolgt, diesmal jedoch flankiert von Stefanos Zafeiropoulos, dessen präzise Gitarrenarbeit und dunkel schimmernde Zweitstimme der neuen Platte ein anderes Gewicht verleiht. Zusammen mit Keyboarder George Tsioutsias und Schlagzeuger K. C. entsteht eine Klangwelt, die im Vergleich zum ersten Teil weniger in die Höhe strebt, sondern mehr in der Tiefe versinkt.
Schon im eröffnenden Stück ´Murder Of Crows (Intro)´ setzt sich ein Ton durch, der nicht mehr primär auf epische Weite zielt, sondern auf innere Spannung, gefolgt von ´Remedial Sinner´, das den Albumfluss sofort skizziert: markante Rhythmusgitarren, klare Motivführung und ein unruhiger Herzschlag, der sich an den frühen Neunzigern schult, ohne sich von deren Ästhetik abhängig zu machen. FORBIDDEN SEED greifen hier Elemente von ICED EARTHs mittlerer Phase und dem schattenhaften Nachglühen SAVATAGEs auf, doch sie formen daraus keinen Rückblick, sondern eine eigene, unerbittlich nach vorne gerichtete Sprache.
Die Stücke wirken insgesamt tiefgründig und verschachtelt. In ´Back From The Brink´ wie auch in ´Till Morning Comes´ wachsen die Riffs weniger aus melodischer Eingängigkeit, sondern aus einer dramaturgischen Idee, die von innerer Zerrissenheit lebt. Wenn der Spannungsbogen in ´From Above´ sich schließlich entlädt, spürt man die Handschrift von Stefanos Zafeiropoulos besonders deutlich. Es gibt eine klare Melodieführung, kantige Staccato-Passagen und einen metallischen Tonfall, der Erinnerungen an die Schwere von MORGANA LEFAY oder frühen TAD MOROSE wachruft, ohne in reine Nostalgie zu kippen.
Mit ´Other Side Of The Blade´ öffnet sich das Album seinem dunkelsten Moment. Der Song wirkt wie ein Monolog aus leiser Melodik und heißer Schwere. ´Trivial´ schwebt mit ungewohnt träumerischem Ausdruck, einer nach innen gekehrten Stimmung, die man eher in der Welt progressiver Klänge erwarten würde. In ´Rooftops´ und dem instrumentalen Vorspiel ´Alone In The Rain (Prelude)´ weitet sich diese Atmosphäre weiter aus, bevor ´Ghost Beneath The Flames´ das Konzept wieder zusammenzieht und mit schwerer Energie zum Kern zurückführt.
Danach wird das Album eine Spur härter. ´Pain´ bricht mit kompromissloser Rhythmik hervor, pointiert durch das Solo von Dimitris Goutziamanis, während ´Ghost Shadow Redeemer´ sich mit einem beinahe martialischen Grundton steigert. In ´I Don’t Want It Anymore´ setzt Kosta Vreto einen markanten Gitarrenmoment, der dem Stück einen zutiefst persönlichen Nachhall verleiht. ´30 Hours Of Pain´ wirkt danach wie eine letzte, fiebrige Verhärtung. Erst ´Beyond This Night´ bringt einen Hauch von Katharsis zurück: ein Stück voller Nachdenklichkeit und klanglicher Eleganz, das den langen Weg durch Trauer und Vergeltung mit einem beinahe theatralen Ernst beschließt, bevor ´Forever (Outro)´ die Schatten langsam verblassen lässt.

´In Shadows Deep – Shadow Of The Crow Pt. II´ ist ein anderes Album als sein Vorgänger. Weniger hymnisch, weniger ausladend, dafür kompakter, unruhiger. FORBIDDEN SEED verzichten weitgehend auf die epische Breite und die melodische Direktheit. Sie schlagen stattdessen einen Weg ein, der ihre Musik härter, erwachsener, grüblerischer macht. Es ist ein Werk, das nicht sofort packt, sondern sich erst durch wiederholtes Hören öffnet.
Damit wird dieser zweite Teil nicht nur zur Fortsetzung der Geschichte, sondern zu einer eigenen, geschlossenen Welt – einem düsteren Kosmos, der die Sprache des Heavy und Power Metal in eine Form gießt, die weniger auf Effekt als auf Ausdruck setzt. FORBIDDEN SEED liefern hier kein leicht konsumierbares Statement, sondern eine ernsthafte, künstlerisch gereifte Reflexion über Verlust, Zorn und das stille, oft schmerzhafte Ringen um Erlösung.
Ein bemerkenswertes Werk aus Griechenland, dicht und atmosphärisch – ein Album, das seine Schatten nicht nur wirft, sondern aus und in ihnen lebt.
(8 Punkte)
https://www.facebook.com/Forbiddenseedband
Label: Steel Gallery Records
VÖ: 12. Dezember 2025
Format: CD
Stil: Heavy/Power Metal mit dunklen und progressiven Akzenten
Besetzung:
Constantin Maris – Gesang, Gitarre, Bass
Stefanos Zafeiropoulos – Gitarre, Gesang
George Tsioutsias – Keyboards
K. C. – Schlagzeug
Gastmusiker:
Kosta Vreto – Gitarrensolo in ´I Don’t Want It Anymore´
Dimitris Goutziamanis – Gitarrensolo in ´Pain´
Produktion:
Mixing und Mastering von Kosta Vreto im Littlebig Studio, Thessaloniki
Artwork von Panagiotis Vlamis
Konzept:
Zweiter Teil des Eric-Draven-Zyklus, beeinflusst von James O’Barrs Graphic Novel und der Filmadaption ´The Crow´ (1994)
Bestellung: steelgallery.com/metal-store/product/forbidden-seed-in-shadows-deep/
Promo-Clip: youtu.be/pA1pLHFQo_o



